Zehntausende von Brasilianern schrien ihren neuen Liebling Lewis Hamilton (36) rundenlang mit «Senna, Senna»-Rufen zu einem der grössten Siege in der Formel 1. Mehr Ehre geht – 27 Jahre nach dem Tod des Nationalhelden – für einen Ausländer nicht.
Der Brite bekam es erst richtig mit, als er im Parc Fermé den Helm abnahm – und dann vor allem auf dem Podest: «So etwas vergisst man das Leben lang nie mehr!»
Buhrufe für «Verlierer» Max
Und was die meisten der über 90'000 Zuschauer von «Verlierer» Max Verstappen (24) hielten, schlug sich mit erbarmungslosen Buhrufen für den Holländer nieder.
Man muss kein Prophet sein: Dieses Titelrennen wird in der Wüste noch einige Emotionen und Ärger mit sich bringen. Und Schuld daran ist auch der australische FIA-Renndirektor Michael Masi (42).
«Da wird mit zwei Ellen gemessen»
Seit sein von allen Fahrern geschätzter Vorgänger Charlie Whiting im März 2019, vier Tage vor dem WM-Start in Melbourne im Hotelzimmer mit 66 Jahren starb, herrscht in der Formel 1 oft Chaos.
Selbst der sonst zurückhaltende Alfa-Sauber-Teamchef Fréderic Vasseur hatte schon mehrmals geklagt: «Da wird plötzlich mit zwei Ellen gemessen – und die Kleinen kommen meist schlecht weg!»
Warum schritt er bei Max nicht ein?
Am Sonntag in Interlagos schoss Masi nach dem GP vor versammelter Presse wieder einmal ein Eigentor. Auf die Frage, warum er beim (zu) harten Fight von Verstappen gegen Hamilton in Kurve 4 nicht einschritt und Max für das Abdrängen die schwarzweisse Flagge gezeigt hat, sagte der Mann aus Sydney: «Ich habe es mir überlegt – und dann entschieden, den Vorfall als hartes Racing zu bewerten!»
Da hätte Masi mal beim «VAR» auf den Tribünen nachfragen sollen. Die schwarzweisse Flagge hätte übrigens nur eine Verwarnung bedeutet.
Wolff forderte klare Linie
Mercedes-Sportchef Toto Wolff hatte eine klare Linie gefordert (Durchfahrtsstrafe). So wäre Verstappen nicht Zweiter, sondern Dritter geworden.
Jetzt ist der Red Bull-Honda-Star mit 14 Punkten Vorsprung nach Katar geflogen. Dort geht es schon am Freitag auf der für alle neuen Piste weiter.
Die heisseste Mathematikrechnung: Wenn der Mercedes-Pilot in Katar und dann in Saudi-Arabien jeweils vor Max gewinnt, wären sie (ohne einen Extrazähler für die schnellste Runde) punktgleich.
368,5:368,5
Verstappen würde dann mit 9:8-Saisonsiegen als WM-Leader zum Finale am 12. Dezember in Abu Dhabi anreisen. Zur 30. Titelentscheidung der Formel 1 im letzten Rennen. Seit 1950.