Auf einen Blick
Was ist passiert?
Die Schweizer Triathletin Imogen Simmonds (31) wurde am 8. Dezember 2024 bei einem Routine-Test vor der Ironman-70.3-WM in Neuseeland positiv auf Ligandrol getestet. Das ist eine steroidähnliche Substanz, die die Durchblutung der Muskeln und deren Wachstum fördern soll. Auch die B-Probe war positiv. Somit gilt der Befund als positive Dopingprobe und nicht nur als atypisches Probeergebnis.
Was sagt Simmonds?
Die Ironman-Europameisterin von 2019 sagt, dass ihr Partner der Grund für den positiven Test sein soll. Dieser nehme Ligandrol zu sich, und so sei die Substanz während «intimer Beziehungen» in ihr System gelangt. In einem ausführlichen Post auf Instagram schreibt die Triathletin: «Ich war erschüttert und am Boden zerstört, als der Test ein positives Ergebnis ergab. Ich hatte keine Ahnung, um welche Substanz es sich handelte und wie sie in meinen Körper gelangt sein könnte.» Ihre eigenen Nachforschungen ergaben eine für sie schlüssige Erklärung. «Es stellte sich heraus, dass mein langjähriger Partner, ohne dass ich es wusste, zum Zeitpunkt des positiven Tests Ligandrol eingenommen hatte, um seinen persönlichen Körperbau zu verbessern.» Da sie am Tag vor und am Tag nach der Dopingkontrolle Sex hatten, «sind mein Rechtsteam und ich zu dem Schluss gekommen, dass diese Substanz durch die Übertragung von Körperflüssigkeiten in mein System gelangt ist».
Was sagt Swiss Triathlon zum Fall?
Dem Verband sind grösstenteils die Hände gebunden. Präsident Pascal Salamin erklärt gegenüber Blick: «Für uns ist es jetzt noch zu früh, etwas zu sagen. Wir haben im Moment noch keine offizielle Entscheidung.» Ausserdem sei es komplizierter, weil Simmonds nicht im Olympiakader sei. Die Langdistanzathletinnen würden meist privat trainieren: «Wir wissen nicht wirklich mehr, auch weil Imogen privat und mit einem eigenen Trainer trainiert.» Einen solchen Fall mit der Substanz Ligandrol habe es bei Swiss Triathlon noch nie gegeben. «Auch international habe ich noch nie davon gehört», so Salamin.
Gedopt wegen Sex – was sagt der Experte?
Das Szenario einer möglichen Übertragung von Körperflüssigkeiten hält der Schweizer Doping-Experte Matthias Kamber für «sehr plausibel». Vor allem, weil es sich bei der nachgewiesenen Substanz um eine sehr kleine Menge handle. Die Sex-Theorie sieht der ehemalige Schweizer Anti-Doping-Chef dagegen eher kritisch. «Viel wahrscheinlicher ist, dass die verbotene Substanz über den Speichel in ihren Körper gelangt ist. Das kann beim Küssen sehr schnell passieren. Es wurde schon nachgewiesen, dass Spuren von Kokain oder Anabolika über den Speichel in den anderen Körper gelangen können.»
Wie geht es jetzt weiter?
Simmonds ist gemäss den Antidoping-Regeln der Ironman-Serie bis auf weiteres gesperrt. Die Genferin kann und wird die vorläufige Sperre anfechten und ihre Rückkehr in den Triathlon-Tross verlangen. Simmonds muss nun aber gegenüber der «International Testing Agency» in Lausanne belegen können, dass sie nicht bewusst gedopt hat. Bis der Fall abgeschlossen ist, dürften Monate vergehen.