Tänzerisch, schwebend leicht. Wie wenn Fussball die einfachste Sache der Welt wäre. So sieht es aus, wenn sich Alvyn Sanches (21) durch gegnerische Abwehrreihen schlängelt. Es sind Bilder von unglaublicher Leichtigkeit.
Den Schweizer Fussball-Herbst hat Lausanne-Sport dominiert. Vor allem dank dem im französischen Créteil bei Paris geborenen, aber in Lausanne aufgewachsenen offensiven Mittelfeldspieler. «Er ist einfach super! Faszinierend ist, mit welcher Eleganz und Leichtigkeit er sich bewegt. Und man sieht ihm den Spass an der Sache förmlich an», urteilt einer, der es genau wissen muss: Gelson Fernandes (38), 67-facher Schweizer Nationalspieler und heute stellvertretender Direktor Mitgliedsverbände bei der Fifa. Doch nicht deswegen muss es der Walliser genau wissen, sondern weil Sanches ein Cou-Cousin von ihm ist. Beide Familien stammen aus demselben Dörfchen auf den Kapverdischen Inseln.
«Alvyn ist der legitime Nachfolger von Shaqiri»
Und auch Lausanne-Sportchef Stéphane Henchoz stimmt Lobeshymnen auf den Wuschelkopf an: «Xherdan Shaqiri ist der beste Spieler hinter den Spitzen, den die Schweiz ja hatte. Doch Xherdan ist nicht mehr dabei. Und wenn man ein ähnliches Profil sucht, dann gibt es nur einen: Alvyn! Er ist der legitime Nachfolger von Shaqiri. Weshalb für mich klar ist. Er muss beim nächsten Nati-Zusammenzug dabei sein. Vor allem wenn ich sehe, wer zuletzt alles aufgeboten wurde. Und nicht nur das. Er muss Spielminuten kriegen. Und das nicht zu knapp.»
Vor allem auch deshalb, weil nach wie vor die Gefahr besteht, dass Sanches plötzlich die fussballerische Nationalität wechselt und für Portugal aufläuft. Eine Gefahr, die für Henchoz real ist: «Alvyn hat theoretisch die Möglichkeit, für eine der besten Nationalmannschaften der Welt aufzulaufen. Das darf keineswegs unterschätzt werden. Natürlich ist er im Waadtland aufgewachsen. Natürlich hat er die Auswahlen mit der Schweiz durchlaufen. Aber Fakt ist: Portugal hat angefragt. Also besteht die Gefahr.»
Sanches war auf der Pikettliste, unbeachtet
Ein Pressing habe Portugal bislang nicht betrieben, sagt der Ex-Liverpool-Star. «Aber was, wenn Alvyn so weitermacht oder sogar noch einen Zacken zulegt? Er ist ein Spieler ausserhalb der Norm. Einer, den man in der Schweiz nicht jedes Jahr sieht. Da kann alles plötzlich eine neue Dynamik annehmen und schnell gehen.»
Henchoz bedauert, dass es zu dieser Situation kommen konnte, welche bis September andauern kann. Denn erst dann kann die Gefahr mit einem Pflichtspiel-Einsatz definitiv gebannt werden. In diesem Frühling gibt es keine solchen. Das erste 2025 steigt am 5. September gegen den Kosovo. «Man hat es versäumt, Alvyn für die letzten beiden Nations-League-Spiele aufzubieten und ein paar Minuten spielen zu lassen», sagt Henchoz. «Er war wohl auf der Pikettliste. Aber es wurde ihm nicht im Detail aufgezeigt, welche Pläne man mit ihm hat. Dabei müsste dieses Dossier oberste Priorität haben.»
SFV sieht keine Gefahr im Anzug
Hat also der Verband im Fall Sanches gepennt? Der SFV betont, aktuell keine Anzeichen zu haben, dass sich der Spieler für Portugal entscheiden könnte. «Alvyn ist seit der U20 ein fester Bestandteil der Nationalmannschaften, hat seine gesamte Ausbildung in der Schweiz absolviert und wir wissen sehr genau, was wir an ihm haben», sagt SFV-Medienchef Adrian Arnold. Nachdem er im Herbst auf der Pikettliste gewesen sei, dürfte ein Aufgebot daher nur noch eine Frage der Zeit sei. «Es ist klar, dass er mit seinen Fähigkeiten ein Spieler für die Zukunft der Schweiz ist und wir uns um ihn bemühen. Der Prozess läuft bereits, der Kontakt besteht und Murat Yakin sowie der gesamte Staff beobachten Alyvn intensiv.»
Auch Sanches' Agent Fahd Adamson sagt Ähnliches. «Alles hängt sicher auch vom nächsten Karriereschritt ab. Aber Alvyn ist in der Schweiz ausgebildet worden und deshalb diesem Land gegenüber dankbar.» Noch mehr Hoffnung macht eine Aussage von Gelson: «Als Söhne der kapverdischen Inseln haben wir keine tiefe Bindung zu Portugal.»
Sanches sagt: «Wir werden sehen ...»
Von Geburt an hatte Sanches den roten Pass nicht, sondern nur den portugiesischen. So musste er jenen mit dem weissen Kreuz erst beantragen, um für die Schweiz – konkret die U18 als erstes Auswahlteam – auflaufen zu können. Nun sagt er vor Weihnachten gegenüber Sky Sports: «Damals habe ich das Thema Portugal auf die Seite gelegt. So hat die Schweiz nun einen Vorsprung in Bezug auf mein Dossier. Aber die Seleçao bleibt eine grosse Mannschaft. Und ich denke manchmal ein bisschen darüber nach … Wir werden sehen.»
Die Gefahr ist längst nicht gebannt!
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |