In diesem verrückten Mountainbike-Saisonfinale hatte auch Nino Schurter (37) selber Zweifel. Bei der Schlammschlacht im kanadischen Mont-Sainte-Anne war plötzlich nicht der ebenfalls schwach gestartete Jordan Sarrou (30, Fr) Hauptrivale im Kampf um den Gesamtweltcup-Triumph, sondern der entfesselte Mathias Flückiger (35).
Schurter im Ziel: «Ich hatte einen extrem schlechten Start und war auf Rang 31 oder so. Dann kam die Nachricht, dass Mathias führt und ich mindestens 13. werden muss.»
Doch Flückiger wird nach zwei platten Hinterreifen Zweiter statt Erster, Schurter steuert erkältungsgeschwächt und mit einem Zwangsstopp wegen herausgesprungener Kette auf Rang 14 ins Ziel. Es reicht: Der neunte Gesamtweltcup-Sieg ist im Sack.
Schurter so gut wie vor 13 Jahren
Damit baut Schurter seinen Rekord weiter aus. 13 Jahre nach seinem ersten Gesamtsieg folgt Nummer 9. Der Grösste des Mountainbike-Sports wird noch grösser. «Ich bin überglücklich, es war eine unglaubliche Saison», sagt Schurter, der 2023 allen Unkenrufen davonrast, dass ihn die nächste Generation langsam aber sicher ablöst.
Schurter holt in Lenzerheide GR nicht nur märchenhaft den lange ersehnten 34. Rekordsieg im Weltcup, sondern gewinnt in Val di Sole auch noch ein zweites Saisonrennen. Dazu WM-Bronze in Glasgow und nun eben noch die Titelverteidigung im Gesamtweltcup.
Vor der Saison gabs auch bei Schurter selber gewisse Fragezeichen. Reichts nochmals für ganz nach oben? Die Antwort fiel nun eindeutig aus.
Jetzt locken die fünften Olympischen Spiele
Doch mit 37 Jahren fährt bei der Bike-Legende das Thema Rücktritt natürlich immer mit. Schurter wurde im Juni vor seinem Heimrennen emotional, als er realisierte, dass er nach menschlichem Ermessen das letzte Mal in Lenzerheide startet – denn 2024 und 2025 gastiert der Tross in Crans-Montana.
Nun deutet alles darauf hin, dass Schurter weitermacht und womöglich 2024 in Paris seine fünften Olympischen Spiele fährt. Sollte er einen der zwei Schweizer Startplätze ergattern, gäbe es für ihn allerdings eine Bedingung. «Ich würde nur nach Paris fahren, wenn ich spüre, dass ich wirklich vorne dabei sein kann», machte der Churer längst klar.
Doch in Kanada interessiert Schurter nur die kurzfristige Zukunft: «Was jetzt kommt? Die nötige Erholung und Ferien!»