Neuer SCB-Boss Raffainer
«Ich komme nicht, und sage dem SCB, was er machen muss»

Eine 2:5-Klatsche in Rapperswil-Jona zum Amtsantritt. Jetzt ist auch Berns neuer Chief Sports Officer Raeto Raffainer gefordert.
Publiziert: 03.02.2021 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2021 um 10:07 Uhr
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Geschlagene Mutzen: Die Berner reihen Pleite an Pleite.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Angelo Rocchinotti

Seit Dienstag ist Raeto Raffainer (39) Berns neuer Superdirektor. Früh morgens fuhr der ehemalige HCD-Sportchef in Davos los, traf um halb zehn Uhr in der Hauptstadt ein und musste am Abend in Rapperswil-Jona gleich mitansehen, wie sein neues Team auch gegen die Lakers keinen Fuss vor den anderen bringt – und 2:5 verliert. War er schockiert?

«Nein», sagt Raffainer nüchtern. «Ich habe zuhause schon die anderen drei Spiele nach der Berner Quarantäne mitverfolgt. Es sind die üblichen Baustellen, wenn es nicht läuft.» Zuletzt begann der SCB erst zu spielen, als die Partien im letzten Drittel bereits entschieden schienen. Gegen Gottéron und Biel glichen die Mutzen nach einem 2:5- und einem 1:5-Rückstand noch aus, holten gegen die Seeländer immerhin einen Punkt. Gegen die Lakers aber führte das späte Aufbäumen bloss noch zu einem Treffer.

«Dieses Verschnörkelte funktioniert schon lange nicht mehr»

«Es entsteht immer erst aus einer Verzweiflung heraus. Ist es schon fast zu spät, kommt eine gewisse Unbekümmertheit ins Spiel. Ansonsten agieren wir in einzelnen Situationen überhastet, in anderen kommen wir schlicht zu spät», sagt Trainer Mario Kogler. «Die Jungs haben noch nie einen solchen Misserfolg erlebt, gewannen früher auch nach schlechten Spielen. Die Denkweise muss sich ändern. Zu oft spielt man noch ein Pässchen, statt direkt in den Abschluss zu gehen. Dieses Verschnörkelte funktioniert aber schon lange nicht mehr.»

Der SCB dreht sich seit Wochen und Monaten im Kreis. Es scheint, als könne nur noch ein Psychologe helfen. Darüber wurde intern auch schon gebrütet, doch kam man von der Idee wieder ab. Was kann Raffainer tun?

BLICK erreicht den Bündner um kurz vor halb elf Uhr morgens. Er sagt: «Ich komme nicht, und sage dem SCB, was er machen muss. Ich war auch noch nicht bei der Mannschaft. Das würde nur für Unruhe sorgen. Ich habe nun mein Büro eingerichtet, bin froh, funktionieren Computer und Handy. Und nun steht ein erstes Meeting an.»

«Hole keine Ausländer»

In den nächsten Tagen trifft sich Raffainer mit sämtlichen Entscheidungsträgern, mit der Sportchefin Florence Schelling und Verwaltungsratsmitglied Mark Streit, der mit der Mannschaft auch in den Trainings auf dem Eis steht und so zu helfen versucht.

«Es geht nun darum, eine Auslegeordnung vorzunehmen», sagt Raffainer. «Ich habe keinen fixfertigen Plan, schaue mir an, wer welche Aufgaben und Entscheidungskompetenzen hat und überlege mir, was man allenfalls verändern könnte.» Auch müsse man schauen, was das Budget hergebe.

Raffainer betont aber: «Ich bin nicht Sportchef, hole auch keine Ausländer. Kommt ein Vorschlag, frage ich, weshalb es dieser oder jener Ausländer sein soll, wie man auf ihn kam und was er uns bringen kann.»

Leichter wird die Aufgabe für den taumelnden SCB nicht. Nun müssen die Berner, die nun auch nach Punkten pro Spiel (0,87) Tabellenletzter sind, am Donnerstag und Freitag gleich zweimal gegen die ZSC Lions ran.

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