Sie spielen seit acht Jahren zusammen
Hüberli und Brunner – schon fast wie ein altes Ehepaar

Sie sehen sich fast jeden Tag, lachen und weinen zusammen und greifen in Paris gemeinsam nach den Olympia-Sternen: unser Beachvolleyball-Duo Tanja Hüberli und Nina Brunner.
Publiziert: 28.07.2024 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2024 um 10:09 Uhr
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Nina Brunner (l.) und Tanja Hüberli spielen seit 2016 zusammen.
Foto: keystone-sda.ch
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Patrick MäderAutor Blick Sport

Welche Geheimnisse hat man noch, wenn man seit acht Jahren zusammen durch die Welt reist, zusammen im Zimmer haust und zusammen die Gefühle teilt – die Freude und den Frust? «Im Restaurant könnten wir uns gegenseitig das Essen bestellen, weil wir wissen, was die andere gern isst», sagt Tanja Hüberli (31). Sie und Nina Brunner (28) sind schon so lange als Beachvolleyball-Duo unterwegs, dass sie schon beinahe wie ein altes Ehepaar funktionieren.

Würde Hüberli ein Buch über Brunner schreiben, hätte es den Titel: «Der nervenstarke Ruhepol». Umgekehrt würde der Titel «Die Unkomplizierte mit viel Herz und Humor» lauten. Würden sie eine Biografie schreiben, hätte Hüberlis Buch den Titel: «Immer am Abgrund – zwischen Genie und Wahnsinn.» Und Brunner würde es «Das beste Ich» nennen und erläutert: «Das ist mein grösstes Ziel, das Beste aus mir herauszuholen.»

Oft teilen die beiden an Turnieren das Zimmer. Nina wählt dann jeweils die Fensterseite und ist ein bisschen aufgeräumter, Tanja dafür ein bisschen chaotischer. Eine löscht das Licht lieber ein bisschen später, die andere steht dafür etwas früher auf – die ganz normalen Kleinigkeiten halt, die eine Partnerschaft ausmachen. Gemeinsam ist beiden der Humor. «Wir lachen wirklich viel und herzlich miteinander», sagt Nina Brunner. «Über Alltägliches, was wir erleben oder manchmal auch über unsere Trainer.»

Aussprache in Moskau

Nicht immer hat es so gut harmoniert wie jetzt. Tanja Hüberli erinnert sich an 2018, als es nicht vorwärtsging, als es harzte und knorzte in der Beziehung und im Sportlichen, «da sprachen wir uns bei einem Essen in Moskau aus. Wir liessen symbolisch die Hosen runter, haben keine Themen ausgelassen.» Auch eine Trennung stand wohl im Raum, doch zum Glück kam es nicht dazu. Die beiden fanden den Weg, auch dank einschneidender Ereignisse, die sie weiter zusammenschweissten: die Lungenembolie von Hüberli 2019 kurz vor Tokio, als noch nicht klar war, dass die Spiele auf 2021 verschoben werden. Dann kam die Pandemie.

Ging es der einen schlecht, half ihr die andere und umgekehrt. Tanja Hüberli und Nina Brunner teilten untereinander Themen wie das Verlieben, das Entlieben, Trennung und Hochzeit, Tiefs und Hochs und über allem das Thema Sport. Im Sand auf dem Spielfeld sind die Rollen klar verteilt. Hüberli, 1,90 Meter gross, ist die Blockspielerin. Es kann mitunter anstrengend sein, wenn man nach jedem Aufschlag, den man selbst ausführt, sofort ans Netz stürmen muss, um zum Block anzusetzen. Brunner ist 1,75 Meter gross. Ihre Spezialität ist die Defensive. Sie kann das Spiel ausserordentlich gut lesen, ist gedanken- und reaktionsschnell.

Gruppensieg als Etappenziel

Durch die klare Rollenverteidigung ist das Spiel der beiden Schweizerinnen vorgegeben. Die Gegnerinnen spielen beim Aufschlag meistens auf Brunner, damit diese und nicht die grössere Hüberli den Angriff abschliessen muss. Vielleicht ein Nachteil, den die Schweizerinnen jedoch mit individueller Klasse ausgleichen. In Paris, wo sie in den Gruppenspielen auf Spanien (29. Juli, 12 Uhr), Deutschland (31. Juli, 10 Uhr) und Frankreich (3. August, 16 Uhr) treffen, haben sie sich ein erstes Ziel gesetzt: den Gruppensieg, damit sie es im Achtelfinal mit vermeintlich leichteren Gegnerinnen zu tun bekommen.

Momentan läuft in Paris alles gut. Das Stadion liegt sensationell am Fuss des Eiffelturms. Die Familien werden kommen und die beiden lautstark unterstützen, und die Wohnungssituation im olympischen Dorf ist auch perfekt. «Wir haben zusammen eine Wohnung, jede ihr eigenes Zimmer», verrät Nina Brunner. Auch Hüberli weiss das zu schätzen: «So haben wir beides. Wir können zusammen sein, uns aber auch mal zurückziehen.» Das sind doch beste Voraussetzungen für die Jagd nach einer Medaille. Man würde sie den beiden wünschen.

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