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WM-Viertelfinal in Riga
Nichts schmeckt süsser als Siege gegen Deutschland

Wenn die Schweiz – wie am Donnerstag im Viertelfinal der Eishockey-WM – auf den grossen Nachbarn trifft, knistert es gewaltig. Auch weil Triumphe gegen Deutschland rar sind.
Publiziert: 03.06.2021 um 13:24 Uhr
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WM-Viertelfinal 1992 in Prag: Die Schweizer und Fige Hollenstein (im Bild gegen Andreas Niederberger) setzen sich gegen Deutschland 3:1 durch.
Foto: Keystone
Stephan Roth

Die sportliche Rivalität zwischen Schweizern und Deutschen lebt schon über 100 Jahre. Im Hockey kreuzte man erstmals 1910 die Klingen. Das Resultat würde man aus Schweizer Sicht noch so gerne verschweigen, doch das wäre unsportlich. 1:8 lautet es.

Auch zuletzt musste die Hockey-Nati in den letzten grossen K.o.-Duellen besonders schmerzhafte Rückschläge einstecken: Bei Olympia in Pyeongchang vor drei Jahren (1:2 n.V.) und 2010 an der WM in Mannheim (0:1 mit Schlägerei zur Schlusssirene).

Helbling legt sich mit der Deutschland-Bank an
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Unvergessen:Helbling legt sich mit der Deutschland-Bank an

Im Fussball hatte man da den besseren Start. 1908 setzten sich die Schweizer in Basel 5:3 durch – für die Deutschen war es das erste offizielle Länderspiel überhaupt. In den folgenden 53 Partien gab es dann nur noch acht Siege für unsere Nati. 37-mal gewannen die Deutschen.

Derdiyok-Hattrick beendet Durststrecke

Umso schöner sind die wenigen Siege. 1938 im Wiederholungsspiel des WM-Achtelfinals schafft die Nati in Paris drei Monate nach dem Anschluss von Österreich ans Hitler-Reich mit 4:2 gegen Grossdeutschland nach einem 0:2-Rückstand einen historischen Triumph. Es blieb der einzige Schweizer Sieg in einem Wettbewerbsspiel gegen die Deutschen.

Die Nati ist nach dem zweiten Weltkrieg 1951 auch das erste Team, das wieder gegen Deutschland antritt. Vor über 100'000 Fans gibt es in Stuttgart eine 0:1-Niederlage.

Fünf Jahre später gibt es den für Ewigkeiten letzten Sieg (3:1). Denn erst 2012 gibt es den nächsten, als Eren Derdiyok beim 5:3 im Testspiel in Basel gleich dreimal trifft.

Hollenstein, Hollenstein und Hollenstein

Im Hockey sind Siege weit weniger selten. Die Bilanz mit 68:72 schon fast ausgeglichen. Und von den letzten sechs WM-Duellen hat die Schweiz fünf gewonnen. Zuletzt 2015 in Prag – 1:0 dank einem Treffer von Denis Hollenstein, der bereits im Jahr davor beim 3:2 in Minsk getroffen hatte.

Den bedeutendsten Sieg feiert die Schweiz 1992 im WM-Viertelfinal in Prag (3:1). Schon damals trifft mit Denis' Vater Fige ein Hollenstein.

Übrigens: Eine Episode aus dem Handball soll hier nicht verschwiegen werden. Als der Deutsche Erhard Wunderlich bei der WM 1982 Sekunden vor Schluss beim Stand von 16:16 zum Wurf ansetzte, wurde er von Peter Jehle zurückgerissen. Der schlitzohrige Nati-Coach Sead Hasanefendic hatte ihn mit den Worten «Los, halt ihn fest!» aufs Feld gestossen, obwohl die Schweizer in Unterzahl hätten spielen müssen. Es blieb unbemerkt und Deutschland verpasste so das Bronze-Spiel.

2:0-Führung preisgegeben
Bitteres WM-Aus! Hockey-Nati scheitert an Deutschland

Der Medaillen-Traum platzt in Riga. Die Nati findet nicht zu ihrem gewohnten Spiel, verspielt im Viertelfinal eine 2:0-Führung und verliert im Penaltyschiessen gegen Deutschland.
Publiziert: 03.06.2021 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2021 um 09:07 Uhr
So frech verwandeln die Deutschen den letzten Penalty
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Stich ins Nati-Herz:So frech verwandeln die Deutschen den letzten Penalty
Stephan Roth

Schon der Start gelingt den Schweizern nicht nach Mass. Sie wirken nervös und müssen feststellen, dass die Deutschen nicht bereit sind, die ihnen von Experten und Analysten zugedachte Rolle des Aussenseiters einzunehmen.

Es sind unsere Nachbarn, welche die Initiative übernehmen, die Mehrzahl der Zweikämpfe gewinnen und die Schweizer immer wieder am geordneten Aufbau hindern. So ist der Puck oft in der Zone vor Goalie Leonardo Genoni, dem Nati-Coach Patrick Fischer, wie davor 63 Prozent in einer Blick-Umfrage, den Vorzug vor Reto Berra gibt. Zu echten Chancen kommt es aber nicht.

Die erste haben dann die Schweizer, als Grégory Hofmann in der Mittelzone Fahrt aufnimmt, seine Gegner stehen lässt und an Goalie Mathias Niederberger scheitert. Eine zweite vergibt Enzo Corvi nach Vorarbeit von Hofmann.

Als sich die Nati aber erstmals so richtig im Drittel der Deutschen festsetzen kann, klingelt es. Philipp Kurashev läuft zur Blauen Linie zurück, spielt die Scheibe quer zu Santeri Alatalo. Der spielt Verteidiger-Kollege Ramon Untersander, der sich nach vorne geschlichen hat, grossartig an. Und der SCB-Back trifft.

Untersander schiesst die Schweiz gegen Deutschland in Führung
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Ideal angespielt von Alatalo:Untersander schiesst die Schweiz in Führung

Das Tor gibt den Schweizern Luft. Das Fischer-Team kann Tempo aufbauen und dem Gegner mit einigen kernigen Checks zusetzen. Doch als es in doppelter Überzahl agieren kann, passt wenig zusammen. Der zweite Treffer fällt dann aber im Mitteldrittel doch. Tristan Scherwey und Christoph Bertschy kombinieren sich durch und der SCB-Stürmer bedient mit einem herrlichen Backhandpass Fabrice Herzog. Der Ostschweizer bleibt cool und erzielt das 2:0. Es ist die einzige Phase, in der die Schweizer zu ihrem gewohnten Spiel finden. Sie ist zu kurz.

Scherwey findet Herzog im Slot – Tor
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Das Schweizer 2:0:Scherwey findet Herzog im Slot – Tor

Denn vor der zweiten Pause schleichen sich Leichtsinns-Fehler ein. Und nachdem NHL-Verteidiger Jonas Siegenthaler hinter dem Tor einen fatalen Fehlpass spielt, kann Tom Kühnhackl, der Sohn von Legende Erich Kühnhackl (ex Olten), verkürzen.

Es beginnt eine Leidensphase für die Schweizer, die fast nicht enden will. Die Deutschen setzen nach und machen viel Druck.

Die Nerven der Schweizer Fans werden arg strapaziert. Erinnerungen an die letzte WM vor zwei Jahren, als man den Ausgleich im Viertelfinal gegen Kanada (2:3 n.V.) 0,4 Sekunden vor Ende kassierte, werden wach. Und auch diesmal können Genoni & Co. das 2:1 nicht über die Zeit bringen. Mit sechs Feldspielern und ohne Goalie gleichen die Deutschen durch Leon Gawanke 44 Sekunden vor Schluss aus. Nach 36:18 Schüssen aufs Tor darf sich niemand darüber beklagen.

44 Sekunden vor dem Ende gleicht Deutschland aus
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Das darf doch nicht wahr sein:44 Sekunden vor dem Ende gleicht Deutschland aus

Das Nerven-Spiel geht weiter, weiter, immer weiter: Erst zehn Minuten Overtime bei Drei gegen Drei, dann Penaltyschiessen. Bei den Schweizern trifft nur Timo Meier, bei Deutschland aber postwendend auch Edmonton-Stürmer Dominik Kahun. Und zum Schluss bezwingt Marcel Noebels Genoni mit einem grandiosen Forsberg-Penalty.

Die Nati kann in diesem entscheidenden Spiel ihre Klasse und ihren Schwung nicht aufs Eis bringen. Die Deutschen haben sich den Einzug in den Halbfinal mit Mut und viel Aufwand verdient.

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Aus und vorbei: Die Schweiz verliert im WM-Viertelfinal gegen Deutschland.
Foto: keystone-sda.ch
Schweiz – Deutschland 2:3 n.P. (1:0, 1:1, 0:1)

Olympic Sports Centre

SR: Ansons (Lett)/Romasko (Russ)

Tore: 16. Untersander (Alatalo, Kurashev) 1:0. 34. Herzog (Scherwey, Bertschy) 2:0. 38. Kühnhackl (Rieder, Nowak) 2:1. 60. (59:16) Gawanke (Kahun, Noebels/Deutschland ohne Goalie) 2:2. – Penaltyschiessen: Corvi -, Plachta -; Andrighetto -, Krämmer -; Meier 1:0, Kahun 1:1; Ambühl -, Reichel -; Hofmann -, Noebels 1:2.

Strafen: Keine gegen die Schweiz, 2 x 2 Minuten plus 1 x 10 Minuten (Plachta) gegen Deutschland.

Schweiz: Genoni; Diaz, Mirco Müller; Loeffel, Siegenthaler; Untersander, J. Moser; Alatalo; Scherwey, Bertschy, Herzog; Kurashev, N. Hischer, Ambühl; Meier, Vermin, Andrighetto; Simion, Corvi, Hofmann; Rod.

Deutschland: Niederberger; Seider, Moritz Müller; Holzer, Jonas Müller; Nowak, Wagner; Gawanke; Pföderl, Reichel, Noebels; Plachta, Kahun, Eisenschmied; Rieder, Loibl, Kühnhackl; Krämmer, Kastner, Peterka; Bergmann.

Bemerkungen: Schweiz ohne Nyffeler, Frick, Geisser, Heldner, Praplan und Mottet (alle überzählig).

Olympic Sports Centre

SR: Ansons (Lett)/Romasko (Russ)

Tore: 16. Untersander (Alatalo, Kurashev) 1:0. 34. Herzog (Scherwey, Bertschy) 2:0. 38. Kühnhackl (Rieder, Nowak) 2:1. 60. (59:16) Gawanke (Kahun, Noebels/Deutschland ohne Goalie) 2:2. – Penaltyschiessen: Corvi -, Plachta -; Andrighetto -, Krämmer -; Meier 1:0, Kahun 1:1; Ambühl -, Reichel -; Hofmann -, Noebels 1:2.

Strafen: Keine gegen die Schweiz, 2 x 2 Minuten plus 1 x 10 Minuten (Plachta) gegen Deutschland.

Schweiz: Genoni; Diaz, Mirco Müller; Loeffel, Siegenthaler; Untersander, J. Moser; Alatalo; Scherwey, Bertschy, Herzog; Kurashev, N. Hischer, Ambühl; Meier, Vermin, Andrighetto; Simion, Corvi, Hofmann; Rod.

Deutschland: Niederberger; Seider, Moritz Müller; Holzer, Jonas Müller; Nowak, Wagner; Gawanke; Pföderl, Reichel, Noebels; Plachta, Kahun, Eisenschmied; Rieder, Loibl, Kühnhackl; Krämmer, Kastner, Peterka; Bergmann.

Bemerkungen: Schweiz ohne Nyffeler, Frick, Geisser, Heldner, Praplan und Mottet (alle überzählig).

Hockey-WM in Riga

Den Überblick mit allen Spielen, Tabellen und News zum Turnier gibts hier.

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