«Ich hatte einen Kampf mit mir selbst»
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Neuenschwander über Quarantäne:«Ich hatte einen Kampf mit mir selbst»

SCB-Neuenschwander zum sechsten Mal in Quarantäne
«Ich hatte einen Kampf mit mir selbst»

Drei Monate lang litt Jan Neuenschwander (28) an den Folgen seiner Corona-Erkrankung. Trotzdem muss er jedes Mal in Quarantäne, wenn sich ein Mitspieler beim SCB infiziert. Schon zum sechsten Mal!
Publiziert: 11.02.2021 um 14:13 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:01 Uhr
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Jan Neuenschwander ist Mister Quarantäne.
Foto: TOTO MARTI
Angelo Rocchinotti

Jan Neuenschwander gehörte zu den ersten Spielern, die sich im letzten März mit dem Coronavirus infiziert hatten. Der Stürmer, der damals noch beim EHC Biel unter Vertrag stand, sagt: «Ich habe noch immer Respekt vor dem Virus. Mich hat es relativ stark erwischt. Ich weiss, wie unangenehm es ist und will es nicht noch einmal erleben.»

Als Diabetiker zählt der 28-Jährige zur Risikogruppe, litt in den ersten drei Tagen unter starken Grippesymptomen wie Schüttelfrost, Gliederschmerzen und erhöhter Temperatur. «Ich fühlte mich müde und schwach. Als ich dachte, es werde besser, wurde der Druck auf der Brust immer stärker. Machte ich Yoga, wurde mir schlecht. Nach zwei Wochen ging es bergauf. Doch dann habe ich mich beim Umzug nach Bern wohl übernommen und der Druck auf der Brust wurde noch stärker.»

Drei Monate hätte er Symptome verspürt. «Sie kamen manchmal wie aus dem Nichts.» Mittlerweile seien sie vollständig abgeklungen. «Höchstwahrscheinlich bin ich nun immun», sagt der Bündner. Doch weil seine Erkrankung länger als 90 Tage zurückliegt, muss sich Neuenschwander jedes Mal in Quarantäne begeben, wenn ein Mitspieler positiv getestet wird. Insgesamt sechs Mal musste der Stürmer schon in Quarantäne, was zwei vollen Monaten entspricht.

«Nein, bitte nicht!»

«Dieses Mal war ich wirklich down, hatte einen Kampf mit mir selbst», sagt der SCB-Stürmer, nachdem letzte Woche Ramon Untersander positiv getestet wurde. «Ich machte am Freitag ein kurzes Nickerchen, freute mich aufs zweite Duell gegen die ZSC Lions, nachdem wir am Vorabend endlich einmal gut gespielt hatten. Ich lag noch im Bett, als Sportchefin Florence Schelling anrief und hätte den Anruf am liebsten gar nicht erst entgegengenommen. Ich sagte: ‹Nein, bitte nicht!› Sie entgegnete bloss: ‹Doch, leider schon.›»

Es sei mental nicht einfach. «In jeder Quarantäne versuchst du, das Beste herauszuholen, gut zu trainieren. Dann kehrst du zurück, kommst endlich in einen Spielrhythmus und musst dann erneut in Quarantäne. Du spürst eine Leere, fragst dich, wie du das schaffen sollst, wirst sauer und musst irgendwie den Frust rauslassen.»

Er wohne in einer Dreizimmerwohnung. Ohne Balkon, dafür mit einem Garten, den Neuenschwander nutzen kann. Trotzdem: «Der Platz in der Wohnung ist limitiert. Und wenn ich Sprünge mache oder Sprints hinlege, verursacht das Lärm. Ich habe Nachbarn, die im Homeoffice sind. Man muss Rücksicht nehmen. Es ist seltsam, wenn man während einer Saison 40 Tage nicht auf dem Eis trainieren kann.»

Kochen und Kleiderschrank ausmisten

Neuenschwander will einen geordneten Tagesablauf, stellt den Wecker, ist spätestens um halb neun Uhr auf den Beinen. Die letzte Quarantäne nutzte der 28-Jährige, der Betriebswirtschaft studiert, um für die bevorstehenden Prüfungen zu lernen. Nun leistet ihm auch seine Freundin, die im Homeoffice arbeitet, Gesellschaft. Im April wird das Paar erstmals Eltern. «Das Positive in diesem Jahr. Ich will alles richtig machen, versuche, mich darauf vorzubereiten und lese Bücher.»

Neuenschwanders Tipps gegen die Langeweile? «Kochen. Lesen. Sich weiterbilden. Den Kleiderschrank ausmisten und Putzen.» Kochen sei schon immer eine Lieblingsbeschäftigung gewesen. «Nun wurde es intensiver. Ich habe eine Pasta-Maschine, mache die Teigwaren auch selbst.» Auch Netflix darf nicht fehlen. «Bist du zu zweit, gehen dir irgendwann die Themen aus. Doch am Tag lautet die Devise: So wenig Fernsehen wie möglich.»

Quarantäne beendet – Comeback nicht möglich!

Am Donnerstag unterzog sich Neuenschwander einem Coronatest. Da dieser negativ ausfiel, darf er die Quarantäne nun vorzeitig nach sieben Tagen beenden. Doch am Freitag gegen den ZSC spielen, kann er nicht. Auch mit dem Team trainieren, ist noch nicht möglich. Es gelten noch drei Tage die erweiterten Massnahmen. Das heisst: Ständiges Maske tragen und Abstand halten. Und: Beim nächsten positiven Fall, muss der Stürmer erneut in Quarantäne.

Den Humor hat er trotzdem nicht verloren. «Ich habe mir mal überlegt, was man eigentlich so anstellen muss, um 60 Tage unter Hausarrest gestellt zu werden», sagt Neuenschwander mit einem Schmunzeln.

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