Das erklärte Ziel von Nati-Coach Patrick Fischer sind nicht nur Medaillen bei Grossveranstaltungen, sein Wirken zielt auch auf die Entwicklung eines selbstbewussten Auftritts im Gefüge des globalen Spitzeneishockeys. Die «Swissness» steht für das typisch Schweizerische, auch wenn dafür im Zeitalter des Anglizismus natürlich ein englisches Wort bemüht werden muss, schliesslich sollen auch Finnen, Tschechen, Kanadier oder Russen verstehen, was auf sie zukommt. «Hauswart» ist in der globalisierten Welt längst keine gültige Berufsbezeichnung mehr, der «Facility Manager» hingegen kann sich notfalls sogar in China durchschlagen.
Die Durchschlagskraft der «Swissness» lässt sich nur in K.o.-Spielen von internationalen Turnieren exakt bestimmen, weil das sportliche Establishment nur bei dieser Gelegenheit tatsächlich das Visier runterklappt. In Ausnahmefällen – so wie in diesem Jahr die Schweden in Riga – verabschiedet sich mal einer aus diesem elitären Zirkel schon nach der Vorrunde.
Riskant ja, aber niemals falsch
In diesen Partien spielt immer auch die mentale Komponente eine wichtige Rolle, weil die Schweiz selbst mit im strahlenden Gewand der «Swissness» und als zweifacher Vizeweltmeister (noch) nicht die gleiche Wasserverdrängung wie Russen, Finnen, Schweden, Kanadier, Amerikaner oder Tschechen besitzt. Gegen diese Gegner darf man im Hinterstübchen immer noch mit dem Aussenseitergedanken kokettieren, selbst wenn man sich das mittlerweile ganz offiziell explizit verbietet.
Nun spielt man aber gegen Deutschland, einen Rivalen von ähnlicher Kragenweite, und da ist dieser Kunstgriff aus dem Einmaleins der mentalen Trickkiste nicht mehr anwendbar.
Für die «Swissness» und Patrick Fischers Nati ist dieser Viertelfinal gegen Deutschland darum eine Reifeprüfung. Einen mutigen, selbstbewussten Auftritt möchte man sehen, weil es das Credo von Patrick Fischer ist. Gegen jeden Gegner das Diktat an sich reissen, egal was auf dem Spiel steht. Das kann unter Umständen riskant sein – aber es ist niemals falsch. Eine Niederlage? Könnten wir runterschlucken. Was wir nicht wollen? Danach sagen zu müssen: Hätten wir doch mutiger gespielt.