Wettinger Gegenspieler erinnern sich
«Maradona war der Beste – vor Pelé und Messi!»

Provinzklub Wettingen bringt 1989 Maradonas SSC Napoli im Europacup an den Rand des Ausscheidens. Die Erinnerungen von Stiel, Jacobacci & Co an den verstorbenen Fussball-Gott.
Publiziert: 26.11.2020 um 17:13 Uhr
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Am 17. Oktober 1989 ist Diego Armando Maradona mit Napoli im Zürcher Letzigrund zu Gast.
Foto: keystone-sda.ch
Max Kern

Jogi Stiel (52), Ex-Nati-Goalie und zuletzt Torhütertrainer von Xamax: «Dass ich als kleiner Fussballer gegen Maradona, den wahrscheinlich Grössten des Fussballs, spielen durfte, erfüllt mich mit Stolz. Diego war Napoli. Gegenüber dem, was wir als Wettinger Spieler auf dem Platz gemacht haben, betrieb er eine andere Sportart. Er war als Fussballer gigantisch. Doch die Diskrepanz zwischen seiner Genialität auf dem Platz und dem Leben daneben war extrem.

Er hat auch aufgrund seiner Menschlichkeit sehr fest gelitten. Ich habe mir an seinem Todestag nochmals die Doku über ihn angeschaut. Wenn man da sieht, wie er, der als Mensch sehr fragil war, in Neapel bedrängt wurde, da bekommt man fast seelische Schmerzen.

Was er als Mensch wegen seiner Genialität als Fussballer alles erdulden musste, da überrascht es nicht, wie es jetzt am Ende rausgekommen ist. Ich bin gleichwohl erschrocken, als ich von seinem Tod erfuhr, es hat mich traurig gemacht.»

«Der Beste vor Pelé und Messi»

Maurizio Jacobacci (57), Lugano-Trainer: «Diego war als Sportler ein Phänomen, so einen wie ihn wird es nie mehr geben. Er machte seine Mitspieler besser, konnte sie zu Höchstleistungen mitziehen. Das hat er bei Napoli bewiesen, wo er zwar gute, aber keine herausragenden Spieler um sich herum hatte, er machte sie alle besser.

Auch an der WM 1986 hatte er keine Weltklasse-Spieler um sich, machte aber alle Argentinier auf dem Weg zum Weltmeistertitel besser. Darum ist Maradona für mich zurecht der Beste, vor Pelé, vor Messi. Privat hatte er seine Hochs und Tiefs. Beim Europacup-Spiel im Letzigrund sind wir uns nicht viel über den Weg gelaufen. Ich spielte ja in der Offensive, er auch.

Doch das ganze Drumherum bei diesem Spiel war wahnsinnig. Es drehte sich alles nur um Maradona. Unser Match verkam zu einer Nebensächlichkeit. Maradona war ein Magnet.»

«Plötzlich in einer anderen Welt»

Alex Germann (57), heute mit dem ehemaligen Team-Kollegen Salvatore Romano Trainer von Zweitligist FC Wettingen: «Als uns der SSC Napoli zugelost wurde, landeten wir plötzlich in einer ganz anderen Welt. Vor allem die Reise nach Neapel war für uns nach dem 0:0 im Hinspiel sehr speziell. Neben vielen Stinkefinger sahen wir am Strassenrand vor allem Leute, die uns ihre gespreizte Hand entgegen streckten.

Das bedeutete: ‹Ihr kriegt von uns fünf Stück!› Wir hätten das Rückspiel dann nie 1:2 verlieren dürfen. Jogi Stiel hat super gehalten, Heldmann, Corneliusson und Löbmann hatten genug Chancen, um das Spiel für uns zu entscheiden. Maradona war für uns im Letzigrund beim Hinspiel unnahbar, er war von den vielen Pressefotografen gut abgeschirmt.»

«Sofort ein unglaublicher Hype»

Martin Rueda (57), 1989 Wettinger Captain, erinnert sich 30 Jahre später im BLICK: «Sofort nach der Auslosung begann ein unglaublicher Hype. Das war für uns eine völlig andere Welt. Das lag nicht an Maradona alleine, mit Careca und Gianfranco Zola hatten sie noch weitere Top-Spieler. Vor dem Anpfiff haben wir ein bisschen auf Spanisch geredet und uns ein gutes Spiel gewünscht. Nach dem Match habe ich sein rotes Trikot mit der Mars-Werbung bekommen.»

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Mavys Álvarez (r.) hat eine turbulente und zum Teil schlimme Zeit an der Seite von Diego Maradona (l.) erlebt.
Foto: Twitter @katiuskaflores
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