Schweizer Podest-Spätzünder
Guerrini schreibt in den USA Mountainbike-Märchen

Die sowieso schon denkwürdige Saison der Schweizer Mountainbiker ist um ein Kapitel reicher. Marcel Guerrini ist im Alter von 29 Jahren im Kreis der Weltbesten angekommen.
Publiziert: 04.10.2023 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2023 um 21:26 Uhr
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Marcel Guerrini: Starker Saisonschlussspurt mit Rang 4 in Les Gets (Bild) und Rang 3 in Snowshoe.
Foto: keystone-sda.ch
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Eigentlich dominiert die Schweiz im Männer-Mountainbike sowieso schon. Die drei ersten Ränge in der Weltrangliste besetzen lauter Schweizer – doch nun ist da plötzlich Marcel Guerrini (29), der im Saisonschlussspurt für einen Schweizer Hammer sorgt.

Wahl-Luzerner Guerrini fährt am Sonntag in den USA erstmals in seiner Karriere voll um den Sieg. Erst vor der letzten Kurve gehen Sieger Jordan Sarrou (30, Fr) und Legende Nino Schurter (37) noch an ihm vorbei.

«Es ist mega schön, in diesem Alter erstmals im Weltcup in die Top 3 zu fahren. Da habe ich lange dafür gearbeitet», sagt Guerrini glücklich zu Blick. Doch wer ist der Spätzünder, der diese Saison als vierter Schweizer neben Schurter, Mathias Flückiger (35) und Lars Forster (30) aufs Treppchen fährt?

Guter Kumpel der Flückigers

Guerrini war 2016 U23-Schweizermeister und stammt aus Rapperswil-Jona, lebt nun aber mit Freundin Samantha in Ufhusen LU, wo er sich langfristig etablieren will.

Auch sportlich. Mit den Flückiger-Brüdern Mathias und Lukas aus dem nahen Huttwil BE gibts eine enge Bindung. Guerrini: «Mit Math bin ich viel auf dem Velo. Und durch die Freundschaft zu Luk ist das Projekt mit Bixs entstanden, er ist nun mein Teammanager.»

Im Team des Veloherstellers aus Sursee LU ist Guerrini seit 2022 das Aushängeschild. Ein traumhaftes Umfeld für den Bike-Profi – noch 2020 stand die Karriere auf der Kippe. Er hatte keinen Rennstall mehr, nahm privat an Rennen teil und legte finanziell drauf. Zudem kam das Problem, dass Guerrini 2019 wegen einer Knieverletzung die Saison verpasste und dann wegen der Pandemie die Weltcuppunkte eingefroren wurden. Die Folge? Guerrini muss stets von weit hinten starten.

Eigentlich der zweite Podestplatz in Folge

Deshalb fährt er verrückte Aufholjagden wie mal von Startplatz 150 auf Rang 21. «Das waren tolle Rennen, aber realisieren tuts halt kaum jemand», sagt Guerrini, «vielleicht wäre der Erfolg früher möglich gewesen, wenn das Problem mit den Punkten nicht gewesen wäre.»

Doch der Fahrlehrer-Sohn beisst sich durch. Und erlebt nun ein Mountainbike-Märchen. Das USA-Husarenstück ist Guerrinis erster Weltcup-Podestplatz. Doch Moment. Wegen der Mountainbike-Besonderheit, dass die Top-5 aufs Podest steigen, ist es nach Rang 4 in Les Gets (Fr) eigentlich der zweite in Folge.

«Jetzt will ich es durchziehen und auch in Kanada in die Top 5 fahren», sagt er übers Saisonfinal am Sonntag (SRFinfo live, 21.30 Uhr). Ein erstes Mal in diesen Sphären fuhr Guerrini bisher einzig mit Rang 5 an der WM 2022. Doch eben: Der ganz grosse Weltcupdurchbruch liess nun bis Snowshoe auf sich warten.

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