Nächste und letzte Schweizer Medaille in Apeldoorn: Mujinga Kambundji holt EM-Silber über 60 m! Die Titelverteidigung verpasst die Bernerin um eine mickrige Hundertstelsekunde. Aber sie holt die fünfte Medaille für die Schweiz in diesen vier Tagen. Der Zeiger stoppt bei zweimal Gold (Moser, Ditaji Kambundji) und dreimal Silber (Mujinga Kambundji, Kälin, Ehammer). Glänzend! Platz vier im Medaillenspiegel. Vor dem Sonntag war es sensationell Platz eins. Doch die Holländer sind an der Heim-EM nun sowieso enteilt.
Innert sechseinhalb Stunden stehen für Kambundji drei Rennen an. Vorlauf zum Zmittag, Halbfinal am Nachmittag, Final am frühen Abend. Die Bernerin ist mittlerweile 32-jährig und sagt, dass sie mehr Erholung, dafür aber weniger Training brauche. «Es war schon streng, zu wenig Zeit, um zurück ins Hotel zu gehen, aber zu viel, um warmzubleiben.» Trotzdem: Sie ist auch im dritten Sprint des Tages blitzschnell, unterbietet mit 7,02 Sekunden ihre Saisonbestzeit. Und wäre das Rennen länger gegangen als 60 m, hätte sie wohl gewonnen.
Historische Medaille für Luxemburg
Vor ihr kommt die Italienerin Zaynab Dosso (25) ins Ziel, die vor der EM auch schon ganz nahe an Kambundjis Europa-Bestzeit des Jahres 2025 war. Nun ist diese geknackt. Mit 7,01 Sekunden kommt Dosso ins Ziel. Als Dritte holt Patrizia van der Weken (25) die allererste Medaille für Luxemburg in 54 Jahren Hallen-EM-Geschichte.
Kambundji löst mit einem Zucken zuerst den Fehlstart aus. Aber darf nochmals starten, weil sie nicht vom Block weggegangen ist. Und dann? «Es ist nicht Gold, aber ich bin zufrieden», sagt Kambundji.
An Hallen-Europameisterschaften macht sie ihre Medaillensatz komplett. 2023 wars Gold, 2017 Bronze. Silber in Apeldoorn ist ihre zehnte Medaille an internationalen Titelkämpfen. Ein Jubiläum. «Es ist nicht einfach eine Medaille mehr. Nach Olympia hatte ich zum Teil ein bisschen weniger Energie als sonst. Es ist deshalb eine Medaille, die mich stolz macht.»
Das Drama bei Riesentalent Werro
Früher am Sonntag gibts rührende Szenen nach dem bitteren Final bei Audrey Werro (20). Ihre Eltern eilen nach dem Rennen zum Interviewbereich, weinend lässt sich das Fribourger Riesentalent über 800 m von beiden in die Armen schliessen. Es gibt viele tröstende Worte für Werro, die im Final in der letzten der vier Runden stürzte.
Sogar Gold lag für Werro drin. Im Final wird sie regelmässig weggedrängt, bezahlt Lehrgeld. Als sie zum Interview erscheint, hat sie immer noch Tränen in den Augen. Doch sie gibt Auskunft: «Ich war so gut in Form, hätte mindestens aufs Podest laufen können. Obwohl ich mehrmals auf die Aussenbahn gedrängt wurde, hatte ich eigentlich das Gefühl, bis am Schluss genug Energie zu haben. Leider konnte ich sie nicht einsetzen.» Auch die zweite Schweizer Finalistin, Rachel Pellaud (30), zieht nach ihrem Lauf (Platz 5 von 6) traurig davon. Aber die Schweiz zeigt die Präsenz in den EM-Finals. Und kann sie auch vergolden – am Abschlusstag versilbern.