«Der Bärtige da oben hat mich schon mehrfach gerettet. Hoffentlich tut er es auch diesmal», sagte Diego Armando einst, als er sich in bedenklichem Zustand wieder mal in eine Klinik begab. Diesmal hat ihn der Bärtige nicht gerettet. Diego Maradona, nur 60 Jahre alt geworden, ist auf dem Weg zu ihm.
Der Sohn eines Fabrikarbeiters, das fünfte von acht Kindern einer armen Familie aus Villa Fiorito in Buenos Aires, ist tot. Dass sein Körper dieses exzessive Leben irgendwann nicht mehr mitmachen würde, ist keine Überraschung. Ein Schock ist es trotzdem. Nicht nur in Argentinien, nicht nur in Neapel. Auf der ganzen Welt.
Alkohol, Drogen, Zigarren
Sein bester Freund, seine grosse Liebe war der Ball. So richtig verstanden hat ihn auch nur der Ball. Er war nie einer der durchgestylten Vorzeigeprofis. Kleines dickes Maradona war ein Künstler. Ein Zirkusartist. Ein Ballflüsterer. Zeitlebens ein Strassenfussballer, den man nicht in ein taktisches Konzept packen konnte.
Als er den Fussballplatz verliess, da merkte er nicht, dass das Spiel zu Ende war. Ohne Ball am Fuss war er verloren, stolperte durchs Leben, suchte seine neue Rolle. Aber fand sie nie. Auf dem Platz machte er, was er wollte. So verrückt es auch war. Daran änderte er auch später nichts.
Es schien, als sei er ständig auf der Flucht. Fressorgien, Alkohol, Drogen, Zigarren. Und wieder Entziehungskuren. Er hatte acht Kinder mit sieben Frauen. Vielleicht sind es auch mehr. Wer weiss das schon?
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Fussball ist Kunst, nicht Taktik
Aber dem Goldjungen mit den traurigen Augen verzieh man alles. Weil er alle in den Bann zog. Als er mit Neapel im Letzigrund gegen Wettingen spielte, waren allein seine Aufwärmübungen das Eintrittsgeld wert. Mit offenen Schnürsenkeln streichelte er zehn Minuten mit jedem Körperteil den Ball. Es war faszinierender als jedes Hochgeschwindigkeitsspiel heute.
Fussball ist Kunst. Nicht Taktik. Keiner verkörperte das besser als Maradona. Unabhängig davon, ob er oder Pelé oder Messi oder Ronaldo der beste Fussballer aller Zeiten ist.
Der Sport ist am 25. November 2020 ärmer geworden. Und die Welt trauert. Um einen grandiosen Fussballer, dem dieser Sport unendlich viel zu verdanken hat. Wegen Menschen wie Maradona ist der Fussball zum populärsten Sport auf der Welt geworden. Man wünscht sich, dass es im Himmel einen Ball für ihn gibt.
Adios, el pibe de oro!