Miteinander reden, sich absprechen, jemandem etwas zurufen: In kaum einer Sportart ist die Kommunikation auf dem Feld so wichtig wie beim Volleyball. Aber was ist, wenn der Teamkollege fast taub ist? Genau diese Herausforderung kennt das US-Team der Männer: Mittelblocker David Smith hört seiner Geburt vor 39 Jahren kaum etwas. «Wir haben einen Leitsatz», erklärt sein Teamkollege und US-Libero Erik Shoji (34): «Wenn David schreit, bekommt er auch den Ball.»
In Paris ist das fast nie der Fall. Smith ist im Spätherbst seiner Karriere, bei seiner vierten Olympia-Teilnahme kriegt der Familienvater kaum Einsatzzeit. Dennoch fragt man sich: Wie konnte Smith überhaupt ein Spitzenniveau in einer so rasanten Sportart erreichen? «Mit viel harter Arbeit. Aber es war schon auch frustrierend», sagt er.
Lange schlug sein Herz für den Fussball, erst mit 14 Jahren spielte Smith aus Plausch erstmals Volleyball. Er hatte Talent und wurde grösser und grösser – er misst 201 Zentimeter. In der University of California traf er dann auf Headcoach John Speraw, der ihn förderte. Mehr als 20 Jahre später ist Speraw in Paris der Trainer des US-Teams, das im Viertelfinal am Montag auf Brasilien trifft.
Smith macht tauben Menschen Mut
Der Nachteil, den Smith auf dem Court hat, ist erheblich. Er trägt zwar Hörgeräte und ist exzellent im Lippenlesen, beides hilft aber nur bedingt. Denn erstens ist es in der Arena Sud in Paris ohrenbetäubend laut und zweitens können die Teamkollegen ihre Gesichter nicht immer zu Smith wenden – alles ist viel zu hektisch. Vorbesprechungen und Automatismen sind darum umso wichtiger.
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Längst ist Smith, der in Rio 2016 mit den USA Bronze gewann, mehr als nur ein Volleyball-Profi. Er ist auch ein Vorbild für viele Menschen mit Behinderungen. In Paris tauschte er sich schon mit einigen tauben Fans aus.
Smith: «Sie waren begeistert darüber, dass jemand auf dem Court steht, der auch nicht richtig hört und offen darüber spricht. Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass ich meine eigene Grenze kennenlernen soll und dass niemand sie für mich definieren soll. Genau das versuche ich, ebenfalls weiterzugeben.»