Wenn es in den letzten Jahren um die Wurst ging, blieb die Schweizer Nati gegen Deutschland stets auf der Strecke. Der letzte Sieg in einem K.-o.-Spiel gegen den Nachbarn liegt nun bereits 31 Jahre zurück, als sich die Schweiz im WM-Viertelfinal 1992 von Prag 3:1 durchsetzte.
Seither haben drei Pleiten gegen Deutschland tiefe Spuren in der Schweizer Hockey-Seele hinterlassen.
- Mannheim 2010: Die Schweiz träumt von der ersten Medaille seit 1953. Dann bleibt man gegen den Gastgeber im Viertelfinal mit 0:1 auf der Strecke. Andres Ambühl (39) ist der einzige von damals, der noch dabei ist.
- Pyeongchang 2018: Der Traum von einer Olympia-Medaille platzt im Vor-Viertelfinal nach nur 26 Sekunden der Overtime, als Yannic Seidenberg Jonas Hiller zum 2:1 bezwingt. Es sind die Deutschen, die mit Silber heimkehren.
- Riga 2021: Im WM-Viertelfinal führen die Schweizer 2:0. Doch dann verlieren sie den Mut. Es kommt, wie es kommen muss: Deutschland gleicht 44 Sekunden vor dem herbeigesehnten Ende durch Gawanke zum 2:2 aus. Im Penaltyschiessen trifft nur Meier für die Schweizer. Vom Team von damals sind neun Schweizer heute wieder in Riga dabei.
Muss man befürchten, dass dies zu einem Trauma bei den Schweizern geführt hat? Der deutsche Stürmer Marcel Noebels versuchte es schon mal mit Psychospielchen: «Ich freue mich auf das Spiel und glaube nicht, dass sich die Schweizer auch freuen.» Davon will Nati-Stürmer Fabrice Herzog, der 2018 und 2021 auf dem Eis stand, nichts wissen: «Wir sind vor zwei Jahren im Penaltyschiessen knapp ausgeschieden. Darum freue ich mich schon auf die Revanche.»
Unbelastet ist Nino Niederreiter (30). Für den NHL-Stürmer wird es der erste Ernstkampf gegen Deutschland. «Wir wissen, wie hart sie spielen. Man weiss, dass es mühsam sein wird und sie unser Spiel physisch kaputtmachen wollen», sagt der Nati-Captain. «Aber wenn wir so spielen, wie wir wissen, dass wir es können, dann sieht es sicher sehr gut aus.» Das Rezept des Churers in Diensten der Winnipeg Jets: «Es spielt keine Rolle, ob es die Deutschen, die Finnen oder sonst eine Nation sind. Wir müssen uns auf uns fokussieren. Das Wichtigste ist, dass wir bei uns bleiben und gar nicht gross darauf schauen, wer auf der anderen Seite ist.»
«Game-Plan in die Köpfe und Herzen kriegen»
Das Duell gegen die Deutschen wird auch zur Kopfsache. Was sagen Experten dazu? «Patrick Fischer dürfte die Lehren aus den Niederlagen gegen Deutschland gezogen und einen Game-Plan formuliert haben. Diesen gilt es in die Köpfe und Herzen der Spieler zu kriegen», antwortet Hanspeter Gubelmann (59) von der ETH Zürich, der unter anderem einst Simon Ammann zu Höhenflügen verhalf. «Folgende Aspekte dürften entscheidend sein: Besinnung auf die eigenen Stärken und Möglichkeiten. Teamspirit – jeder unterstützt jeden, gerade in Situationen, in denen Fehler passieren. Positive Emotionen.» Zudem gelte es, in Einzelgesprächen ein besonderes Augenmerk auf die Schlüsselspieler und Teamleader zu legen.
WM 2022, Helsinki, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 4:3 n.P.
Schweizer Tore: 2. Ambühl 1:0. 22. Suter 2:2. 39. Malgin 3:2.
WM 2021, Riga, Viertelfinal
Schweiz – Deutschland 2:3 n.P.
Schweizer Tore: 16. Untersander 1:0. 34. Herzog 2:0.
Olympia 2018, Gangneung, Vor-Viertelfinal
Schweiz – Deutschland 1:2 n.V.
Schweizer Tor: 24. S. Moser 1:1.
WM 2015, Prag, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 1:0
Tor: 53. D. Hollenstein 1:0.
WM 2014, Minsk, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 3:2
Schweizer Tore: 13. Brunner 1:0. 33. D. Hollenstein 2:1. 37. Romy 3:1.
WM 2010, Mannheim, Viertelfinal
Schweiz – Deutschland 0:1
WM 2009, Bern, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 3:2 n.V.
Schweizer Tore: 9. R. Wick 1:1. 24. Seger 2:1. 62. Streit 3:2.
Olympia 2006, Torino, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 2:2
Schweizer Tore: 29. Conne 1:1. 39. DiPietro 2:1.
WM 2002, Jönköping, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 0:3
WM 2001, Köln, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 1:3
Schweizer Tor: 36. Reichert 1:1.
WM 2022, Helsinki, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 4:3 n.P.
Schweizer Tore: 2. Ambühl 1:0. 22. Suter 2:2. 39. Malgin 3:2.
WM 2021, Riga, Viertelfinal
Schweiz – Deutschland 2:3 n.P.
Schweizer Tore: 16. Untersander 1:0. 34. Herzog 2:0.
Olympia 2018, Gangneung, Vor-Viertelfinal
Schweiz – Deutschland 1:2 n.V.
Schweizer Tor: 24. S. Moser 1:1.
WM 2015, Prag, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 1:0
Tor: 53. D. Hollenstein 1:0.
WM 2014, Minsk, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 3:2
Schweizer Tore: 13. Brunner 1:0. 33. D. Hollenstein 2:1. 37. Romy 3:1.
WM 2010, Mannheim, Viertelfinal
Schweiz – Deutschland 0:1
WM 2009, Bern, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 3:2 n.V.
Schweizer Tore: 9. R. Wick 1:1. 24. Seger 2:1. 62. Streit 3:2.
Olympia 2006, Torino, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 2:2
Schweizer Tore: 29. Conne 1:1. 39. DiPietro 2:1.
WM 2002, Jönköping, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 0:3
WM 2001, Köln, Gruppenspiel
Schweiz – Deutschland 1:3
Schweizer Tor: 36. Reichert 1:1.
Mentaltrainer Arne Ramholt (47), Ex-NL-Spieler und 2005 Meister mit Davos, macht sich keine Sorgen, dass die Nati nach den schlechten Erfahrungen der letzten K.-o.-Duelle Angst vor den Deutschen haben könnte: «Es ist eher so, dass man sicherstellen muss, dass man mit dem nötigen Respekt in die Partie geht und gegen die Deutschen genau gleich wie gegen eine der Top-Nationen wie Kanada, Schweden oder Finnland spielt. Man darf nicht das Gefühl haben: Die müssten wir doch schlagen.»
Der ehemalige Verteidiger betont, dass die Spieler, die in der Nati sind, «alles Top-Profis sind, die in ihren Klubs gezeigt haben, dass sie mit Druck umgehen können».
Schweiz – Deutschland (15.20 Uhr in Riga)
USA – Tschechien (15.20 Uhr in Tampere)
Schweden – Lettland (19.20 Uhr in Riga)
Kanada – Finnland (19.20 Uhr in Tampere)
Alle Spiele finden am kommenden Donnerstag statt.
Schweiz – Deutschland (15.20 Uhr in Riga)
USA – Tschechien (15.20 Uhr in Tampere)
Schweden – Lettland (19.20 Uhr in Riga)
Kanada – Finnland (19.20 Uhr in Tampere)
Alle Spiele finden am kommenden Donnerstag statt.
Keine Angst vor den bösen Deutschen! Denn hätten sich die Schweizer einen Gegner auswählen können, hätten sie trotz der dunklen Vorgeschichte die Deutschen den USA, Schweden oder Finnland vorgezogen. Stimmt in den Köpfen der Schweizer heute alles, winkt der WM-Halbfinal.