Der Leichtathletik-Check
Es gibt eine neue Disziplin – und ein 17-Jähriger füllt schon Stadien

Für einmal kein Grossanlass – passiert ist in der Leichathletik dennoch viel. Der Check zum Wochenstart. Mit nationalen und internationalen Aufregern, News und Hintergründen.
Publiziert: 31.03.2025 um 20:56 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2025 um 21:01 Uhr
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Hürden-Star Karsten Warholm wird die neue Disziplin ausführen. Was ist sie nur?
Foto: AFP

Darum gehts

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Neue Disziplin ist abgesegnet

Die 300 m Hürden werden zu einer offiziellen Disziplin. Das hat der Weltverband bei einer Versammlung in Nanjing (China) direkt nach der Hallen-WM entschieden. Es wird neu eine Weltbestenliste geben. Später soll auch der erste offizielle Weltrekord aufs Tapet kommen. Wie «Athletics Weekly» schreibt, heisst die Einführung aber nicht, dass die neue Disziplin in naher Zukunft bei Grossanlässen auch wirklich ausgetragen wird. Aber: Diamond-League-CEO Petr Stastny teilte am Freitag mit, dass die 300 m Hürden bei den Männern an zwei Meetings 2025 im Programm sein werden. Sicher im Juni in Oslo. Dies soll aufgrund des engen Zeitplans ein Vorteil für die Athleten sein, nur drei Tage später findet das Meeting in Stockholm statt. Die Disziplin ist zum Beispiel im nordamerikanischen Schulsystem verbreitet. Und die Bestmarken über die 300 m Hürden gehören bereits jetzt zwei grossen Leichtathletik-Stars: Femke Bol (Ho) mit 36,86 s bei den Frauen und Karsten Warholm (No) mit 33,26 s bei den Männern.

Einstiges Supertalent nimmt neuen Anlauf

Als Newcomer des Jahres wurde der Genfer Julien Wanders (29) an den Sport Awards 2018 ausgezeichnet. Sein Laufpotenzial ist unbestritten, er stellte bei der Elite 2019 einen Europarekord im Halbmarathon auf (59:13), der immer noch Bestand hat. 2023 war das schwierigste Jahr seiner Karriere. «Mein Körper war ganz einfach sehr müde. Ich war wohl in einem Übertraining – nicht nur für einige Monate, sondern vielleicht über Jahre», offenbarte er dem «Tages-Anzeiger». Wanders kann wieder nach vorne schauen. Vor einem Jahr hat er in seiner neuen Heimat Kenia geheiratet, nun verkündet er: «Nach drei Jahren ist es Zeit, wieder zum Marathon zurückzukommen.» Er läuft am 27. April in Hamburg.

90’000 Franken pro Siegerin und Sieger

Am Freitag startet die neue, stark amerikanisch angehauchte Grand-Slam-Serie in der Leichtathletik. Man kennts aus dem Tennis: Über die Saison verteilt steigen vier Grossereignisse. Los gehts mit dem ersten Slam am Wochenende auf Jamaika im Nationalstadion in Kingston. Stars wie Sydney McLaughlin-Levrone (25, USA) oder Masai Russell (24, USA) stehen auf der Startliste. Zu den grossen Abwesenden gehören zum Beispiel Stab-Superstar Armand Duplantis (25, Sd), weil technische Disziplinen gar nicht teil der Serie sind. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig: Über drei Tage starten alle Athleten in je zwei Disizplinen, die dann kombiniert werden. Im Preisgeld legt die neue Serie die Messlatte gleich richtig hoch: 90’000 Franken erhält nach dem Wochenende jeder Sieger. Dann wird abgestuft. Der Achte und letzte einer Disziplinen-Kombination erhält immer noch 9000 Franken.

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Diamond-League-CEO spricht Machtwort wegen Bedrohung

Einen Monat vor Diamond-League-Start tritt CEO Petr Stastny vor die Medien. Er wird nach der amerikanischen Bedrohung durch die neue Grand-Slam-Meetingserie gefragt und zeigt sich von der sturen Seite: «Wir haben die Daten der Diamond League normalerweise früh festgelegt. Andere Organisatoren können somit für nicht kollidierende Termine schauen. Wir kontaktieren sie nicht spezifisch. Grundsätzlich begrüssen wir die neuen Projekte in der Leichtathletik. In konkreten Fällen goutieren wir Terminkollisionen aber nicht, welche es 2025 unglücklicherweise zu geben scheint. Es ist nicht an uns, auf die anderen zuzugehen, wenn es um unsere Daten geht. Die haben sich eingespielt.» Das zweite Slam-Meeting in Miami fällt zum Beispiel genau auf das zweite Diamond-League-Meeting in Shanghai in China. Fairerweise muss man sagen: Enorm viel Spielraum lässt der Sommer mit 15 Diamond-League-Meetings auch nicht zu.

Einziger Schweizer verpasst die Premiere

Aus der geplanten Amerika-Tour wird definitiv nichts. Das 10-km-Rennen in Kalifornien musste Dominic Lobalu (26) schon absagen, nun wird auch der Jamaika-Start nichts. Er wäre der erste und vorerst einzige Schweizer Teilnehmer an der neuen Meeting-Serie gewesen. «Trotz intensiver physiotherapeutischer Behandlung kommt ein Start noch zu früh», schreibt sein Management. Der in der Ostschweiz beheimatete Läufer, einst Flüchtling aus dem Südsudan, habe sich beim Abschlusstraining eine Zerrung zugezogen. Nächstes Ziel: Strassenlauf-EM in Belgien Mitte April. 

Neue Diskussion um die Schuhe der Tempomacher

An die LED-Lichter am inneren Streckenrand im Stadionrund haben wir uns gewöhnt. Diese zeigen mit wechselnden Farben an, ob das gelaufene Tempo einen neuen Rekord verspricht. Doch für orchestrierte Rekordjagden auf den Langdistanzen werden weiterhin gerne auch «Pacemaker», also Tempomacher, eingesetzt. Nun ist eine Diskussion um die Schuhe der Tempomacher entbrannt. Sollen diese nur Schuhmodelle tragen dürfen, die vom Weltverband erlaubt sind? Seit dem Aufkommen neuer, schneller Karbonschuhen – die im Wettkampf illegal sind, da sie eine zu krasse technische Hilfe darstellen – behelfen sich Pacemaker gerne damit. Weil die Tempomacher ja ihre Rennen nie beenden und mit keiner Zeit in den Ranglisten auftauchen, werden ihre Schuhe nicht reglementarisch überprüft. Der Ball liegt nun bei World Athletics, ob hier ein Riegel geschoben wird oder nicht. 

Mujinga Kambundji hasst warme Milch

Beim Besuch der Kambundji-Schwestern im SRF-Sportpanorama kommt die erstaunlichste Erkenntnis aus London. Dort lebt Muswama Kambundji (29). Als sie etwas über ihre jüngst sehr erfolgreichen Schwestern erzählen soll, kommt ihr für Mujinga (32) eine Episode aus dem Haushalt in den Sinn. «Mujinga kann man hässig machen, wenn man die Milch aufbraucht, keine neue Packung in den Kühlschrank stellt und sie dann die Cornflakes mit warmer Milch essen muss», schildert Muswama, die übrigens als Bob-Anschieberin im Team von Pilotin Melanie Hasler von der Olympia-Teilnahme 2026 träumt. Und eine unbekannte Begebenheit bei Ditaji (22)? Die jüngste der vier Schwestern beginne oft TV-Serien, ohne sie aber zu Ende zu schauen.

Zusammen im Sportpanorama: Ditaji (l.) und Mujinga Kambundji – vorne die EM- und WM-Medaillen vom März.
Foto: Screenshot SRF

Schon viel Druck für designierten Bolt-Nachfolger

«Der sieht aus wie mein junges Ich», bemerkte Usain Bolt (38) vor einiger Zeit. Sprint-Juwel Gout Gout (17) trat am Wochenende im Heimatland Australien bei den Erwachsenen in Erscheinung. Zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten war das Meeting in Melbourne ausverkauft. Fast schlägt er Hallen-Vizeweltmeister und Landsmann Lachlan Kennedy (21). Der ebenfalls sehr junge Sprinter setzt sich über 200 m in 20,26 Sekunden knapp durch. Die Jahresweltbestzeit hat aber immer noch Gout Gout: 20,05 s! Der Geschlagene sagt zu «ABC News»: «Um ehrlich zu sein: Ich bin immer noch ein Junge, immer noch in der High School, erwartet nicht zu viel von mir.»

Gefragter Junge mit 17: Gout Gout in seiner Heimat in Melbourne.
Foto: AFP

Für Schlumpf fällt EM ins Wasser

Den nächsten Olympia-Zyklus bis Los Angeles 2028 nimmt Marathonläuferin Fabienne Schlumpf (34) definitiv in Angriff. Eine erste Etappe auf dem Weg dahin fällt jetzt weg: Eine Fussverletzung verhindert den Start an der Strassenlauf-EM im April. Die Schweizer Multi-Rekordhalterin über 10 km, die Halbmarathon- und Marathon-Distanz stellt ein gebrochenes Herzsymbol zu ihrer Forfait-Nachricht.

Österreich feiert einen Amerikaner

Ein Blick nach Österreich: Unser ewiger Wintersportrivale ist in der Leichtathletik längst nicht so breit aufgestellt wie die Schweiz. Zu feiern gibts am Wochenende dennoch etwas: Ein gebürtiger Amerikaner stellt im Marathon einen neuen österreichischen Landesrekord auf. Wie das geht? Chemie-Student Aaron Gruen (26) läuft seit 2022 mit Ösi-Lizenz und hat nun mit 2:09,51 in Valley Cottage die neue Marke gesetzt. Seine jüdischen Grosseltern und Urgrosseltern waren in den 30er Jahren wegen der Machtergreifung der Nazis in die USA ausgewandert. Jetzt liebäugelt Gruen mit einem Start an der Leichtathletik-WM in Japan. Natürlich für Österreich, wo er über 42 km jetzt Schnellster aller Zeiten ist.

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