«Ready for take-off», tönt es aus dem Funk der Maschine auf dem Flughafenrollfeld. Im Tower erteilt man die Startfreigabe. Der Schweizer Frauenfussball hebt ab. Nicht mit Sektgläsern und Silberbesteck in einem Airbus, sondern bodenständig in einem einfachen Propellerflugzeug. Ohne Pauken und Trompeten.
Etwa so könnte man sich die Aufbruchstimmung des Schweizer Frauenfussballs vorstellen. Doch der fiktive Start in eine verheissungsvolle Zukunft ist am Flughafen Zürich durchaus greifbar. Denn an einem der Parkhäuser prangt ein riesiges Werbeplakat einer Versicherung. Darauf eine Fussballerin im Dress des FC Zürich.
Dort, wo vor zehn Jahren vielleicht noch ein Alex Frei oder ein Hakan Yakin abgebildet waren, wirbt der Hauptsponsor der Axa Women's Super League mit der Bernerin Onyinyechi «Ony» Zogg (24). Die Verteidigerin ist der jüngste Export des hiesigen Frauenfussballs, nach zwei Jahren beim FCZ wechselte sie in diesem Sommer zum französischen Erstligisten ASJ Soyaux.
In Frankreich ist für Zogg künftig Realität, was in der Schweiz trotz spürbarem Rückenwind noch Zukunftsmusik ist. «Ich bin zu 100 Prozent Fussballerin», sagt sie angesichts des professionellen Umfelds bei ihrem neuen Klub. Für die talentierte Schweizerin eine Umstellung, die vor ihr auch schon andere erlebt haben.
«Exportland» Schweiz im Aufwind
Mit dem Transfer von Amira Arfaoui (22) von Servette zu Leverkusen hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Das erste Mal überhaupt wurde für eine Schweizer Spielerin eine Ablöse bezahlt. Das Sprungbrett Women's Super League hat auch Torschützenkönigin Stefanie da Eira (28) von YB zu nutzen gewusst. Die portugiesische Nationalspielerin wechselt nach Spanien zu Betis Sevilla. Nati-Hoffnung Riola Xhemaili (18) und Svenja Fölmli (19), das grösste Schweizer Sturmtalent, nehmen ebenfalls eine Luftveränderung vor. Aus Basel beziehungsweise Luzern gehen die beiden nach Freiburg in die Bundesliga.
Und auch Zogg steht die Fussballwelt offen. Der Ball ist ihr Freund, die Schuhe sind ihr «Baby». Als sie beim Fotoshooting mit Blick darum gebeten wird, den Ball durch die Luft zu jagen, schaut sie mit skeptischem Blick auf ihre Nike-Sneaker herunter. «Hoffentlich hinterlässt das keine Spuren», sagt sie schmunzelnd. Nach der gelungenen Vorführung die erleichterte Feststellung: Das Schuhwerk bleibt unbeschadet.
Als Top-Spielerin wird Zogg auch bei ihrer Karriere von professionellen Agenten gelotst. Sie ist eine Klientin der Beraterfirma Rogon. Diese hat Superstars wie Julian Draxler (27) von PSG oder Roberto Firmino (29) vom FC Liverpool unter Vertrag. «Es ist cool, dass diese Menschen dem Frauenfussball eine Chance geben.» Wie viel Überzeugungsarbeit musste Zogg verrichten, dass ein derart bekannter Name sie unter Vertrag nahm? «Gar keine. Der Berater hat sich bei mir gemeldet.»
Schweiz oder Nigeria
Die Fussballverrückte mit Wurzeln in Nigeria ist auf dem Markt begehrt. In welchen Flieger wird Zogg während der Nationalmannschaftspause steigen? «Es ist 50 zu 50», von den Verantwortlichen der Schweiz hat sie noch nichts gehört. In der nigerianischen Auswahl durfte sie bereits mehrere Testspiele absolvieren. Die nächsten Wochen werden Klarheit bringen.
Was bereits jetzt sicher ist: Der Schweizer Frauenfussball befindet sich auf dem Weg in neue Sphären. Der Höhenflug hat gerade erst richtig begonnen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Servette FC Chenois | 13 | 21 | 30 | |
2 | FC Basel | 12 | 21 | 28 | |
3 | FC Zürich | 13 | 10 | 26 | |
4 | BSC Young Boys | 13 | 17 | 24 | |
5 | FC St. Gallen 1879 | 12 | 16 | 23 | |
6 | Grasshopper Zürich | 12 | 5 | 18 | |
7 | FC Aarau | 12 | -9 | 14 | |
8 | FC Luzern | 12 | -14 | 8 | |
9 | FC Rapperswil-Jona | 13 | -32 | 4 | |
10 | Frauenteam Thun Berner Oberland | 12 | -35 | 2 |