Was wäre dieser Sport ohne die ewigen Gifteleien, Verdächtigungen und Protestdrohungen? Kurz: Red Bull-Honda und Mercedes können sich einfach nicht ausstehen!
Jeder Sieg wird angezweifelt, jede Karambolage zum Krieg hochgeschaukelt und jeder Satz des Rivalen in der Luft zerpflückt.
Auf der einen Seite Christian Horner und Helmut Marko (Red Bull) auf der anderen Toto Wolff, der früher auf die verbale Hilfe des 2019 verstorbenen Niki Lauda zählen konnte.
Mercedes-Motor im Visier
Am Sonntag stand das neue PS-Herz von Hamilton im Fokus. Marko: «So einen Motor haben wir von Mercedes in den letzten Jahren noch nie gesehen. Es ist aber nur der Motor von Lewis, nicht von Bottas oder anderen Mercedes-Fahrern! Da ist ihnen ein Meisterwerk gelungen, so eine Rakete im entscheidenden Moment hervorzuzaubern!»
Und dann beginnt der Grazer zu schätzen: «Bei uns bringt ein neuer Motor vielleicht fünf PS mehr, aber der von Hamilton hatte sicher gegen 20 PS mehr Leistung! Das sieht für uns nicht gut aus.»
Und schon hat man den Fehdehandschuh oder besser das Kriegsbeil Mercedes vor die Garagentüre geworfen.
Chef Wolff: «Wir haben leider unglaublich viel Verschleiss und auch einige Haltbarkeitsthemen. Deshalb haben wir jetzt so viele neue Motoren genommen, wie auch hier. Aber der neue von Lewis geht jetzt am Anfang wirklich gut. Ich hoffe, dass wir damit unsere Probleme bis Saisonende halbwegs stabilisieren können. Nach 1000 Kilometern geht es mit der Leistung bergab.» Die Saison geht noch über 915 Kilometer!
Wolff beschwert sich über Rennleitung
Sauer ist Wolff auch auf die Rennleitung um Michael Masi. Grund: Das Rad-an-Rad-Duell zwischen Verstappen und Hamilton (Video oben), bei dem beide Piloten jenseits der Randsteine landen, bleibt ohne Strafe für den zu diesem Zeitpunkt noch führenden Holländer.
Wolff: «Das ganze Wochenende ist gegen uns gelaufen. Wir wussten, wir bekommen fünf Plätze Strafe, so ist das nun mal. Dann werden wir gestern disqualifiziert, während vor dem Rennen munter an Max Verstappens Auto herumgeschraubt wird. Und dann diese absolute Sauerei, dass sie keine Strafe für das Rausdrängen bekommen haben. Das ganze Wochenende wurden uns Sachen an den Kopf geworfen, und am Ende sind wir auf den Plätzen eins und drei und schauen, was noch für lustige Dinge passieren. Vielleicht gibt es ja noch einen Protest.»
Dass die Szene von den Kommissären als «Rennzwischenfall» beurteilt wird, sei «peinlich», so Wolff. Der Mercedes-Teamchef rechnete mit einer Fünf-Sekunden-Strafe für Verstappen. Mit dieser wäre er Dritter statt Zweiter geworden und hätte noch mehr von seinem WM-Vorsprung verloren.
Noch kein Protest von Red Bull
Der Hauptkriegsplatz bleibt aber der offenbar bewegliche Heckflügel von Mercedes (Flexiwings). Red Bull zog zum Glück seinen in Vorbereitung stehenden Protest in Brasilien nicht durch. Marko: «Wir haben noch nicht genug Fakten, um dagegen vorzugehen: Es wäre das letzte Mittel!»
Wolff bleibt cool: «Die laufen doch schon dauernd im FIA-Büro raus und rein. Das ist für uns okay, sie können das Ding auch nach Hause nehmen und es selbst auseinanderschneiden!»
Wetten, dass… dieser unsägliche Team-Zoff diese Woche in Katar weitergeht? Mit zwei bisher noch vernünftigen Fahrern: WM-Leader Max Verstappen (24) und dem 14 Punkte zurückliegenden Lewis Hamilton (36).