Das Bild, aufgenommen um 22.50 Uhr im Römer Olimpico, spricht Bände: Silvan Widmer verlässt nach der 0:3-Klatsche gegen Italien gesenkten Hauptes das Feld. Daneben umarmt Xherdan Shaqiri, kritisch beäugt von Manuel Akanji, den italienischen Co-Trainer Fausto Solsano. Und lacht dabei herzhaft! Während die meisten Schweizer vor Scham im Boden versinken, herzt «Shaq» den Ex-Arbeitskollegen von Inter Mailand.
Das schräge Bild passt zum gesamten Nati-Auftritt.
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Tunnelblick geht anders
Um 19.49 Uhr, 16 Minuten nach den Italienern, betreten die Schweizer am Mittwochabend in ihren Anzügen das Terrain. Während die Juve-Altstars Giorgio Chiellini (36) und Leonardo Bonucci (34) zuvor schon hochkonzentriert scheinen, schiessen viele Schweizer erstmal Handy-Fotos und winken ihren Liebsten auf der Tribüne zu. Tunnelblick geht anders.
Als die Teams das Feld betreten, steht die komplette italienische Bank und applaudiert – die Ersatzspieler und der Staff der Schweizer bleiben sitzen.
Bei den Nationalhymnen ziehen die Schweizer erwartungsgemäss den Kürzeren. Kein Vorwurf an Xhaka, Shaqiri & Co., dass sie den Schweizer Psalm nicht singen. Schon zu Zeiten des Rekord-Nationalspielers Heinz Hermann (62) haben nicht alle mitgesungen.
«Wir sind bereit zum Tod!»
Die Hymne des Gegners, «Fratelli d’Italia» (Brüder Italiens), geht allerdings jedem unter die Haut. Mit Inbrunst brüllen die Azzurri ihre Hymne, pumpen sich dabei offensichtlich mit Adrenalin voll.
Das führt uns zur Laufbereitschaft. Ganze 6 Kilometer sind die Italiener mehr gelaufen als die Schweizer. Üblicherweise ist das Team, das dem Ball hinterherjagt, zu mehr Laufarbeit gezwungen als der Gegner. Das widerspiegelt sich dann in Mehr-Kilometern.
Petkovic: «Es war in vielen Bereichen eine Schweiz, die nicht auf hundert Prozent gekommen ist. Wir müssen auch die Laufarbeit verbessern.»
Ein vernichtendes Urteil des Coaches. Es sagt alles aus über die Einstellung, die bei vielen ungenügend war. Captain Granit Xhaka: «Wir haben zu wenig Spieler, die den Ball wollen. Und wenn man das nicht will, muss man sich überlegen, ob man überhaupt auf dem Platz stehen will.»
Eine Aussage, die er vielleicht auch auf sich selber bezogen hat. Es waren die Schlussworte nach einem durch und durch verschlafenen Auftritt des Schweizer Teams.