Sie sind die härtesten Hunde im Rad-Zirkus: die Downhill-Mountainbiker. Mit irrwitzigem Tempo krachen die Fahrerinnen und Fahrer auf angelegten Trails die Bergflanken hinunter, überwinden Hindernisse wie Felsvorsprünge, Wurzeln oder extra eingebaute Sprünge.
Genau nach einem solchen Sprung ist die beste Downhillerin der Schweiz, Camille Balanche (33), Ende August am Weltcup in Andorra schwer gestürzt. Schuld war kein Fahrfehler, sondern eine Windböe, die die Weltmeisterin von 2020 nach dem Absprung erfasst hatte. Balanche wurde mit dem Helikopter abtransportiert, das Schlimmste war zu befürchten. Doch wie durch ein Wunder blieb sie von komplizierten Frakturen verschont.
Die unsichtbare Verletzung
Alles gut also? Von wegen. Obschon die Neuenburgerin äusserlich zwar wenige Wochen nach dem Sturz einen gesunden Eindruck macht, steht ihr ein langer Comeback-Weg bevor. Beim Aufprall zog sich Balanche trotz Fullface-Helm ein Schädel-Hirn-Trauma zu. Und während Gehirnerschütterungen und heftigere Traumata im Spitzensport noch immer teils sehr lasch behandelt werden, nimmt die Downhillerin ihre unsichtbare Verletzung sehr ernst.
Auf Instagram teilt sie Einblicke in die vergangenen Wochen. An den Unfall und die darauffolgenden fünf Tage hat die Bikerin nach wie vor keine Erinnerungen. Die Zeit nach dem Unfall verbrachte sie in einer auf neurologische Reha spezialisierten Klinik in der Heimat. Und das hat sich bezahlt gemacht. «Alle neurologischen Tests sehen gut aus. Nun darf ich das Training etwas intensivieren und schauen, wie mein Kopf darauf reagiert», schreibt die Downhill-Weltmeisterin kürzlich unter ein Foto, das sie mit diversen Kabeln und Elektroden am Kopf zeigt.
Vorbildliche Reha
Unter dem Post stapeln sich die Genesungswünsche. Applaudiert wird Camille Balanche auch für ihre Art, mit der Kopfverletzung umzugehen. «Gut zu sehen, dass du dich an Spezialisten wendest und dich richtig testen lässt», schreibt etwa die dreifache Mountainbike-Weltmeisterin Anneke Beerten (41). Ein Vorbild für alle anderen Athleten sei sie, so ein weiterer Kommentar. Verläuft der Heilungsprozess bei der Neuenburgerin weiterhin wie gewünscht, ist sie in der kommenden Saison in alter Stärke im Weltcup zurückzuerwarten.