Barthélémy Constantin ist 30
«Mein Vater ist schon ein bisschen altersmilde geworden»

Dreissig Jahre jung ist Barthélémy Constantin am Montag geworden. Zehn Jahre ist er nun Sportchef des FC Sion. Er sagt, warum es trotz drei Monaten Sieglosigkeit immer ruhig war und was Fussballfans mit der Pandemie zu tun haben.
Publiziert: 13.11.2024 um 08:01 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2024 um 12:15 Uhr
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Jööö! Barthélémy 2007 mit Papa Christian Constantin. Da war er 12.
Foto: URS BUCHER

Auf einen Blick

  • Barthélémy Constantin über sein Leben und den FC Sion
  • Er schätzt die Zusammenarbeit mit seinem Vater sehr
  • Trotz drei Monaten Sieglosigkeit ist es in Sion ruhig geblieben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alain KunzReporter Fussball

Blick: Barthélémy, wie fühlen sich dreissig Jahre an?
Barthélémy Constantin:
Es fühlt sich nach … nichts an. Es ist schlicht eine neue Ziffer. Die Lust, die Dinge zu bewegen, ist genau gleich. Viele Leute sagen aber, man komme in die beste Periode des Lebens.

Haben Sie diesen Eindruck?
Nun, man hat eine gewisse Reife erreicht. Und wenn man sich gut ernährt und Sport treibt, ist man immer noch topfit. So gesehen kann das schon stimmen.

Wie geht es Ihrem Klub, der zweiten Mannschaft des FC La Combe in Martigny-Croix?
Gut. Wir überwintern im vorderen Mittelfeld in der vierten Liga. Ich habe aber seit geraumer Zeit kein Spiel mehr bestritten, weil ich viel unterwegs war. So habe ich halt mehr gejoggt.

Und wie ernähren Sie sich?
Ich habe das Glück, Gemüse und Früchte zu mögen. Ich esse viel Salat. Aber ich achte nicht gross aufs Essen. Wenn ich Lust auf einen Burger habe, gibts einen Burger. Dasselbe bei einem Fondue bourguignonne. Aber wenn man daneben viel Gemüse und Früchte isst, ist das komplett egal.

Haben Sie alle dreissig Kerzen ausgeblasen?
Noch gar keine! Bislang habe ich mit der Familie gefeiert. Die grosse Party steigt erst am Wochenende.

Wie? Wo?
Mit Freunden. In Verbier.

Was hat Ihnen Ihr Vater geschenkt?
Das grösste Geschenk ist, dass ich jeden Tag mit ihm zusammenarbeiten kann. Und dass mir dies jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Erinnern Sie sich an Ihre Anfänge als Sportchef vor zehn Jahren?
Wie, wenn es gestern gewesen wäre. Denn es begann alles mit Didier Tholot …

Wie das?
Zum Start sagte mir der Präsident: Wir brauchen einen neuen Trainer und drei Spieler. Jetzt hast du was zu tun!

Und was taten sie?
Ich holte Didier Tholot zurück.

Ein bisschen fantasielos – nicht? Einen Trainer zu holen, der diesen Job bereits zwei Mal gemacht hatte.
Es war ein einfacher Beginn im neuen Job, das muss ich zugeben. Aber die drei Spieler, die ich holte, waren nicht von schlechten Eltern.

Das waren?
Reto Ziegler, Vero Salatic und Elsad Zverotic.

Okay, muss man zugeben. Wie haben Sie sich danach weiterentwickelt?
Ich war da schon sehr, sehr jung! Das bin ich nun nicht mehr. Ich bin als Mensch weiter. Ich habe neue Kulturen kennengelernt. Und ich habe gelernt, die Dinge positiver zu sehen. Mittlerweile weiss ich auch, was es in diesem Job braucht: unendlich viel Leidenschaft. Aber auch Resultate …

Gutes Stichwort. Die haben drei Monate lang gefehlt. Drei Monate war der FC Sion sieglos. Neun Spiele lang. Das hat im Wallis schon manchem Trainer den Kopf gekostet.
Auch weniger …

Eben. Und der Präsident ist ganz ruhig geblieben?
Absolut! Wir haben keine Sekunde an Didier gezweifelt.

Ist Ihr Vater altersmilde geworden?
Ich denke, irgendwie schon. Wir haben ja mit dem Abstieg die Fresse gehörig poliert bekommen. Wir haben vier Trainer verschlissen. Weshalb wir zurecht abgestiegen sind. Aus dieser Saison mussten wir Lehren ziehen. Das haben wir getan.

Aber selbst die Fans, die den Klub wieder lieben gelernt hatten, haben begonnen, harsch Kritik zu üben. Auch an Tholot, der stur immer auf die gleichen Spieler setzte.
Fussball ist heutzutage so. Jeder kann seine Meinung äussern – und dies auch öffentlich. Ich vergleiche das mit der Covid-Pandemie.

Inwiefern?
Nun, es hat auch jeder seine Meinung geäussert, obwohl die wenigstens Mediziner waren. Im Fussball haben auch die wenigsten einen Trainerschein.

Ist da wirklich nie richtig Druck entstanden – in diesen drei Monaten?
Man muss da schon realistisch bleiben. Wir dürfen nicht vergessen, woher wir kommen. Wir sind der Aufsteiger. Auch wenn der Name des FC Sion ein grosser ist. Wir hatten einen Superstart, wunderbar. Aber den durften wir auf keinen Fall überschätzen. Die Promotion war die erste Etappe auf dem Weg zur Rekonstruktion des Klubs. Die Etablierung in der Super League ist die zweite. Und da ist das Ziel lediglich, möglichst schnell nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.

Sion-Sportchef Barthélémy Constantin

Barthélémy Constantin, geboren am 11. November 1994 in Martigny VS, bricht mit 18 seine schulische Ausbildung ab. Den Traum, Schauspieler zu werden, gibt er schnell auf, stattdessen macht Vater Christian den Teenager 2012 zum Assistenten des damaligen Sportchefs Marco Degennaro. Als der Papa den Sohnemann wegen Meinungsverschiedenheiten kurzzeitig rauswirft, arbeitet Barth als Gemeindeangestellter in Martigny – Gärtnerarbeiten, Elektrikerarbeiten, Reinigungsarbeiten. Und er jobt im Hotel des Vaters. Im Dezember 2014 kehrt er zurück und wird offiziell Teammanager, ist erster Ansprechpartner für die Spieler für Wohnungssuche, Auto-Akquise etc. Noch im selben Jahr wird er in Spielertransfers eingebunden und schliesslich Sportchef. Mittlerweile ist er in dieser Position der Dienstälteste im Schweizer Profifussball. In der Freizeit kickt er in der zweiten Mannschaft (4. Liga) des Martinacher Zweitligisten FC La Combe.

Barthélémy Constantin, geboren am 11. November 1994 in Martigny VS, bricht mit 18 seine schulische Ausbildung ab. Den Traum, Schauspieler zu werden, gibt er schnell auf, stattdessen macht Vater Christian den Teenager 2012 zum Assistenten des damaligen Sportchefs Marco Degennaro. Als der Papa den Sohnemann wegen Meinungsverschiedenheiten kurzzeitig rauswirft, arbeitet Barth als Gemeindeangestellter in Martigny – Gärtnerarbeiten, Elektrikerarbeiten, Reinigungsarbeiten. Und er jobt im Hotel des Vaters. Im Dezember 2014 kehrt er zurück und wird offiziell Teammanager, ist erster Ansprechpartner für die Spieler für Wohnungssuche, Auto-Akquise etc. Noch im selben Jahr wird er in Spielertransfers eingebunden und schliesslich Sportchef. Mittlerweile ist er in dieser Position der Dienstälteste im Schweizer Profifussball. In der Freizeit kickt er in der zweiten Mannschaft (4. Liga) des Martinacher Zweitligisten FC La Combe.

Nicht die Championship Group?
Primär nicht. Aber wir nehmen natürlich alles, was besser ist als das Erreichen unserer Zielsetzung.

Und doch: Der Sieg gegen Luzern hat schon ordentlich gutgetan.
Und wie! Das 4:2 war ein starkes Lebenszeichen. Aber nach dieser Negativserie auch einfach Pflicht.

Und Tholot hat einiges im System gegenüber dem 1:1 in St. Gallen geändert. Und er hat den sackstarken Liam Chipperfield aus dem Hut gezaubert, der vorher nur zu fünf Kurzeinsätzen gekommen war. Und er hat Anton Mirantschuk erstmals nicht spielen lassen.
Das zeigt doch, dass Didier sich selber auch infrage stellt. Dass er Risiken eingeht. Dass er mutig ist. Es gefällt mir, wie er das handhabt.

Warum hat Mirantschuk nicht gespielt? War er wirklich verletzt?
Er hat eine Oberschenkelverletzung. Wie das fast schon normal ist, wenn man nach zwei, drei Monaten Wettkampfpause gleich von null auf hundert aufläuft. Antons Potenzial ist riesig. Doch erst einmal tut ihm die Nati-Pause für die Regeneration gut.

Der überragende Mann der letzten Runde war aber Ilyas Chouaref: Blick-Note sechs!
Er war sehr gut, ja. Nur muss er solche Spiele regelmässig zeigen.

Auf dem Transfermarkt hat er einen Wert von einer Million, was ein Witz ist. Was würden Sie verlangen?
Das zeigt, dass diese Schätzungen Spielereien sind. Was wir wollen, weiss ich nicht, da keine Offerten eingegangen sind.

Und jetzt bleibt nur noch eins zu wünschen: Bon anniversaire!
Merci, merci!

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