Auf einen Blick
Der Frühling bricht sich Bahn. Die Sonne scheint auf den veralteten Kunstrasen der Schaffhauser Arena, als das erste Training des neuen Coaches sich dem Ende zuneigt. Frühmorgens waren die Temperaturen noch um den Gefrierpunkt. Jetzt sind sie zweistellig. Perfekte Voraussetzungen für die Blauburgunder-Traube, aus der hier hervorragende Weine gekeltert werden – den dritten Star der Region nach Rheinfall und Munot.
Die Fussballer hingegen sind nicht mehr die grossen Stars hier. Im Gegenteil. Gebeutelte Lokalhelden, die erstens in der Tabelle der Challenge League Letzte sind. Zweitens sind ihnen unverschuldet wegen Verfehlungen der Klubleitung drei Punkte abgezogen worden, der FCS-Rekurs dagegen ist noch hängig, was einem Fussballer enorm wehtun muss. Und drittens erhalten sie die Löhne derzeit nicht pünktlich. In Schaffhausen fehlen Punkte und Franken an allen Ecken und Enden.
Hakan entschuldigt sich
Obwohl gerade alles den Bach runtergeht, sind die Kicker mit Eifer und Begeisterung bei der Sache. Die ersten 60 Minuten finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Yakin entschuldigt sich: «Ich habe ganz wenig Zeit, um das Spiel gegen Vaduz vorzubereiten, weshalb ich gleich zu Beginn taktische Übungen machte. Und da wollte ich niemanden dabeihaben. Sorry.»
Kein Problem. Die wahren Probleme liegen anderswo. Jenes mit dem Ligaerhalt ist lösbar. Schaffhausen liegt nur drei Punkte hinter dem rettenden neunten Platz. Mission not impossible. Hakan: «Sonst hätte ich den Job nicht angenommen. Ich bin ein Winnertyp. Ich will den Spielern vermitteln, dass jeder Match ein Cupfight ist. Dann werden wir nicht Letzte.»
Der Krach mit dem Biersponsor
Das Problem, das schlechter lösbar ist, ist jenes mit dem Geld. Im Moment sind die Gebrüder Fitim und Boletin Hasani die Verwaltungsräte und in der operativen Leitung. Vor einigen Wochen wurden Sie als neue Inhaber vorgestellt, allerdings ist die Übertragung der Aktien durch Roland Klein weiterhin nicht vollzogen worden. Besitzer des Klubs sind die Hasanis also nicht. Trotzdem haben sie den Klub innert Kürze umgekrempelt. CEO Jimmy Berisha, der Investoren hätte suchen sollen, hat den Verein verlassen. Sportchef Marc Hodel ebenfalls. Und Trainer Ciri Sforza wurde gegangen. Dazu hat man sich mit dem Traditionssponsor Falken Brauerei derart verkracht, dass dieser ein sofortiges Sponsoring-Ende verkündet hat. Nach 130 Jahren!
Nur ein Beispiel für das beispiellose Chaos in Schaffhausen. Je nach Quelle fehlen sechs bis zwölf Millionen, um das kurzfristige oder das mittelfristige Überleben zu sichern. Es steht die Lizenzeingabe an. Und deren letzter Termin hängt schon wie ein Damoklesschwert über dem Schaffhauser Fussball.
Die Hasanis hüllen sich in Schweigen
Was die Hasanis dazu sagen? Nichts. Boletin hätte wohl Zeit als Zuschauer des Trainings, will den Medien gegenüber aber lieber schweigen und spricht nur zum Team. Vielmehr machen bereits Gerüchte um neue Investoren die Runde in Schaffhausen. Es geht um eine mögliche Rettung durch Brauerei-Millionen aus Nepal.
Zurück zum Sportlichen und zum neuen Sportchef, der schon mal zwei Jahre hier war: Während der beiden Pandemiejahre. Am Ende stand der FC Schaffhausen kurz vor dem Aufstieg in die Super League, bestritt die Barrage gegen Luzern, die man dann verlor. Alles weit, weit weg. «Es ist eine schöne Erinnerung. Mehr nicht. Auch damals war es keine einfache Situation. Jetzt ist es ähnlich. Nur gehts nun darum, den Klub zu retten. Und das mit einer Vorwärtsstrategie. Den Mutigen gehört die Welt!», sagt Haas.
Eine Vorwärtsstrategie für einen Sportchef, der kurz nach Schliessung des Transferfensters seinen Job antritt. Schon speziell. «Danke, dass sie mich daran erinnern ... Aber der Fokus liegt nicht darauf. Sondern dass man die restlichen Spiele positiv nimmt.»
CEO, Sportchef und Trainer entlassen – wer zahlt das?
Kaum war Haas Sportchef, wurde Trainer Sforza in die Wüste geschickt. Eine Entlassung als erste Amtshandlung? Passt so gar nicht zu Haas. «Wer mich kennt, weiss das. Nein, dieser Entscheid war schon vorher gefallen.» Obwohl Fitim Hasani betont hatte, dass der Trainer kein Thema sei. Kein Geld, aber innert kürzester Zeit CEO, Sportchef und Trainer entlassen. In Schaffhausen ticken die Uhren wahrlich anders. Und es sind nicht immer teure IWCs.
«Die Zeit mit Murat hat mir gereicht ...»
Der Coach seinerseits freut sich über den neuen Job nach dem missglückten und nur drei Monate kurzen Engagement beim türkischen Erstligisten Istanbulspor. Zog er Schaffhausen dem Job als Nati-Assistent seines Bruders Murat vor? «Ich habe lange genug unter Muri gearbeitet. Diese Zeit hat mir gereicht», sagt Hakan. Und hat die Lacher auf seiner Seite.
«Im Ernst: Es hätte dann geheissen, ich bekäme den Job nur wegen Muri. Und auf diese Schlagzeile hatte ich wirklich keinen Bock. Zudem bin ich lieber mein eigener Chef.» Hat ihn denn Murat dazu ermutigt? Immerhin soll der Nati-Coach immer noch eine Art graue Eminenz in Schaffhausen sein, auch wenn er keine einzige Aktie des Klubs besitzt. «Nein. Ich musste nicht lange mit ihm diskutieren.»
Abgesehen davon seien es ja nur elf Wochen. So lange läuft sein Vertrag. Es werden zweieinhalb Monate totaler Unsicherheit sein. In jeder Hinsicht.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Aarau | 24 | 17 | 47 | |
2 | FC Thun | 24 | 18 | 46 | |
3 | FC Etoile Carouge | 24 | 6 | 39 | |
4 | FC Vaduz | 24 | -3 | 33 | |
5 | FC Wil | 24 | 5 | 32 | |
6 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 24 | 4 | 32 | |
7 | Neuchatel Xamax FCS | 24 | -8 | 30 | |
8 | AC Bellinzona | 24 | -7 | 23 | |
9 | FC Stade Nyonnais | 24 | -16 | 23 | |
10 | FC Schaffhausen | 24 | -16 | 20 |