Der Sowjetunion war es mit ihrer Eishockey-Nationalmannschaft gelungen, ihre Ideologie als sportliche Botschaft in den Westen zu tragen. Die «Sbornaja» spielte mit den Gegnern bis zur Öffnung des Eisernen Vorhangs mit traumwandlerischer Sicherheit Katz und Maus. Die Spieler bezahlten für ihre «Privilegien» einen hohen Preis: Preussische Disziplin und der Verzicht auf ein Privatleben. Aber die Botschaft des Politbüros kam an: Hier spielen Genossen. Und sie spielen das beste Eishockey der Welt. Selbst die Kanadier staunten. Der Rest sowieso.
Die Bemühungen Chinas, im Teilchenbeschleuniger eine ansatzweise konkurrenzfähige Eishockey-Nationalmannschaft für die Winterspiele 2022 zu züchten, konnten nur scheitern (Konfuzius sagt: Bohre den Brunnen, ehe du Durst hast). Die Volksrepublik wollte dann das Gesicht nicht verlieren – nun hat sie es mit der Einbürgerung von 16 Nordamerikanern und einem Russen allerdings erst recht verloren. Peking braucht Hilfe aus dem Ausland? Das ist die Kapitulation. Hätten 25 Chinesen zweistellig gegen die besten Spieler der Welt (ausserhalb der NHL) verloren, man hätte es erklären und schnell wieder vergessen können, weil Eishockey in China keine mehrheitsfähige Veranstaltung ist und auch nie sein wird.
China und Eishockey
Wie es kommt, dass China Olympische Spiele ausrichten darf, wissen die Funktionäre. Warum China ausgerechnet Winterspiele ausrichten will, wissen nur die Götter. Der Irrglaube, per Oberbefehl eine Wintersportnation – ganz zu schweigen von einer Eishockeynation – aus dem Hut zaubern zu können, zeugt von fast schon rührender Naivität. Eine branchenübliche Binsenweisheit sagt: Was im Sport gedeihen soll, muss organisch wachsen. Das können nicht mal die Chinesen ändern.