Die deutschen Medien tun sich mit beiden Fahrern schwer. Jahrelang hat man das viertälteste GP-Team aus Hinwil links in der medialen Boxengasse mit einem positiven Bericht nicht angesteuert. Aber schon nach einem Rennen weiss man, dass Mick Schumacher (22) im Alfa-Sauber 2021 grössere Chancen hätte als im fast seelenlosen Haas-Ferrari-Team.
Die Amis (jetzt von Russen finanziell gelenkt) lassen das Auto weiter zu über 70 Prozent in Italien herstellen. Und Ferrari wollte das Vermächtnis des 2018 in Zürich verstorbenen Sergio Marchionne eben nicht antasten und lässt Alfa bei Sauber weiter den Namenstanz aufführen und Giovinazzi als Solo-Italiener auftreten. Da konnte eben Ferrari dem Debütanten Schumi junior nur die schlechtere Karte für mindestens zwei Jahre offerieren.
Vettel-Freund Ecclestone ist enttäuscht
Der Fall Vettel ist noch heikler. Die grüne Premiere ging für den Vierfach-Champion in Bahrain (wie schon die Tests) in die Hosen. Bei allen Notenverteilungen verhinderte nur der unterirdische GP-Start von Mazepin (Crash nach 25 Sekunden), dass Vettel nicht Letzter wurde.
Auch sonst wurde der Wahlschweizer medial «zerquetscht» (wie es Damon Hill ausdrückte). Ralf Schumacher fragte: «Warum macht er die gleichen dummen Fehler immer wieder? Sie sind nicht mehr erklärbar.»
Sebs Freund Bernie Ecclestone zu BLICK: «Ich bin einfach enttäuscht und weiss nicht, was ich sagen soll. Seltsam nur, dass Mercedes und Aston Martin miteinander Nico Hülkenberg offiziell als ihren Ersatzfahrer bekannt gaben ...» Und Ferrari-Chef Binotto lästerte: «Endlich haben wir zwei Fahrer, auf die wir uns verlassen können!»
Ist sogar vor Saisonende fertig?
Einer der besonnenen Beobachter ist DTM-Chef Gerhard Berger: «Vettel ist einfach nicht frei und entspannt genug. Er versucht Dinge zu beweisen, die in diesem Moment nicht möglich sind, weil das Auto und er nicht in Form sind. Und wir alle wissen, dass Vettel nie gut unter Druck reagiert hat. Aber kann er jetzt einen Schritt zurückgehen und neu aufladen?»
Viele Experten glauben sogar, dass Vettel die Saison nicht zu Ende fährt.
So landete Vettel in mentaler Falle
Der Abstieg des früheren Seriensiegers bei Red Bull (4 Titel, 38 Erfolge) hat wohl schon am 22. Juli 2018 in Hockenheim begonnen. Damals sass Vettel im Ferrari, kämpfte mit Hamilton um die WM. Da warf er vor dem Heimpublikum das Auto – in Führung liegend – auf der leicht feuchten Strecke in die Reifenwand.
Eine Welt brach zusammen. Seither sitzt Vettel in der mentalen Falle. Er verlor damals den Titel mit 320:408 und gewann nur noch in Belgien (2018) und Singapur (2019).