Der Mann hinter dem Wandel
Nach dem YB-Knall: Berner werden Greuel vermissen

CEO Wanja Greuel reicht bei YB die Kündigung ein. Das könnte für die Berner noch zum Problem werden. Denn er war der Gegenpol zu Christoph Spycher, schreibt Reporter Alain Kunz.
Publiziert: 13.05.2024 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.05.2024 um 10:06 Uhr
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Wie weiter bei den Berner Young Boys?
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Alain KunzReporter Fussball

Eigentlich wollten sie den Knall erst nach dem grossen Knall verkünden. Eigentlich, so sah es das Drehbuch in einer idealen Berner Welt vor, sollte YB am Samstag gegen Lugano gewinnen und am Sonntag Sofameister werden, weil Servette nicht gewinnt; das wäre dann der grosse Knall gewesen. Und am Montag verlautbaren, dass der CEO seine Siebensachen packt. Das ist der Knall.

Doch dann kommt YB ein Vögelchen in die Quere, das der «NZZ am Sonntag» zuzwitschert, dass der CEO gekündigt habe. Und so ist YB (noch) nicht Meister und muss die Verkündung des Knalls auch noch einen Tag vorziehen.

Negativer Höhepunkt nach vielen Nebengeräuschen

Es ist typisch für eine Saison von YB, die von überproportional vielen Nebengeräuschen begleitet war. Da waren die unglückliche Handhabung der beiden Goalies, dasselbe in Bezug auf Klubikone Nsame, das Gemotze von Toptalent Amenda, die immer grösser werdende Unzufriedenheit mit Trainer Wicky, die in der Entlassung gipfelte, das Out im Cup bei Challenge-League-Klub Sion, das Verletzungspech mit Imeri, Benito und Ugrinic (immerhin dafür kann man die Klubführung nicht verantwortlich machen).

Und nun also, quasi als negativer Höhepunkt, die Kündigung von Wanja Greuel. Ein grosser Verlust für YB. Denn der Schweiz-Deutsche war der Gegenpol zum geerdeten und bodenständigen Bewahrer Christoph Spycher, dem im Verwaltungsrat für den Sport zuständigen YB-Superboss, der seit diesem Jahr auch Klub-Mitbesitzer ist. Spycher steht archetypisch für die Berner Seele: «Nume nid gschrpängt!» Eine Devise, die in wohlüberlegten Entscheidungen gipfelt. Diese mögen mitunter durchaus knallhart gewesen sein. Aber sie vermittelten ganz selten den Anschein von Aktionismus.

Greuel stand bei YB für den Wandel

Ganz anders Greuel, der Forsche. Der Mann, der YB in die digitale Moderne führte. Der den Klub mit dem Image eines altbackenen Klubs revolutionierte, ohne zu überpowern. Denn irgendwann wurde er immer eingebremst, wenn das Tempo zu hoch war. Und weil er weder Verwaltungsrat wurde noch Klubmitbesitzer, hatte er keine Mittel zur Opposition.

Das gipfelte nun in der Einsicht: fortan ohne mich! Greuel zu ersetzen, wird eine Herkulesaufgabe sein. Denn zum Wohl von YB ist ein Gegenpol zum allmächtigen Spycher schlicht vital.

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