Das Zeitfahrvelo heisst Supersonica SLR, ist 27’400 Franken teuer, wiegt etwa achteinhalb Kilo und wurde teilweise mit einem 3D-Drucker hergestellt. Und vor allem: Es soll Stefan Küng (30) zu einer Olympia-Medaille verhelfen. «Ich bin noch nie auf einem schnelleren Velo gesessen», so der Thurgauer. Tatsächlich arbeitete er bei der Entwicklung seines neuen Arbeitsgeräts kräftig mit. Aber: Was macht dieses Velo eigentlich zur Wunderwaffe? Küng verrät sechs Geheimnisse.
Die Gabel: breiter als üblich
«Das vielleicht auffälligste Merkmal ist die breite Gabel am vorderen Rad. Ihr Abstand zu den Felgen ist im Vergleich zu anderen Velos ziemlich gross. Sie ist auch schön in der gleichen Flucht wie die hinteren Sitzstreben – alles in einer Linie. Tests haben ergeben, dass die breite Gabel für weniger Luftverwirbelungen sorgt. Bei der hinteren Gabel ist es übrigens genau das Gleiche.»
Der Bidon: alles für die Aerodynamik
«Mein Bidon beim Zeitfahren ist nicht rund, sondern flach. 550 Milliliter haben Platz. Besonders ist aber, dass man das Unterrohr genau für ihn angepasst hat. Es gibt keine Lücken und dadurch weniger Luftwiderstand.»
Sattelstütze: aus zwei mach eins
«Ich bin mit 1,93 Meter eher gross und habe darum eine lange Sattelstütze. Bei Tests auf der Rolle oder hinter dem Auto haben wir gemerkt, dass es dort extreme Luftverwirbelungen gibt. Wir haben dann aus der Sattelstütze und dem Rahmen, die normalerweise zwei Stücke sind, ein einziges gemacht. Diese Lösung ist nicht nur für die Aerodynamik interessant, sondern auch für die Kraftübertragung besser.»
Karbonfasern: unsichtbar, aber wichtig
«Etwas, das man nicht sieht, aber extrem wichtig ist, ist der Carbon Layup, also wie die Carbonfasern im Velo geschichtet sind. Ich darf nicht alles verraten, aber beim Steuersatz vorne habe ich im Training gemerkt, dass man dort noch etwas verbessern könnte. Ich habe dem Ingenieur mein Gefühl geschildert, und er checkte alles durch – und hat tatsächlich gemerkt, dass man dort die Carbon-Schichtung verbessern konnte.»
Cockpit: 3-D-Drucker bringts
«Cockpit nennen wir den Bereich, wo ich meine Arme und Hände drauflege. Oft spricht man auch von den Extensions, früher vom Triathlon-Lenker. Unser Cockpit besteht aus zwei Teilen, das sieht man auch optisch. Ein Teil ist aus Carbon, damit es extrem leicht ist – so konnten wir einige Hundert Gramm sparen. Den vorderen Teil, wo meine Hände den Lenker berühren, haben wir mit einem 3-D-Drucker gedruckt. Der Vorteil dabei war, dass wir bei Anpassungen viel Geld sparen und schneller eine neue Version drucken konnten.»
Kettenblatt: spezielle Zähne greifen besser
«Bei einem so flachen Zeitfahren wie in Paris brauche ich vorne nur ein Kettenblatt. Dadurch habe ich dort keinen Umwerfer mehr. Dieses Kettenblatt hat speziellere Zähne als sonst, damit die Kette nicht runterfällt, wenn ich über eine Bodenwelle fahre – und davon gibt es hier einige. Ich fahre übrigens bei einem Zeitfahren mit einer Trittfrequenz von circa 105 Umdrehungen pro Minute – mit einer Pedalumdrehung lege ich also etwa 10 Meter zurück.»