Das sagt Ex-Schalker Barnetta
«Christian Gross kann Kult werden»

Der Ex-Schalker Tranquillo Barnetta (35) hofft, dass sein Landsmann Christian Gross die Kurve bekommt: «Ein Abstieg wäre brutal für die ganze Region.»
Publiziert: 31.12.2020 um 01:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2021 um 14:56 Uhr
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Mai 2015: Tranquillo Barnetta jubelt im Schalke-Shirt.
Foto: Keystone
Andreas Böni

Tranquillo Barnetta (35) stapft durch Arosa, der Schnee knirscht unter seinen Füssen. «Es ist eine coole Zeit in meinem Leben», sagt der Ex-Nati-Star, der 2019 zurücktrat. «Ich bin Hausmann und sehe meine zwei Kinder aufwachsen. Mir geht es richtig gut, auch ohne Fussball.»

Und dennoch beobachtet der St. Galler seine Ex-Klubs genau, besonders auch Schalke 04, wo er zwischen 2012 bis 2015 auf 44 Spiele kam. «Es tut mir für die ganze Region extrem leid», sagt er. Und hofft wie viele Schalker, dass nun der neue Trainer die Wende schafft.

Christian Gross (66) – er war der Mann, dem Barnetta schon 2003 über den Weg lief. Der Basel-Trainer wollte den 18-Jährigen damals von St. Gallen holen. Barnetta erinnert sich: «Es war ein gutes Gespräch und eine Ehre für mich, mit ihm überhaupt reden zu dürfen. Aber als junger St. Galler kams mir nicht in den Sinn, zum FC Basel zu gehen. Ich stand ja früher in der Fan-Kurve, und da mochte man die Basler nicht. Darum war klar für mich, dass mein nächster Schritt besser ins Ausland führt.»

Barnetta wechselt zu Bayer Leverkusen, wo er 187 seiner 260 Bundesliga-Spiele macht. «Doch das extremste, was ich je erlebt habe, das ist Schalke», sagt er. «Auf Christian Gross wartet eine schwierige Aufgabe, die aber auch sehr spannend ist. Wenn er die Rettung hinkriegt, dann erreicht er Kultstatus, weil es eigentlich aussichtslos ist.»

Schalke, das sei einfach eine andere Hausnummer. «Von der Fan-Kultur her, von der Begeisterung her ist es unglaublich. Am Morgen fährst du ins Training und die Leute stehen Spalier. Bei jeder Einheit sind Hunderte da, vor Derbys sogar Tausende. Wenn Du mit ihnen redest, spürst Du, dass das mehr als Fussball für sie ist. Es ist ihr Leben.»

Barnetta weiter: «Zu meiner Zeit gingen die letzten Zechen zu. Aber die Geschichten von Menschen, die unter Tage schufteten, hörst du als Schalke-Spieler immer wieder. Man versucht den Spielern immer zu zeigen, wie privilegiert man ist. Dass es in der Region viele arme Leute gibt, die ganz anders chrampfen mussten.»

Als beste Erlebnisse auf Schalke bezeichnet Barnetta «zwei Derbysiege, weil ganz Gelsenkirchen die ganze Woche darauf hingefiebert hatte. Wenn Du dann vor der Kurve stehst und feierst, spürst Du: Dieser Sieg bedeutet und Spielern viel. Aber den Fans bedeutet er noch viel, viel mehr.»

Barnetta abschliessend: «Der Abstieg wäre brutal, für die ganze Region, die nicht auf Rosen gebettet ist. Darum wäre er noch schlimmer als er es zum Beispiel für Hamburg war. Aber ich hoffe, dass man im Fall des Abstiegs schnell wieder aufrappelt. Denn Schalke gehört in die erste Bundesliga – und eigentlich sogar Richtung vordere Ränge.»

Am Samstag spielt Schalke nun erstmals unter Gross. Auswärts bei Hertha BSC. «Ich drücke ihm die Daumen, dass er es schafft», sagt Barnetta.

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