Prozessstart in Argentinien
Anwalt ist sich sicher: «Maradona wurde ermordet»

Im November 2020 verstarb Diego Maradona nach einem Blutgerinnsel – und nach tagelanger Abschottung durch seine Ärzte. Welchen Anteil hat das siebenköpfige Team daran? Ein wohl langwieriger Prozess soll nun die Schuldfrage klären.
Publiziert: 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 14:49 Uhr
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Am 25. November 2020 verstarb Diego Maradona im Alter von 60 Jahren.
Foto: AFP

Anfang November 2020. Die argentinische Fussballlegende Diego Maradona (1960–1920) wird wegen eines Blutgerinnsels in Buenos Aires am Kopf operiert. Trotz Warnung der Ärzte verlässt der damals 60-Jährige nach nur etwas mehr als einer Woche bereits wieder das Spital. Sein privates Ärzteteam bringt ihn in seine Ferienwohnung im Vorort Tigre. Ende November verstirbt er nach einem Blutgerinnsel in der Lunge. Argentinien ist erschüttert, die Regierung verhängt eine dreitägige Staatstrauer.

Kurz nach dem Tod weicht die Trauer bei nicht wenigen plötzlich der Wut. Ist Maradona nach einem Leben voller Alkohol und Drogen einen natürlichen Tod gestorben? Hätte sein Ableben verhindert werden können? Oder wurde er gar vorsätzlich getötet?

Diese Fragen hat in den nächsten Monaten ein Gericht vor den Toren der argentinischen Hauptstadt zu klären. Seit Dienstag stehen sieben Ärzte und Pfleger aus Maradonas medizinischem Team vor Gericht. So wird etwa Maradonas Leibarzt Leopoldo Luque oder seiner Psychiaterin Augustina Cosachov Totschlag mit bedingtem Vorsatz vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert insgesamt Haftstrafen zwischen 8 und 25 Jahren. Maradona sei laut Anklage «unangemessen, mangelhaft und leichtsinnig» behandelt und «seinem Schicksal überlassen» worden.

«Diego Maradona wurde ermordet»

So wird schon kurz nach dem Tod bekannt, wie fahrlässig das siebenköpfige Team mit dem einstigen Wunderkicker umging. Statt intensiver Pflege erhielt er Alkohol und Marihuana. Einquartiert war er in einem kleinen, nicht einmal 15 Quadratmeter grossen Zimmer – ohne Dusche, mit Campingklo und ohne Sauerstoffversorgung, Defibrillator oder einem Notfallknopf. Dazu wurde er auch von seiner Familie ferngehalten. «Ich konnte ihn nie besuchen, weil sie mich nicht reingelassen haben», sagte etwa Dalma Maradona, eine der Töchter des Jahrhundert-Fussballers.

Alles Absicht, um Zugriff auf das Vermögen des argentinischen Lebemanns zu bekommen? Oder alles nur ein Versehen? «Diego Maradona wurde ermordet», legt sich der Anwalt von Maradonas Familie beim Prozessstart fest. «Niemand der medizinischen Betreuer hat getan, was er hätte tun sollen», meint der Staatsanwalt. Die Verteidigung wiederum behauptet, dass zwischen dem Handeln der Betreuer und dem Tod kein Zusammenhang nachgewiesen werden könne – weil es ihn nicht gebe. Ein Zugang des Ärzteteams auf Maradonas Vermögen war bisher nie nachzuweisen.

Ob dem wirklich nicht so ist, soll nun ein dreiköpfiges Gericht herausfinden und beurteilen – auch mit Hilfe von bis zu 200 Zeugen. Diese sollen in den nächsten drei Monaten befragt werden. Gut möglich, dass das Gericht aber noch länger mit Maradonas Tod beschäftigt sein wird – Argentinien wird es sowieso.

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