Messi hat ihn zuerst überrascht – dann dreimal vernascht
Affolter blickt auf eine bewegte Karriere zurück

Als Teenager war François Affolter eine grosse Abwehrhoffnung der Schweiz. Dann geriet seine Karriere ins Stocken. Nun sagt der Bieler «au revoir» und verrät, was von den vielen Höhen und Tiefen bleibt.
Publiziert: 24.05.2024 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2024 um 13:53 Uhr
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Direktduell mit Messi: Ein Höhepunkt für François Affolter (l.) – den Messi mit seinem Hattrick sogleich trübt. Das war am 29. Februar 2012 in Bern.
Foto: Blicksport
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Er hat von einer Autogarage in Amerika geträumt. Dann wurde er Fussball-Profi und Nationalspieler. Und doch wurde der amerikanische Bubentraum von François Affolter (33) irgendwie wahr. Seine Karriere führte ihn nach Kalifornien. Bald endet sie dort, wo alles angefangen hat: in seiner Heimat Biel, wo er mit Blick auf seine Karriere zurückschaut.

«Es war eine Achterbahnfahrt», sagt er. Ein Höhepunkt: das Direktduell mit Lionel Messi 2012 in Bern. «Das ist wirklich Messi?», fragt sich Affolter überrascht, als er als junger Nati-Verteidiger in seinem fünften Länderspiel dem Weltstar auf dem Rasen gegenübersteht. Messi trabt im Stade de Suisse langsam umher. Dann kommt Affolter auf die Welt. «Wenn er den Ball berührt, dann geht er von Null auf Hundert. Du kannst nicht lesen, was er macht.» Messi dreht derart auf, dass er einen Hattrick erzielt und die Nati im Alleingang 3:1 besiegt.

«Die kennen Messi gar nicht mehr»

Affolter vermisst solche Spiele mit Zehntausenden Zuschauern. Er will jetzt ins Trainerbusiness einsteigen, gibt seine Erfahrungen schon parallel zu seinen letzten Auftritten in der Promotion League in Biel jungen Fussballern weiter. «Aber die kennen Messi zum Teil gar nicht mehr», erzählt er erstaunt. Die Idole heissen jetzt Mbappé etc. Es geht schnell im Fussball, das hat Affolter zur Genüge erlebt.

In der YB-Jugend muss er zuerst eine Enttäuschung verarbeiten, als es seine Kollegen in die U21 schaffen und er in der U18 hängen bleibt. Plötzlich aber schlägt in einer Natipause seine Stunde. Der damalige YB-Trainer Vladimir Petkovic gibt ihm die Chance. Nach einem Einsatz in Bellinzona steht Affolter plötzlich im Joggeli gegen Basel in der Startelf.

Der Koma-Schock hat ihn noch lange beschäftigt

In der Folgesaison ist er Stammspieler, als sich YB mit Starstürmer Doumbia 13 Punkte Vorsprung auf den FCB erarbeitet. Eine Figur macht Affolter besonders Eindruck: «Gilles Yapi sagt zu mir: ‹Wenn du den Ball hast, schau einfach, wo ich bin, und gib ihn mir›.» Affolter entgegnet: «Aber manchmal stehen drei Spieler um dich herum.» Yapi cool: «Egal, ich finde eine Lösung.» Zum Titel reichts trotzdem nicht, im grossen Final-Showdown verspielt YB gegen den FCB den letzten Vorsprung.

Im selben Jahr der grosse Schock: Affolter prallt in einem Zweikampf mit YB-Kollege Emiliano Dudar zusammen. Gegenspieler Marco Streller schildert danach im «Spiegel»: «Er hat gezittert, die Augen verdreht und am Kopf geblutet. Ein Horrormoment.» Dudar wird ins künstliche Koma versetzt, kann aber ein halbes Jahr später wieder spielen. Affolter fährt diese Szene ein: «Es hat mein Verhalten in den Zweikämpfen verändert. Ich hatte Angst, dass wieder so etwas passiert und lange gebraucht, es zu verarbeiten.»

Von Biel aus in die weite Welt und wieder zurück

Die Enttäuschungen und Schocks wechseln sich ab mit Highlights. Affolter schafft den Sprung in die Bundesliga zu Werder Bremen, wo er Teamkollege von Claudio Pizarro wird, darf mit der Schweiz an Olympia, bestreitet das besagte Spiel gegen Messi. Und er wagt nach dem Zwischenstopp zurück in der Schweiz bei Luzern das Abenteuer USA.

In der MLS ist er zwar in drei Saisons nie Stammspieler, erfüllt sich dafür bei San Jose in Kalifornien seinen Bubentraum. Und jetzt, am 25. Mai beim letzten Spiel in der Promotion League, schliesst sich in Biel, wo alles angefangen hat, der Kreis. Ende der Achterbahnfahrt namens Profifussball.

Promotion League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Biel-Bienne
FC Biel-Bienne
17
14
36
2
SC Kriens
SC Kriens
17
10
32
3
FC Breitenrain
FC Breitenrain
17
8
30
4
FC Basel II
FC Basel II
16
9
29
5
FC Rapperswil-Jona
FC Rapperswil-Jona
17
9
29
6
FC Bulle
FC Bulle
17
1
27
7
Vevey-Sports
Vevey-Sports
16
0
24
8
FC Zürich II
FC Zürich II
17
8
24
9
FC Luzern II
FC Luzern II
17
-1
23
10
FC Grand-Saconnex
FC Grand-Saconnex
17
6
22
11
BSC Young Boys II
BSC Young Boys II
15
-1
21
12
SC Bruhl St Gallen
SC Bruhl St Gallen
17
-11
21
13
SC Cham
SC Cham
17
-5
20
14
FC Baden
FC Baden
17
-9
17
15
FC Lugano II
FC Lugano II
16
-11
16
16
FC Bavois
FC Bavois
17
-3
16
17
SR Delemont
SR Delemont
17
-8
15
18
FC Paradiso
FC Paradiso
16
-16
12
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