Der Leichtathletik-Check zum Wochenstart
«Ein Flop!» Ex-Weltklasse-Boss teilt gegen neuen Grand Slam aus

Leere Tribünen – viel Kritik: Die neue Grand-Slam-Serie steht schon nach der Premiere in heftigem Gegenwind. Und: In Genf spricht Usain Bolt übers Vatersein. Wie war das nochmals mit seinen kuriosen Kindernamen? Hier gehts zu den heissesten Leichtathletik-Themen.
Publiziert: 07.04.2025 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2025 um 20:36 Uhr
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Patrick Magyar, CEO der EM 2014 in Zürich, kennt die Anliegen der Stars wie Mujinga Kambundji.
Foto: Keystone

Darum gehts

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Grand-Slam-Gründer redet Fan-Enttäuschung schön

30'000 Fans waren im Nationalstadion der jamaikanischen Hauptstadt Kingston, als Sprint-Legende Usain Bolt (38) im Jahr 2017 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Nur ein Bruchteil davon sind es bei der Premiere der neuen Grand-Slam-Serie im selben Stadion – trotz Top-Teilnahmefeld um Sydney McLaughlin-Levrone (25). Bitter für die Organisatoren, die sehr viel Geld in die Hand nehmen und pro Sieger 85'000 Franken ausschütten: Hinter den Kurven und auf der Gegentribüne herrscht gähnende Leere, notabene im leichtathletikverrückten Jamaika (mehr zu den wenigen Fans und zu den Siegern hier).

Michael Johnson (57), Gründer der innovativen Serie und ehemaliger Weltrekordhalter über 200 und 400 Meter, gibt zu: «Um ehrlich zu sein, würden wir uns natürlich über mehr Zuschauer freuen. Wir glauben, dass wir das schaffen.» So zitiert ihn die BBC. Johnson merkt an: «Aber die Zuschauer waren engagiert bei der Sache, und das ist das wirklich Wichtige. Die Athleten und Fans haben es geliebt. Es hätte für das erste Meeting, quasi direkt aus den Startblöcken, nicht besser laufen können.»

Autsch: Gähnende Leere auf der Tribüne hinter den Kurven und auf der Gegenseite beim Rennen von Superstar McLaughlin-Levrone auf Jamaika.
Foto: Screenshot Grand Slam Track

«Grand Flop» statt «Grand Slam»: Schweizer lässt sich über neue Serie aus

Heftige Kritik am neuen Grand-Slam-Format kommt auch aus der Schweiz. Genauer: von Patrick Magyar, einem der profiliertesten Kenner der internationalen Sportszene. «Es brauchte genau einen Tag, um zu sehen, dass Grand Slam Track nicht die Zukunft ist – sondern ein Flop», schreibt Magyar in einem Beitrag auf der Plattform Linkedin. «Die Serie hat ihr wahres Gesicht gezeigt: Langeweile, leblose Wettbewerbe, lange Phasen, in denen nichts passiert. Und, was am meisten Bände spricht: ein leeres Stadion.»

Magyar war jahrelang Direktor von Weltklasse Zürich, er war Boss der Leichtathletik-EM 2014 und Präsident von Swiss Athletics. «Man könnte mir deshalb Parteilichkeit vorwerfen», schreibt er, weil Grand Slam Track die etablierte Diamond League bedroht. «Aber ich habe seit zehn Jahren keine aktive Rolle mehr in der internationalen Leichtathletik. Ich rede jetzt als Fan.» Weiter schildert Magyar, dass er Grand-Slam-Gründer Michael Johnson nie als Person wahrgenommen habe, die sich um den gesamten Sport kümmert. «Er wollte für sich eine hohe Gage, der Rest war ihm egal. Und nun sagt er, die Athleten würden bekommen, was sie verdienen – indem er die Hälfte des Sports ausschliesst?» Der frühere Weltklasse-Boss fragt sich, ob die Fans wirklich ein Format ohne die technischen Disziplinen und deren Stars sehen wollen. «Das ist keine Vision, das ist ein Grand Flop!»

Bolt in der Schweiz: Kinder hören auf «Blitz» und «Donner»

Bei der Uhrenmesse in Genf traten Mujinga Kambundji (32) und Jahrhundertlegende Usain Bolt (38) letzte Woche gemeinsam vor die Kamera. Die elffache internationale Titelgewinnerin spricht auf Berndeutsch von einem Generationen-Vorbild. Der Jamaikaner, der immer noch Weltrekordhalter über 100 m (9,58 Sekunden) und 200 m (19,19 s) ist, antwortet auf Englisch und schlägt sich schon länger nicht mehr mit Karrierefragen herum – sondern mit seinen drei Kindern. Bolt bei RTS: «Es braucht viel Geduld. Das hatte ich vorher nie, aber als Vater muss ich das lernen. Es sind noch Kinder, so will ich sie unterstützen und lehren. Ich geniesse es.» Die Namen sind übrigens passend wie kurios: Tochter Olympia Lightning (dt. Olympia-Blitz) kam 2020 zur Welt, die Zwillingsbrüder Thunder (dt. Donner) und Saint Leo (dt. Heiliger Leo, es ist Bolts zweiter Name) im Jahr 2021.

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Mujinga Kambundji wohl nicht an der Staffel-WM

Eigentlich wäre die Schweizer Sprint-Königin mehr oder weniger bereits im Land, wenn am 10./11. Mai im chinesischen Guangzhou die Staffel-WM über die Bühne geht. Bei diesem Event können die Staffel-Tickets für die Freiluft-WM im September in Tokio gelöst werden. Mujinga Kambundji (32) läuft im Vorfeld die beiden Diamond-League-Meetings in China (26. April und 3. Mai) – nach Blick-Informationen wird die Bernerin aber ihren China-Aufenthalt für die Staffel nicht verlängern. Das Team dürfte wie schon letztes Jahr, als es an der Staffel-WM um die Olympia-Startplätze ging, ohne Kambundji antreten.

Zoff bei den Briten vor EM

In der Leichtathletik finden nach der Hallen-EM und Hallen-WM im März nun schon die nächsten Titelkämpfe statt: die Strassenlauf-EM in Brüssel am Wochenende. Die Langstreckenläufe waren zuvor Teil der herkömmlichen EM und werden neu separat ausgetragen. Der britische Läufer Ben Connor (32) weigert sich trotz Aufgebot, zu gehen. Der Grund: Der britische Verband verlangt von den Athleten eine Startgebühr von bis zu 1200 Franken für Kost, Material und Logis. «Wer Grossbritannien repräsentiert, sollte nicht davon abhängen, wer es sich leisten kann und wer nicht», meint Connor. Der finanziell nicht auf Rosen gebettete Verband reagiert und schreibt, dass die Gebühr erheblich tiefer sei. «Lieber geben wir die Möglichkeit, die Athleten teilhaben zu lassen, statt überhaupt niemanden zu schicken.»

Gibts EM-Gold für die Schweiz?

Sechs Athleten hat Swiss Athletics an der Strassenlauf-EM in Brüssel am Wochenende am Start. Allen voran Dominic Lobalu (26), ein Topfavorit auf den Europameistertitel über 10 km und der einzige im Starterfeld, der diese Distanz schon unter 27 Minuten gelaufen hat. Er soll nach der abgeblasenen Amerika-Tour, offenbar aufgrund einer Zerrung, wieder fit sein. Auch der formstarke Jonas Raess (31), der vor kurzem in Kalifornien mit 27:36,96 Minuten über 10'000 m auf der Bahn glänzte, tritt über diese Distanz an. Wie der 20-jährige Nino Freitag. Bei den Frauen heissen die EM-Starterinnen über 10 km Elena Eichenberger, Giulia Fulginiti und Oria Liaci. Im Halbmarathon und Marathon sind in Belgien keine Schweizer am Start. Bei Fabienne Schlumpf (34), dem Aushängeschild bei den Frauen, verhindert eine Fussverletzung die Teilnahme.

European Championships 2030 werden konkreter

Der Hinweis ist im Jahresbericht von Swiss Athletics gut versteckt. Der Verband teilt im Kapitel «Ausblick» mit, dass sich die Schweizer Bewerbung für die European Championships konkretisiert. Swiss Athletics schreibt, man werde bis Mitte 2025 dem europäischen Leichtathletikverband das Kandidatur-Dossier einreichen. Das bedeutet zwei Dinge: Erstens, dass die Schweiz tatsächlich diese Multisport-EM – unter dem Dach der «European Championships» führen verschiedene Sportarten gleichzeitig und am selben Ort ihre Europameisterschaften durch – ins Land holen will. Als Austragungsjahr ist 2030 beabsichtigt. Und es bedeutet eben auch, dass die Schweiz die Leichtathletik bei diesem Sommer-Grossanlass unbedingt dabei haben und im Zürcher Letzigrund austragen will.

Die Leichtathletik gilt als Anker-Sportart für die European Championships, die Austragung 2022 in München gilt nicht zuletzt wegen der stimmungsvollen Wettbewerbe im Olympiastadion als gelungener Event. Für 2026 haben die Promoter allerdings Probleme, seit sich Hannover wegen der deutschen Regierungskrise kurzfristig zurückzog. Die Schweizer Idee für 2030 sieht vor, dass die Wettkämpfe übers Land verteilt würden, zum Beispiel würde auf dem Luzerner Rotsee gerudert, und Grenchen SO stünde für die Bahnradrennen bereit.

EM im Letzigrund? Könnte 2030 bei den European Championships der Fall sein.
Foto: keystone-sda.ch
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