Stich ins Nati-Herz:So frech verwandeln die Deutschen den letzten Penalty
Schon der Start gelingt den Schweizern nicht nach Mass. Sie wirken nervös und müssen feststellen, dass die Deutschen nicht bereit sind, die ihnen von Experten und Analysten zugedachte Rolle des Aussenseiters einzunehmen.
Es sind unsere Nachbarn, welche die Initiative übernehmen, die Mehrzahl der Zweikämpfe gewinnen und die Schweizer immer wieder am geordneten Aufbau hindern. So ist der Puck oft in der Zone vor Goalie Leonardo Genoni, dem Nati-Coach Patrick Fischer, wie davor 63 Prozent in einer Blick-Umfrage, den Vorzug vor Reto Berra gibt. Zu echten Chancen kommt es aber nicht.
Die erste haben dann die Schweizer, als Grégory Hofmann in der Mittelzone Fahrt aufnimmt, seine Gegner stehen lässt und an Goalie Mathias Niederberger scheitert. Eine zweite vergibt Enzo Corvi nach Vorarbeit von Hofmann.
Als sich die Nati aber erstmals so richtig im Drittel der Deutschen festsetzen kann, klingelt es. Philipp Kurashev läuft zur Blauen Linie zurück, spielt die Scheibe quer zu Santeri Alatalo. Der spielt Verteidiger-Kollege Ramon Untersander, der sich nach vorne geschlichen hat, grossartig an. Und der SCB-Back trifft.
Ideal angespielt von Alatalo:Untersander schiesst die Schweiz in Führung
Das Tor gibt den Schweizern Luft. Das Fischer-Team kann Tempo aufbauen und dem Gegner mit einigen kernigen Checks zusetzen. Doch als es in doppelter Überzahl agieren kann, passt wenig zusammen. Der zweite Treffer fällt dann aber im Mitteldrittel doch. Tristan Scherwey und Christoph Bertschy kombinieren sich durch und der SCB-Stürmer bedient mit einem herrlichen Backhandpass Fabrice Herzog. Der Ostschweizer bleibt cool und erzielt das 2:0. Es ist die einzige Phase, in der die Schweizer zu ihrem gewohnten Spiel finden. Sie ist zu kurz.
Das Schweizer 2:0:Scherwey findet Herzog im Slot – Tor
Denn vor der zweiten Pause schleichen sich Leichtsinns-Fehler ein. Und nachdem NHL-Verteidiger Jonas Siegenthaler hinter dem Tor einen fatalen Fehlpass spielt, kann Tom Kühnhackl, der Sohn von Legende Erich Kühnhackl (ex Olten), verkürzen.
Es beginnt eine Leidensphase für die Schweizer, die fast nicht enden will. Die Deutschen setzen nach und machen viel Druck.
Die Nerven der Schweizer Fans werden arg strapaziert. Erinnerungen an die letzte WM vor zwei Jahren, als man den Ausgleich im Viertelfinal gegen Kanada (2:3 n.V.) 0,4 Sekunden vor Ende kassierte, werden wach. Und auch diesmal können Genoni & Co. das 2:1 nicht über die Zeit bringen. Mit sechs Feldspielern und ohne Goalie gleichen die Deutschen durch Leon Gawanke 44 Sekunden vor Schluss aus. Nach 36:18 Schüssen aufs Tor darf sich niemand darüber beklagen.
Das darf doch nicht wahr sein:44 Sekunden vor dem Ende gleicht Deutschland aus
Das Nerven-Spiel geht weiter, weiter, immer weiter: Erst zehn Minuten Overtime bei Drei gegen Drei, dann Penaltyschiessen. Bei den Schweizern trifft nur Timo Meier, bei Deutschland aber postwendend auch Edmonton-Stürmer Dominik Kahun. Und zum Schluss bezwingt Marcel Noebels Genoni mit einem grandiosen Forsberg-Penalty.
Die Nati kann in diesem entscheidenden Spiel ihre Klasse und ihren Schwung nicht aufs Eis bringen. Die Deutschen haben sich den Einzug in den Halbfinal mit Mut und viel Aufwand verdient.
Aus und vorbei: Die Schweiz verliert im WM-Viertelfinal gegen Deutschland.
Foto: keystone-sda.ch
Schweiz – Deutschland 2:3 n.P. (1:0, 1:1, 0:1)
Olympic Sports Centre
SR: Ansons (Lett)/Romasko (Russ)
Tore: 16. Untersander (Alatalo, Kurashev) 1:0. 34. Herzog (Scherwey, Bertschy) 2:0. 38. Kühnhackl (Rieder, Nowak) 2:1. 60. (59:16) Gawanke (Kahun, Noebels/Deutschland ohne Goalie) 2:2. – Penaltyschiessen: Corvi -, Plachta -; Andrighetto -, Krämmer -; Meier 1:0, Kahun 1:1; Ambühl -, Reichel -; Hofmann -, Noebels 1:2.
Strafen: Keine gegen die Schweiz, 2 x 2 Minuten plus 1 x 10 Minuten (Plachta) gegen Deutschland.
Schweiz: Genoni; Diaz, Mirco Müller; Loeffel, Siegenthaler; Untersander, J. Moser; Alatalo; Scherwey, Bertschy, Herzog; Kurashev, N. Hischer, Ambühl; Meier, Vermin, Andrighetto; Simion, Corvi, Hofmann; Rod.
Deutschland: Niederberger; Seider, Moritz Müller; Holzer, Jonas Müller; Nowak, Wagner; Gawanke; Pföderl, Reichel, Noebels; Plachta, Kahun, Eisenschmied; Rieder, Loibl, Kühnhackl; Krämmer, Kastner, Peterka; Bergmann.
Bemerkungen: Schweiz ohne Nyffeler, Frick, Geisser, Heldner, Praplan und Mottet (alle überzählig).
Olympic Sports Centre
SR: Ansons (Lett)/Romasko (Russ)
Tore: 16. Untersander (Alatalo, Kurashev) 1:0. 34. Herzog (Scherwey, Bertschy) 2:0. 38. Kühnhackl (Rieder, Nowak) 2:1. 60. (59:16) Gawanke (Kahun, Noebels/Deutschland ohne Goalie) 2:2. – Penaltyschiessen: Corvi -, Plachta -; Andrighetto -, Krämmer -; Meier 1:0, Kahun 1:1; Ambühl -, Reichel -; Hofmann -, Noebels 1:2.
Strafen: Keine gegen die Schweiz, 2 x 2 Minuten plus 1 x 10 Minuten (Plachta) gegen Deutschland.
Schweiz: Genoni; Diaz, Mirco Müller; Loeffel, Siegenthaler; Untersander, J. Moser; Alatalo; Scherwey, Bertschy, Herzog; Kurashev, N. Hischer, Ambühl; Meier, Vermin, Andrighetto; Simion, Corvi, Hofmann; Rod.
Deutschland: Niederberger; Seider, Moritz Müller; Holzer, Jonas Müller; Nowak, Wagner; Gawanke; Pföderl, Reichel, Noebels; Plachta, Kahun, Eisenschmied; Rieder, Loibl, Kühnhackl; Krämmer, Kastner, Peterka; Bergmann.
Bemerkungen: Schweiz ohne Nyffeler, Frick, Geisser, Heldner, Praplan und Mottet (alle überzählig).
Hockey-WM in Riga
Den Überblick mit allen Spielen, Tabellen und News zum Turnier gibts hier.
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