Blick: Barth, im Moment können Sie nicht an Ferien denken.
Barthélémy Constantin: Eher nicht. Es gibt viel zu tun. Neuorientierung, Fans, Administration, Budget.
Wie stark wird das Budget von 20 bis 25 Millionen Franken in der Challenge League gekürzt werden müssen?
Es wird sicher höher sein als der Schnitt der Liga. Aber es wird um zwei Drittel gekürzt werden.
Stehen auch Entlassungen ins Haus?
Der Klub muss restrukturiert werden. Die Priorität liegt aber klar bei der ersten Mannschaft, weil die am meisten Geld verschlingt. Die Administration und der Nachwuchs werden in einer zweiten Phase angeschaut.
Verlassen alle sieben Spieler mit auslaufenden Verträgen den FC Sion?
Das ist nicht gesagt. Musa Araz hat sich schon mal verabschiedet. Wie ich gehört habe, geht er in die Türkei. Mit den anderen sechs werde ich Gespräche führen. Vielleicht will der eine oder andere auch unter Challenge-League-Bedingungen bleiben.
Und was ist mit jenen, deren Verträge weiterlaufen?
Keine Resonanz bisher. Es wird sicher Abgänge geben, klar. Aber auch Zuzüge. Das Ziel ist es, ein Team zusammenzustellen, in welchem sich die Fans wiedererkennen.
Das heisst: mehr Walliser. Die Rückkehr von Spielern wie Theler und Berdayes.
Die beiden waren ausgeliehen und kommen zurück, ja. Zudem haben wir einen sehr guten Nachwuchs. Einige Spieler werden in die erste Mannschaft integriert – mit einem präzisen Karriereplan.
Der FC Sion hat den Fall des Abstiegs in den Verträgen nicht vorgesehen. Sie werden also kaum einen Spieler behalten können, weil die allesamt viel zu hohe Saläre haben.
Das stimmt. Aber es werden sicher nicht alle gehen. Zuerst müssen einmal Offerten ins Haus flattern. Aber klar ist: Es wird mit jedem einzelnen Gespräche brauchen, deren Inhalt auch zum Ziel hat, den Lohn massiv zu kürzen.
Das längste Gespräch könnte jenes mit Mario Balotelli sein. Oder das kürzeste?
Das werden wir sehen. Wir werden uns sicher alle an einen Tisch setzen. Marios Berater Enzo Raiola, sein Anwalt, unser Anwalt, mein Vater, ich.
Balotellis Lohn ist ja absurd hoch. Nicht nur für die Challenge League. 2,8 Millionen ist das mit Abstand höchste je bezahlte Brutto-Salär.
Wenn du einem Mitarbeiter 100'000 Franken zahlst, und er verrichtet Arbeit, die 10'000 Franken wert ist, bist du als Arbeitgeber ein Verlierer. Das ist offensichtlich.
Barthélémy Constantin, geboren am 11. November 1994 in Martigny VS, bricht mit 18 seine schulische Ausbildung ab. Den Traum, Schauspieler zu werden, gibt er schnell auf, stattdessen macht Vater Christian den Teenager 2012 zum Assistenten des damaligen Sportchefs Marco Degennaro. Als der Papa den Sohnemann wegen Meinungsverschiedenheiten kurzzeitig rauswirft, arbeitet Barth als Gemeindeangestellter in Martigny – Gärtnerarbeiten, Elektrikerarbeiten, Reinigungsarbeiten. Und er jobt im Hotel des Vaters. Im Dezember 2014 kehrt er zurück und wird offiziell Teammanager, ist erster Ansprechpartner für die Spieler für Wohnungssuche, Auto-Akquise etc. Noch im selben Jahr wird er in Spielertransfers eingebunden und schliesslich Sportchef. Mittlerweile ist er in dieser Position der Dienstälteste im Schweizer Profifussball. In der Freizeit kickt er in der zweiten Mannschaft (4. Liga) des Martinacher Zweitligisten FC La Combe.
Barthélémy Constantin, geboren am 11. November 1994 in Martigny VS, bricht mit 18 seine schulische Ausbildung ab. Den Traum, Schauspieler zu werden, gibt er schnell auf, stattdessen macht Vater Christian den Teenager 2012 zum Assistenten des damaligen Sportchefs Marco Degennaro. Als der Papa den Sohnemann wegen Meinungsverschiedenheiten kurzzeitig rauswirft, arbeitet Barth als Gemeindeangestellter in Martigny – Gärtnerarbeiten, Elektrikerarbeiten, Reinigungsarbeiten. Und er jobt im Hotel des Vaters. Im Dezember 2014 kehrt er zurück und wird offiziell Teammanager, ist erster Ansprechpartner für die Spieler für Wohnungssuche, Auto-Akquise etc. Noch im selben Jahr wird er in Spielertransfers eingebunden und schliesslich Sportchef. Mittlerweile ist er in dieser Position der Dienstälteste im Schweizer Profifussball. In der Freizeit kickt er in der zweiten Mannschaft (4. Liga) des Martinacher Zweitligisten FC La Combe.
Sie haben gesagt, sie hätten Balotelli geholt, um europäisch zu werden – und damit er 20 Tore schiesst. Geschossen habe er aber fünf. Nun steht Sion vor dem grössten Scherbenhaufen des Jahrtausends und Balotelli hat nicht fünf, sondern sechs Tore geschossen. Sie haben ihm eins unterschlagen.
Huch, stimmt! Sorry, da ist mir einer seiner Penaltys durch die Lappen gegangen.
Warum hats mit Balotelli nicht geklappt?
Ich kann Ihnen versichern, dass wir alles unternommen haben, damit er vor allem an Fussball denkt. Das ist uns nicht gelungen.
War es ein Fehler, ihn geholt zu haben?
Wenn man absteigt, hat man mehr als einen Fehler gemacht. Und am Ende des Tages standen die Spieler auf dem Feld, nicht wir. Es hätte bloss einen Punkt mehr in vier Spielen gegen Winterthur gebraucht. Also ein einziges Törchen mehr. Das hätte ich von unseren Spielern für das viele Geld, das wir ihnen bezahlt haben, erwarten dürfen. Nur war die Mentalität nicht immer so, wie wir sie uns gewünscht hatten. Nicht nur bei Balotelli.
Und wenn Balotelli sein zweites Vertragsjahr im Wallis aussitzen will?
Mit Wenn und Aber wären wir noch Superligist. Also warten wir die Gespräche ab.
Ihr Vater Christian hat sinngemäss gesagt, der Abstieg käme ihm eigentlich gerade recht. So könne er seinen Abgang langsam vorbereiten. Sie aber wollen ein Team zusammenstellen, das sofort wieder aufsteigt. Unterschiedlicher könnten die Philosophien von Vater und Sohn kaum sein.
Sollte mein Vater doch weitermachen, würde er das mit Bestimmtheit gerne in der Super League machen. Und wenn er das Team verkaufen will, dann ist es einfacher, wenn man den Klub in der höchsten Spielklasse hat. Ich habe den Job, hier etwas aufzubauen. Mein Herzblut gehört dem FC Sion. Bis zum letzten Tropfen.
Es soll Kaufinteressenten geben …
Okay.
Sie sagen nichts dazu?
Das ist wieder Blabla. Das habe ich auch gehört, ja. Aber zu uns ist niemand gekommen. Und solange nichts konkret ist, ist das bloss Blabla.
Die Bedingung dieser Interessenten soll sein, dass der Präsident abtritt.
Wenn sie den Klub kaufen, können sie machen, was sie wollen, logisch.
Letzte Frage: Wie geht es Heinz Lindner?
Gut. Ich habe nach dem Abstieg mit ihm gesprochen. Aber noch nicht konkret über eine Vertragsanpassung. Er hat gesagt, er wolle bleiben. Er wolle den Klub wieder dorthin führen, wo er hingehört – Krebserkrankung hin oder her. Sehen Sie, das ist es, was ich meine. Solche Typen mit solch einer Mentalität brauchen wir, um neu anzufangen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |