Auf einen Blick
- Sportler rechtfertigen positive Dopingtests mit kuriosen Ausreden
- Kontaminiertes Fleisch, explodierte Inhalatoren und sabotierte Zahnpasta als Erklärungen
- 17,2 Millionen Euro Strafe für Adrian Mutu nach Kokainkonsum
Eine grosse Menge Fleisch
Durch seine Interviews und seine sensationellen Leistungen auf der Bahn wurde Alex Wilson einst zum Liebling der Nation. Heute ist der in Jamaika geborene und zum grossen Teil in der Schweiz aufgewachsene Wilson ein verurteilter Dopingsünder. Wegen Anabolikamissbrauchs wurde er im Sommer 2022 von der Disziplinarkammer gesperrt. Wilson behauptete daraufhin, dass er in den USA eine grosse Menge kontaminiertes Fleisch gegessen habe. Später zeigte sich in Ermittlungsakten von US-Behörden, dass er mit dem umstrittenen Naturheilpraktiker Eric Lira in Kontakt stand und von diesem wohl auch mit illegalen Substanzen versorgt wurde. Wilson ist mittlerweile abgetaucht.
Ein Burrito mit falschem Inhalt
Wie bei Wilson soll auch bei Shelby Houlihan das Fleisch zu einem positiven Dopingtest geführt haben. 2021 wurde die Leichtathletin – die nach wie vor den US-Rekord über 1500 Meter hält – positiv auf das anabole Steroid Nandrolon getestet. Ihre Begründung: An einem Foodtruck soll man ihr, statt wie bestellt Rind, das Fleisch eines unkastrierten Ebers in den Burrito gerollt haben. Der Internationale Sportgerichtshof glaubte der Berufung aber nicht.
Der Wundspray
Im Frühling 2024 wurde der italienische Tennisstar Jannik Sinner zweimal positiv auf das Steroid Clostebol getestet. Die Begründung: Sein Physiotherapeut habe sich in den Finger geschnitten und seine Wunde mit einem Wundspray versorgt, der den Stoff enthielt. Daraufhin habe er den italienischen Weltranglisten-Ersten ohne Handschuhe massiert. Mitte Februar einigte sich Sinner mit der Welt-Anti-Doping-Agentur nach langem Hickhack auf eine dreimonatige Sperre.
Das Bonbon
Wie der einst gesperrte Schweizer Hürdenstar Kariem Hussein hat auch der Radprofi Gilberto Simoni seine Erfahrungen mit Bonbons gemacht. Nur: Beim Italiener war die Begründung deutlich kurioser. Im Jahr 2002 wurden bei Simoni mehrfach Spuren von Kokain gefunden. Zuerst begründete er dies mit einer Spritze vom Zahnarzt. Später kam ihm in den Sinn, dass es an Bonbons liegen könnte, die ihm seine Mutter aus Südamerika geschickt hatte. Diese seien in Kokablätter verpackt gewesen. In einem späteren Fall schob er die Schuld auf den Tee seiner Tante.
Die Leistung im Bett
Kokainrückstände wurden im Jahr 2004 auch beim rumänischen Topstürmer Adrian Mutu gefunden. Er gab den Konsum im Nachgang zu, versicherte aber, dass er nicht etwa seine Leistung auf dem Platz habe steigern wollen: «Ich habe das nur gemacht, um meine sexuelle Leistung zu steigern.» Dem Internationalen Sportgerichtshof war das egal, Mutu wurde gesperrt und später von seinem Arbeitgeber Chelsea zur Kasse gebeten. 17,2 Millionen Euro forderte der Club.
Einen im Tee
Ob sein Kung-Fu-Tritt mit meterlangem Anlauf an der Eckfahne oder der Trinkflaschenwurf ins Publikum: Der peruanische Mittelstürmer Paolo Guerrero sorgte für so manche Schlagzeilen. Ganz heiss diskutiert wurde auch seine positive Dopingprobe im Herbst 2017. Dann wurde er nach dem Qualifikationsspiel in Argentinien auf die Substanz Benzoylecgonin getestet, die im peruanischen Kokatee, aber auch in Kokain enthalten ist. Guerrero behauptet, dass ihm der Tee im Mannschaftshotel untergeschoben worden sei. Die Fans schlugen sich auf seine Seite, er sprach bei Fifa-Boss Infantino vor, brachte auch Verbände und Spielerkollegen auf seine Seite. Ende Mai 2018 befand letztlich das Schweizer Bundesgericht, dass die Sperre nicht angemessen war, und sprach ihn frei. Guerrero dufte darauf an der WM in Russland auflaufen.
Die Krebsmedikamente der Mutter
Keinen im Tee, dafür einen im Kochtopf hatte die italienische Tennisspielerin Sara Errani im Jahr 2017. Nach einem positiven Test auf das verbotene Arzneimittel Letrozol wurde sie für zwei Monate gesperrt. Errani begründete den Fund daraufhin mit dem Krebsmedikament ihrer Mutter. Dieses sei in der Küche aufbewahrt worden und dann wohl ins Menü gefallen.
Der explodierte Asthmaspray
Im Jahr 2007 wurde die deutsche Mountainbikerin Ivonne Kraft positiv auf das Asthmamittel Fenoterol getestet. Im Nachgang erklärt sie, dass der Asthmainhalator ihrer Mutter explodiert sei. Sie hätte dabei versehentlich etwas eingeatmet. Weil die gefundene Menge tatsächlich so klein war, erhielt Kraft nur eine Verwarnung.
Der tote Zwilling
Auch Radprofi Tyler Hamilton schob die Schuld auf ein Familienmitglied. Als er 2004 positiv auf Fremdblutdoping getestet wurde, behauptete er, dass die Blutzellen von seinem vor der Geburt verstorbenen Zwillingsbruder stammen. Später gab er zu, dass dies schlichtweg gelogen war. In einem TV-Interview gestand er zudem jahrelangen Dopingmissbrauch und belastete auch Radstar Lance Armstrong schwer. Er wurde so Kronzeuge im Prozess gegen den Amerikaner und gab im August 2012 auch seine Olympia-Goldmedaille von 2004 zurück.
Die sabotierte Zahnpasta
Ende 1999 wurde der Mittelstreckenläufer und bekannte Anti-Doping-Kämpfer Dieter Baumann überraschend auf das anabole Steroid Nandrolon getestet. Der Deutsche beteuerte seine Unschuld, Polizei und Staatsanwaltschaft schalteten sich ein. Diese stellten fest: Baumann sei «Opfer eines ausserordentlich raffinierten Anschlags» geworden. Später wurde die verbotene Substanz in seiner Zahnpasta gefunden – von einem Unbekannten injiziert. Der Täter wurde nie gefunden.
Die Tonne Avocado
1999 wurde 100-Meter-Hürdenlauf-Olympiasieger Linford Christie positiv auf Nandrolon getestet. Er habe nur Avocados gegessen, behauptete er. Nur: Um den Grenzwert zu erreichen, hätte Christie eine ganze Tonne Avocados verdrücken müssen. Obwohl ihn der britische Verband für nicht schuldig befand, wurde er vom Weltverband gesperrt. Christie trat daraufhin zurück.
Die Sonnencreme
Im Herbst 2016 wurde die Langlauf-Olympiasiegerin Therese Johaug positiv auf das androgyne Steroid Clostebol getestet. Ihre Erklärung: Sie habe sich eine Creme zur Behandlung des Sonnenbrands auf ihrer Lippe aufgetragen. Ihr Mannschaftsarzt übernahm die Verantwortung – der Internationale Sportgerichtshof glaubte den Ausführungen aber nicht. Sie wurde für 18 Monate gesperrt.
Die kranke Schwiegermutter
Im Jahr 2002 fuhr der litauische Radprofi Raimondas Rumsas plötzlich auf Rang drei der Gesamtwertung. Nur komisch: Seine Frau wurde am Tag nach Tour-Ende mit einem Auto voller leistungssteigernder Substanzen am Zoll erwischt. Diese seien für ihre schwer kranke Mutter bestimmt gewesen. Ein Dopingtest bei Rumsas fiel in diesem Jahr negativ aus. Beim Giro d’Itala im Jahr darauf wurde Rumsas dann doch erwischt und für ein Jahr gesperrt.
Der Roman
Im Jahr 2003 fand man beim belgischen Radcrossstar Mario De Clercq im Rahmen einer Hausdurchsuchung Aufzeichnungen über rote Blutkörperchen, Medikamente und Trainingspläne. De Clercq hatte aber eine gute Ausrede auf Lager: Er arbeite an einem Roman, und für diesen habe er sich das alles ausgedacht. Im Jahr 2008 verurteilte ihn ein Gericht zu einer Haftstrafe auf Bewährung.