Nati-Sponsoren verzichten auf WM-Reisli
Katar sorgt für Panini-Flaute

Sogar Kicker-Bildli werden im Vergleich zur letzten Fussball-Weltmeisterschaft weniger gesammelt. Und weder der Nati-Sponsor Volkswagen noch Carl F. Bucherer kommen mit an den Persischen Golf.
Publiziert: 16.10.2022 um 10:25 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2022 um 17:25 Uhr
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In einem Monat startet die Weltmeisterschaft in Katar.
Foto: Getty Images
Tobias Marti

Nächsten Monat ist Anpfiff in Katar – dann beginnt die Fussball-WM im Emirat. Doch bei den Fans hält sich die Lust auf den Kick in der Wüste in Grenzen. Das Ticketkontingent für die WM ist laut dem Schweizerischen Fussballverband erst zur Hälfte verkauft, wie SonntagsBlick vergangene Woche meldete.

Nebst den Schlachtenbummlern fremdeln auch andere mit der Gastgebernation: die Sammler von Panini-Bildern.

Was Kioskfrauen und -männer längst geahnt haben, bestätigt nun Ezio Bassi, Paninis Mann für die Schweiz: «Wir werden in diesem Jahr die Verkaufszahlen der letzten Weltmeisterschaft nicht erreichen.» Man liege einige Prozente unter den Verkaufszahlen der vergangenen WM, so Bassi zu SonntagsBlick.

Auch Valora, an deren Kiosken fünf Fussballkleber für 1.10 Franken zu haben wären, spricht von einem Verkaufsstart, der sich «verhaltener gestalte als im Vorfeld vergangener Grossturniere».

Dabei ist die Schweiz eine Nation fleissiger Sammler. Nirgends werden pro Kopf mehr Kickerbildli gesammelt, wie Panini stets betont.

Katar, ein Land ohne Fussballkultur

Vielen sei eine Fussball-WM in Katar schwer zu vermitteln, erklärt Panini-Manager Bassi, der von der Zurückhaltung nicht überrascht ist. Die Kritik am Golf-Emirat ist nicht neu: Es ist ein Staat, in dem die Scharia gilt, Homosexualität unter Strafe steht und die Menschenrechtslage mehr als prekär ist. Auch Migranten, die den Bau der Arenen in der Wüstenhitze bewältigen mussten, wurden teils skandalös behandelt. Zudem ist Katar ein Land ohne Fussballkultur – und die WM findet ausserhalb der Ferienzeit statt.

Bassi relativiert jedoch: Auch gegen frühere Weltmeisterschaften – etwa in Brasilien oder Russland – habe es seinerzeit Proteste gegeben, erinnert sich der Panini-Mann. Die Gründe für die Sammelflaute sieht er daher nicht allein im Katar-Boykott: «Viele Familien sorgen sich gerade um steigende Ausgaben, wegen der Teuerung steigen die Lebenskosten.»

Die Kioskbetreiberin Valora hingegen führt den «verhaltenen Verkaufsstart darauf zurück, dass das Turnier im Winter stattfindet».

Volkswagen und Carl F. Bucherer reisen nicht nach Katar

Die Katar-Abstinenz betrifft derweil weitere Kreise. Auch mancher Sponsor der Schweizer Nationalmannschaft mag nicht bei der WM zugegen sein.

So teilt die Uhrenfirma Carl F. Bucherer mit, man reise sehr gerne mit der Nationalmannschaft und unterstütze diese bei den Spielen. «Jedoch bei Spielen in Übersee beurteilen wir die Situation jeweils neu. Für die bevorstehende WM haben wir uns entschieden, die Spiele nicht mit Gästen zu besuchen.»

Und Volkswagen Schweiz lässt lapidar vermelden, man habe bereits bei den letzten WM-Durchführungen keinen Gebrauch vom Billettvorverkaufsrecht gemacht.

Zur Erinnerung: 2018 fand die Fussball-WM in Russland statt, ebenfalls keine lupenreine Demokratie. Volkswagen: «Für uns sind Ticketbezüge nur für Turniere in Europa interessant, jedoch haben wir auch hier in den letzten Jahren keine mehr bezogen.»

Nati-Sponsor Swiss übt sich derweil in diplomatischer Zurückhaltung und teilt mit, man verfüge für die WM in Katar über kein Ticketkontingent. Sowieso fliege man nicht regulär dorthin, sondern verlängere lediglich an zwei Tagen im Dezember die Flüge nach Dubai bis Doha.

Sponsor Credit Suisse hält sich bedeckt

Nati-Trikot-Sponsor Puma lässt sich von all dem nicht beirren: Der interne Vergabeprozess für Tickets laufe derzeit noch – und wie bei allen grossen Sportereignissen gebe es auch ein dementsprechendes Interesse, heisst es aus der Puma-Zentrale in Deutschland.

Credit Suisse, Hauptsponsor der helvetischen Fussballer, will «die Schweizer Fussball-Nationalteams an allen Turnieren unterstützen».

Was das genau bedeutet, bleibt indes ein Geheimnis der Grossbank: «Interne Einzelheiten zu Aktivitäten im Rahmen dieser Partnerschaft werden nicht bekannt gegeben.»

Vom Paradeplatz war ohnehin keine Katar-Kritik zu erwarten. Immerhin gehört die zweitgrösste Schweizer Bank auch dem Emirat: Der katarische Staatsfonds hält fünf Prozent der CS-Aktien.
Wie hätten es die mittelalterlichen Minnesänger ausgedrückt? «Wes Brot ich ess, des Spiel ich schau.»

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