«Der Ablauf ist einfach und kurzweilig»
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Neuer Doping-Test:«Der Ablauf ist einfach und kurzweilig»

«Ändert die Regeln!»
Doping-Experte Kamber schlägt Alarm

Positive Dopingproben durch Kontamination häufen sich. Für Experte Matthias Kamber stellen sie eine grosse Gefahr dar. Er fordert deshalb eine Regeländerung.
Publiziert: 18.03.2025 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2025 um 22:19 Uhr
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Matthias Kamber ist beunruhigt. Der ehemalige Chef von Antidoping-Schweiz sieht grossen Handlungsbedarf.
Foto: STEFAN BOHRER

Darum gehts

  • Doping-Experte Matthias Kamber fordert Regeländerung in der Dopingbekämpfung
  • Das grösste Problem sieht er in den immer genaueren Messungen der Labors
  • Weniger als ein Milliardstel Gramm wurde Tennis-Star Jannik Sinner zum Verhängnis
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola AbtReporter Sport

Der technologische Fortschritt sollte in der Dopingbekämpfung eigentlich helfen, doch er wird immer mehr zum Problem. Das zeigen die jüngsten Fälle um Tennisstar Jannik Sinner (23) und die Schweizer Triathletin Imogen Simmonds (32). Nun schlägt Doping-Experte Matthias Kamber Alarm: «Die Regeln müssen sofort geändert werden!» 

Sowohl bei Sinner als auch bei Simmonds wurden Kleinstmengen einer verbotenen Substanz nachgewiesen. Weniger als ein milliardstel Gramm überführte den Tennisspieler. Kamber, ehemaliger Chef von Antidoping-Schweiz, geht von einer Kontamination aus.

In solchen Fällen entscheiden mit dem aktuellen Reglement Glück oder Pech über eine positive Dopingprobe. «Wäre Sinners Urin in einem anderen Labor gelandet, wäre er nicht positiv gewesen. Weil sie gar nicht die Möglichkeit gehabt hätten, diese kleine Menge der Substanz zu entdecken», erklärt Kamber. 

Kölner Labor misst besonders genau

Um von der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) akkreditiert zu werden, müssen Labors Substanzen bis zu einem bestimmten technischen Grenzwert nachweisen können. Inzwischen ist es aber vielen möglich, deutlich präzisere Messungen vorzunehmen. Eines der modernsten Labors ist das in Köln. «Wenn dort eine Urinprobe landet, ist die Wahrscheinlichkeit, etwas zu finden, viel grösser als anderswo. Das ist ungerecht.»

Deshalb fordert Kamber eine Regeländerung. Heute gilt der Nachweis einer verbotenen Substanz im Urin sogleich als positiver Dopingtest, wenn keine Ausnahmen wie für bestimmte Medikamente oder Substanzen mit Kontaminationspotenzial bestehen.

Das will der Schweizer ändern. Sein Vorschlag: «Alles, was unter dem technischen Grenzwert liegt, wird gemeldet. Aber nicht als positiv, sondern als atypisches Resultat.» Das würde bedeuten, dass die Anti-Doping-Organisationen zusätzliche Untersuchungen durchführen müssten. Dabei würde auch der Athlet so schnell wie möglich mit einbezogen.

Mehr Arbeit für Antidoping-Organisationen

Wie wichtig dies ist, hat der Fall des Schweizer Handballers Simon Getzmann aus dem Jahr 2015 gezeigt. Ein korrekt hergestelltes Medikament führte zu seiner positiven Dopingprobe. Nur weil noch eine Tablette der Packung übrig war, konnte die Kontamination bewiesen werden.

Kamber will mit der Regeländerung auch eine Vorverurteilung der Athleten verhindern. «Durch die sofortige Meldung einer positiven Probe wird den Athleten zum Teil zu Unrecht ein Dopingstempel aufgedrückt, den sie ihr Leben lang nicht mehr loswerden.» So passiert im Fall von Mountainbiker Mathias Flückiger (36). Der Schweizer wurde fälschlicherweise als Dopingsünder bezeichnet.

Trotz dieser Argumente sträubt sich die Wada bisher gegen eine Regeländerung. Weshalb das so ist, ahnt Kamber: «Für sie gäbe es viel mehr zu tun. Das wäre eine Art Beweislastumkehr. Plötzlich müsste nicht mehr der Athlet seine Unschuld beweisen, sondern die Anti-Doping-Organisationen ein Dopingszenario aufzeigen.»

Mögliche Katastrophe droht

Bei Blutproben hat sich die Idee von Kamber bereits bewährt. Werden dort abweichende Blutwerte festgestellt, ist von einem atypischen Befund die Rede. Ein Expertengremium muss dann ein Dopingszenario aufzeigen. Wenn dies nicht möglich ist, bleibt die Probe atypisch.

Wird dies nicht bald bei Urinproben eingeführt, sieht Kamber grosse Gefahren. «Die Fälle werden sich häufen, da die Technologie weitere Fortschritte macht. Damit verliert der Dopingkampf weiter an Vertrauen. Und da sich nicht viele Sportler die besten Anwälte leisten können, müssten sie jahrelang für ihre Unschuld kämpfen. Das wäre eine Katastrophe.»

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