Es ist der 7. Juli 2017 in Brig im Wallis: Ronaldo, der Brasilianer ist da. Buffon. Del Piero. Van Basten. Trezeguet. Seedorf. Oder Maldini. Fifa-Boss Gianni Infantino hat zum Plausch-Kick nach Brig geladen, alle sind sie gekommen. Doch keiner elektrisiert die Menschen so sehr wie Diego Armando Maradona. Als der damals 56-jährige Fussball-Gott auftaucht, vergessen Kinder und Erwachsene ihre Kinderstube. Absperrbänder bringen nichts. «Lasst Diego in Ruhe! Sonst brechen wir die Übung ab», mahnt der Platz-Speaker.
«Hühnerhaut!»
Es hilft. Es wird Fussball gespielt. Und Maradona macht mit. Er bewegt sich schlechter als die anderen, ist schwer übergewichtig, kurzatmig. Eine Sanitäterin macht sich Sorgen: «Diego wird nach dem Spiel noch zu uns kommen.» Schiri-Chef Massimo Busacca schwärmt: «Wenn Diego den Ball am Fuss hat, gibts Adrenalin. Dann haben die Leute Hühnerhaut!» Das hat mehr mit Maradonas glorioser Vergangenheit zu tun als mit diesem Auftritt in Brig. Kein Kunststückchen, kein Tunnel, nicht mal ein Absatztrick. Den grössten Applaus erntet er dennoch: Maradona zeigt 31 Jahre nach der Hand Gottes die «Schwalbe Gottes». Er fällt vor Ex-Nati-Verteidiger Yvan Quentin auf den Bauch. Quentin lacht und sagt darauf zu BLICK: «Ich habe ihn nicht berührt. Diego fiel wie ein Baum.» Busacca pfeift dennoch Penalty. Maradona läuft an und verlädt Ex-Nati-Goalie Pascal Zuberbühler. Die rund 2500 Zuschauer johlen, Van Basten & Co. johlen mit. Bei Maradona werden selbst die grössten Fussballstars zu den grössten Fans. Wohl keiner, der von diesem Tag kein Erinnerungs-Selfie mit Maradona nach Hause bringt.
Völlig erschöpft – das Bier geht aber noch
Nach seiner Auswechslung, unter Standing Ovations selbstverständlich, wird er abgeschirmt. Keiner soll dem Argentinier, der sowas von ausser Puste ist, zu nahe kommen. Obwohl er sich kaum bewegt hat, wars für ihn zu viel der Anstrengung. Doch Diego hat null Berührungsängste: Er schnappt sich den vollen Bierbecher eines Fans und leert diesen in einem Zug. So schnell ist der Fussball-Gott bei seinem letzten Auftritt in der Schweiz sonst nie.
Danach legt sich Maradona in der Kabine ein wenig hin, bevor er, die Dächlikappe tief im Gesicht, winkend verschwindet. Eigentlich hat er bis auf seine Schwalbe nichts gezeigt. Alle anderen Fussballstars waren besser, sogar der mitspielende Fifa-Boss Infantino. Und doch hat Maradona an diesem 7. Juli 2017 in Brig allen die Show gestohlen.