Sie hat drei Eisen im Feuer
Kambundji auf Mission EM-Gold

Die EM in München könnte zu den Kambundji-Festspielen werden. Die Bernerin hat gleich drei Gold-Chancen. Erstmals bei einem Grossanlass als Trainer dabei: Freund Florian.
Publiziert: 15.08.2022 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2022 um 09:23 Uhr
  • Wie sie mit der Gejagten-Rolle umgeht
  • Warum ihr Freund als Trainer dabei ist
  • Was sie an der EM kritisiert
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Die Aussichten sind ausgezeichnet: Mujinga Kambundji hat an der EM drei Chancen auf Edelmetall.
Foto: imago/Beautiful Sports
Emanuel Gisi aus München

Eine Goldmedaille hat Mujinga Kambundji (30) in dieser Saison schon, nun kann dem Hallen-Weltmeistertitel in Belgrad noch mehr Edelmetall folgen.

Kann? Muss. Die Bernerin ist vor der EM in München in bestechender Form, über 100 und 200 m war in dieser Saison in Europa jeweils nur die Britin Dina Asher-Smith (26) schneller. Klar also, dass sie zu den Favoritinnen auf den Titel zählt.

Schon fünfmal unter 11 Sekunden

«Ich will ein gutes Rennen machen», sagt Kambundji vor dem 100er-Start am Dienstag. «Was ich in den Augen von anderen soll oder muss, ist für mich nicht entscheidend. Ich weiss: Wenn ich einen schnellen Lauf zeige und das mache, was ich kann, dann gibt es eine Medaille. Welche Farbe sie am Ende hat, kann ich nicht beeinflussen – das hängt schon auch davon ab, wie die anderen drauf sind.»

Sicher ist: Kambundji fühlt sich gut, im letzten 100er blieb sie zum fünften Mal in dieser Saison unter der 11-Sekunden-Schallmauer. Öfter ist das 2022 nur Asher-Smith (6x in 8 Rennen) und Viel-Läuferin Daryll Neita (7x in 17) gelungen. Die beiden Britinnen sind Kambundjis Hauptkonkurrentinnen um 100-m-Gold.

Freund Florian kommt für Ruhe und Fokus

Kommt dazu, dass die Bernerin noch ein Ass im Ärmel hat: Erstmals wird sie bei einem Grossanlass von ihrem Freund gecoacht. Florian Clivaz (27) ist schon länger Teil des Trainerteams mit Adrian Rothenbühler und Patrick Saile, hat seine Liebste auch schon in der Diamond League betreut. Weil Rothenbühler als Coach der Sprint-Staffel und von Mujingas jüngerer Schwester Ditaji (20) wie bereits an der WM in Eugene (USA) an der EM viel um die Ohren hat, kommt nun Clivaz zum Zug. «Ich brauche jemanden, der sich nur um mich kümmert», sagt Kambundji. «Damit Ruhe und Fokus gewährleistet sind.»

Wie das funktioniert, wenn man im Training zusammenarbeitet und davor und danach ein Paar ist? «Geplant war es nicht, dass ich Mujingas Trainer werde», sagt Clivaz, 2018 in Berlin selber noch als Sprinter im Schweizer EM-Kader. «Es hat sich einfach über die Jahre ergeben, dass ich mitgeholfen habe, wenn es nötig war. Und weil es funktioniert hat, bin ich dabei geblieben.»

Das Rädchen, das zum EM-Titel verhilft?

Heisst auch: Im Hause Kambundji/Clivaz ist der Sprint omnipräsent, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. «Es kommt nicht vor, dass Mujinga sagt: ‹Jetzt will ich nicht über den Sport reden.› Der Sprint ist Mujingas Leben. Wir trennen das nicht und das ist auch das Coole daran: Wir müssen das nicht, es hat sich organisch so ergeben.»

Frey schon am Montag, Kambundji und Kouni haben Pause

Während Mujinga Kambundji (30) und Nathacha Kouni (21) dank ihrer Top-12-Zeiten erst im EM-Halbfinal am Dienstag in die 100er-Entscheidung eingreifen, ist Géraldine Frey (25) früher an der Reihe. Die Zugerin, nach dem Rückzug von Ajla Del Ponte (26) in letzter Sekunde nachnominiert, ist bereits am Montag im Vorlauf im Einsatz, die Halbfinal-Qualifikation ist für sie das Ziel. Die direkte Halbfinal-Quali ist ein Privileg, das Kambundji nicht gesucht hat. «Ich bin der Meinung, dass innerhalb einer Meisterschaft für alle die gleichen Regeln gelten sollten», sagt sie. Für sie beraube jede Modus-Verkomplizierung die Leichtathletik ihrer Stärke: «Dass es simpel ist und fair ist, dass es jeder begreift. Das macht unseren Sport aus.»

Während Mujinga Kambundji (30) und Nathacha Kouni (21) dank ihrer Top-12-Zeiten erst im EM-Halbfinal am Dienstag in die 100er-Entscheidung eingreifen, ist Géraldine Frey (25) früher an der Reihe. Die Zugerin, nach dem Rückzug von Ajla Del Ponte (26) in letzter Sekunde nachnominiert, ist bereits am Montag im Vorlauf im Einsatz, die Halbfinal-Qualifikation ist für sie das Ziel. Die direkte Halbfinal-Quali ist ein Privileg, das Kambundji nicht gesucht hat. «Ich bin der Meinung, dass innerhalb einer Meisterschaft für alle die gleichen Regeln gelten sollten», sagt sie. Für sie beraube jede Modus-Verkomplizierung die Leichtathletik ihrer Stärke: «Dass es simpel ist und fair ist, dass es jeder begreift. Das macht unseren Sport aus.»

Was Clivaz aber wichtig ist: Dass er nicht als der neue starke Mann im Betreuerstab gesehen wird. «Wir sind ein Team», sagt er. «Manchmal hat Adi die Lösung, manchmal Patrick, manchmal ich. Ich bin in München jetzt einfach erstmals bei einem Grossanlass dabei.» Vielleicht als das eine Rädchen, das Kambundji über 100, 200 oder 4x100 Meter zur Europameisterin macht.

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