Die fantastische Reise von Rachel Moret in den Tischtennis-Olymp
Von der Badi zur besten Schweizerin aller Zeiten

Rachel Moret lebt in Tokio ihren Traum als Tischtennis-Profi. Zuerst schlägt sie die zweifache Europameisterin und hat dann gegen die Weltnummer 1 das ultimative Erlebnis.
Publiziert: 26.07.2021 um 21:58 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2021 um 23:02 Uhr
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Verliebt in den Ball: Rachel Moret reist als Tischtennis-Spielerin um die halbe Welt.
Foto: keystone-sda.ch
Sebastian Rieder aus Tokio

Das Resultat ist zwar brutal, für Rachel Moret (31) ist es aber nur eine Blaupause für das Beste, was in ihrem Leben passieren konnte. Mit 0:4 verliert sie den Sechzehntelfinal gegen Chen Meng (27). Die Chinesin ist die Weltnummer 1 und auch an Olympia das Mass aller Dinge. «Es war ein unheimlich tolles Gefühl, gegen die beste Spielerin der Welt antreten zu können», sagt Moret nach der kurzen und heftigen Begegnung.

Nach nur 21 Minuten ist die beeindruckende Show der Ballkünstlerin vorbei – mit insgesamt 44 zu 18 Punkten lässt die Vize-Weltmeisterin von 2019 der Schweizerin nur im vierten Durchgang eine kleine Chance. Aber auch der letzte Satz geht mit 11:7 am Ende doch klar aus. «Ich habe gut gespielt und konnte es am Schluss sogar geniessen», resümiert Moret und verlässt das Metropolitan Gymnasium voller Emotionen im geistigen Gepäck.

Die fantastische Reise von Moret ist nach einer Woche in Tokio zwar zu Ende, aber der Trip im Tischtennis-Olymp ging länger, als sie sich das je erträumt hatte. «Es war ein unglaubliches Erlebnis hier auf dem allerhöchsten Level zu spielen», freut sich die Waadtländerin. «Das gibt mir noch einmal einen enormen Schub für meine Karriere. Jetzt muss ich zuerst einmal Ferien machen und alle die Eindrücke aus Tokio verdauen.»

Historischer Moment für die Schweiz

Noch lange zehren wird die Frau vom französischen Spitzenclub Nimes von ihrem Triumph gegen die zweifache Europameisterin Georgina Pota (36). Gegen die Ungarin macht Moret das Spiel ihres Lebens und bezwingt die frühere Weltnummer 14 glatt mit 4:1. «Ich habe mein bestes Tischtennis gezeigt», sagt Moret und erinnert sich an ihre Anfänge, als sie mit 13 Jahren in einer Badi am Genfersee ein Plauschturnier gewinnt und danach gleich vom Tischtennisclub Morges angefragt wird.

Aus Pingpong wird schnell Tischtennis – und der Rohdiamant aus der Romandie arbeitet sich rasant zur nationale Spitze hoch. Bis die achtfache Schweizer Meisterin aber international für Furore sorgt, dauert es lange. Sie lässt nicht locker und schafft mit 29 Jahren den Sprung unter die Top 100 der Welt. Es reicht ihr bis Platz 68 – ein Novum in der Geschichte des Schweizer Tischtennis. Genauso historisch wie ihr Auftritt in Tokio, der sie in neue Sphären katapultieren könnte.

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