Sie steckt schon mitten in der neuen Saison, doch jetzt wird Melissa Gutschmidt (22) von einem Ereignis des vergangenen Jahres eingeholt. Ein Video der Lausannerin als Staffel-Schlussläuferin beim Weltklasse-Meeting in Zürich geht gerade viral. Über 47 Millionen Mal wurde es bisher angeklickt!
Blick erreicht die Sprinterin im Trainingslager in der Südtürkei, wo sie für die Staffel-WM auf den Bahamas, die EM in Rom und für Olympia in Paris schuftet. Sie sagt über den Internet-Hype: «Es ist einfach unglaublich. Ich habe in den letzten Tagen viele neue Follower hinzugewonnen.»
Eine tragikomische Rolle im Staffel-Schlussspurt
Die Sprinterin aus Lausanne schildert, dass sie auch viele Kommentare gelesen habe. «Die Leute sind sehr nett und wenn sie merken, dass ich über die Szene auch lachen kann, lachen sie auch.»
Dazu muss man wissen: Der U23-EM-Bronzegewinnerin von 2023 kommt im Video vom Schlussspurt der 4x100-Meter-Staffel unfreiwillig eine tragikomische Rolle zu. Die 1,55 Meter kleine Waadtländerin rast dem Sieg entgegen, doch dann wird sie im letzten Moment von der 1,84 Meter grossen Holländerin Tasa Jiya (26) ein- und überholt. Der Grössenunterschied der beiden wirkt surreal und irgendwie unfair. Und weil es zudem so aussieht, dass Jiya die Schweizerin kurz vor dem Ziel fies anrempelt und Gutschmidt deshalb heftig stürzt, fliegen ihr nun die Herzen zu.
Den Internet-Hype hat Gutschmidt einem Türken zu verdanken. Es ist Enez Özen, der auf X 204 Tage nach dem Event im Letzigrund die Szene wieder ausgräbt und so Gutschmidt zu ungeahnter Netz-Popularität verhilft. Özen hat mit Leichtathletik nichts am Hut. Er besitzt aber gemäss Eigenbeschrieb eines der 20 einflussreichsten X-Profile der Türkei und postet regelmässig witzige, unterhaltsame oder skurrile Videos. «Ich publiziere positive Video-Inhalte», sagt Özen über sich – und zum Schlusssprint von Gutschmidt schreibt er lediglich: «Amazing race.»
Die Gegnerin wurde im Netz zum Feindbild
Jetzt ist das 19-Sekunden-Filmchen ein Mega-Hit. Doch Gutschmidt schmunzelt, denn sie hat das Rennen nicht als derart skurril in Erinnerung und analysiert cool: «Die Stabübergabe war nicht ganz ideal und auf den letzten Metern spürte ich die Müdigkeit der langen Saison.» Und der Rempler? Den gabs gar nicht. Gutschmidt: «Sie hat mich nicht berührt, ich bin selber gestolpert. Mir tut Jiya leid, denn gegen sie hat es viele negative Kommentare gegeben.»
Mehr zur Leichtathletik
Dass sie wegen ihrer Grösse (1,55 Meter) auffällt, ist sie sich sowieso gewöhnt. «Ich bin zufrieden mit meiner Grösse. Am Start bin ich sehr schnell, weil ich eine hohe Frequenz laufen kann», sagt Gutschmidt. Sprint-Ikone Shelly-Ann Fraser-Pryce (37) ist jedenfalls gleich klein.
Die Olympia-Saison hat Gutschmidt fix gestartet: Mit Schweizer U23-Rekord an der Hallen-SM (7,20 Sekunden) holt sie Silber bei den Aktiven und so einen Startplatz an der Hallen-WM, was gar nicht das Ziel war.