Es ist ein unglaublicher Zufall. Die ominöse Ironman-70.3-WM im Dezember in Neuseeland, an der die Schweizer Triathletin Imogen Simmonds (31) eine positive Dopingprobe abgab, war gleichzeitig auch das letzte Rennen unter ihrem Zürcher Trainer Reto Brändli (50). Er sagt zu Blick: «Ich war die letzten vier Jahre ihr Headcoach, wir haben erfolgreich zusammengearbeitet. Doch Imogen hat für die Zukunft beim Coaching einen neuen Ansatz gesucht.»
Als man sich auf Ende Jahr trennte, war noch nichts von der Dopinganschuldigung bekannt. Erst diese Woche wurde Trainer Brändli urplötzlich von der Vergangenheit eingeholt – seine ehemalige Athletin machte publik, dass bei ihr Spuren von Ligandrol gefunden worden waren. Plus die verblüffende Erklärung, dass der Austausch von Körperflüssigkeiten mit ihrem Lebenspartner dafür verantwortlich sei – er habe das Mittel zu sich genommen, nicht sie.
Headcoach: «Der Stempel wird bleiben»
Brändli: ««Ich möchte ihre Erklärung glauben, sie ist für mich so weit nachvollziehbar.» Dann erklärt der Bruder der früheren Schweizer Rad-Olympionikin Nicole Brändli (45), dass er Simmonds als hochintelligente Person kennengelernt habe. «Sie hat sich sehr oft mit der Problematik Doping auseinandergesetzt. Es war ihr grösster Alptraum, plötzlich mit einem positiven Test dazustehen.» Sie habe zum Beispiel volle PET-Flaschen stets darauf untersucht, ob sie bereits geöffnet worden waren.
Nur die private «Apotheke» ihres Freundes hatte Simmonds offenbar nicht im Blick – mit fatalen Folgen. «Selbst wenn sie eines Tages freigesprochen wird, der Stempel wird bleiben», sagt Brändli.
Direkten Kontakt gabs zuletzt nicht. Doch Brändli kenne Simmonds gut genug, um zu erahnen, dass die Nachricht aus dem Dopinglabor der Genferin den Boden total unter den Füssen weggezogen haben müsse, wie er sagt. Auch weil der Fall durch die direkte Beteiligung des Freundes auch zur Zerreissprobe fürs Privatleben wird.
Brändli schrieb ihre Trainingspläne aus der Ferne
Für Brändli sprechen auch der Zeitpunkt und die gefundene Kleinstmenge gegen ein bewusstes Doping. «Im Triathlon herrscht eine strikte Nulltoleranzstrategie, es wird die ganze Saison über sehr häufig getestet. Und bei der WM nach einem Spitzenplatz sowieso», sagt er.
Aber natürlich weiss auch der Zürcher: Selbst bei einer engen Zusammenarbeit gibts keine hundertprozentige Sicherheit, ob die betreute Athletin oder der betreute Athlet nicht doch insgeheim zu verbotenen Mitteln greift. Gerade dann, wenn die Zusammenarbeit hauptsächlich aus einem Ferncoaching besteht. Brändli schrieb die Trainingspläne von der Schweiz aus, während Simmonds im spanischen Girona lebte und weltweit an Ironman-Rennen teilnahm. «Es geht nur mit Vertrauen», schildert Brändli. Das hatte er während der vier Jahre Zusammenarbeit immer. Und auch jetzt steht er seiner Ex-Athletin zur Seite, zumindest bis Klarheit besteht.