Es gibt zwei Julius Honka. Den höchst talentierten Spieler, den Spektakelmacher erster Güteklasse. Und den Hasardeur, den Verteidiger, der mit einem haarsträubenden Fehler sein Team ins Verderben reissen kann. Das Problem dabei: Den einen Honka gibts nicht ohne den anderen. Das Genie gibts nicht ohne den Wahnsinn.
Am Samstag beim 3:2-Sieg, der die Viertelfinal-Serie gegen Zug auf 2:2 stellt, wird das wieder einmal augenscheinlich. Erst ist es ein herrlicher Sololauf des 28-jährigen Finnen, der die Berner Führung durch Colton Sceviour einleitet. «Zirkus Julius» vom Feinsten. Doch dann ist es Honka, der mit einem Horror-Fehlpass das 1:2 verursacht und die davor nahezu chancenlosen Zuger ins Spiel zurückbringt. Immerhin kommt der SCB mit dem Schrecken davon und lässt sich den Sieg nicht mehr entreissen.
Honkas Hang zum riskanten Spiel ist es auch, weshalb er bei Trainer Jussi Tapola nicht hoch im Kurs ist. Auch wenn dieser nachher sagt: «Ich mag alle meine Spieler.» Und den 1900 verstorbenen amerikanischen Politiker und Diplomaten Edward J. Phelps zitiert: «Ein Mensch, der keine Fehler macht, macht im Allgemeinen nichts.»
Tapola verzichtet lieber auf Spektakel
Wäre der schwedische Abwehrchef Patrik Nemeth nicht für ein Slew Footing gegen Andreas Eder gesperrt gewesen, und der kanadische Stürmer Corban Knight beim 1:6-Debakel in Zug nicht so schwach gewesen, hätte Honka wohl auch den Samstag auf der Tribüne verbracht.
Zum Ärger von Tapola wurde Nemeth für ein zweites Spiel gesperrt. So dürften die beiden Honkas auch am Montag in Zug wieder den Puls der Fans und seines Trainers beschleunigen. Dem Unterhaltungswert der Partie kann das nicht schaden, auch wenn es Tapola noch so recht wäre, wenn sein Team grundsolide, kontrolliert und auch langweilig auftreten würde.
Tapola ist nicht der erste Trainer, der sich die Zähne an Honka ausbeisst. 2014 drafteten die Dallas Stars den U20-Weltmeister bereits in der 1. Runde als Nummer 14. Doch in der NHL konnte sich das Verteidiger-Talent mit dem grossen Offensivdrang in fünf Jahren nicht etablieren. Danach spielte «Willy Honka» je zwei Jahre in Finnland (erst Jyväskylä, dann Lahti) und Schweden (Lulea).
«Sie denken dann, der Coach sei verrückt geworden»
«Wenn du als Coach offensive Verteidiger in einer defensiven Rolle einsetzt, verstehen sie das nicht immer», sagte Tapola vor Monaten der «Berner Zeitung». «Sie denken dann, der Coach sei verrückt geworden, und sehen die Absicht nicht, dass es bloss darum geht, sie zu kompletteren Spielern zu formen.» Und fügte an: «Sie sind Künstler und wollen auch das Publikum unterhalten. Häufig beginnen sie erst gegen 30 damit, an das ganze Spiel zu denken und damit auch an defensive Aspekte und das Gewinnen. Zuvor geht es ihnen meist um Offensive, Skorerpunkte und Entertainment.»
Diesen Reifeprozess wollten Tapola und der SCB dann aber doch nicht abwarten. Honka wurde im Tausch mit Abräumer Marco Maurer zu Servette abgeschoben und gewann mit den Genfern die Champions League. Als der schwedische Verteidiger Theodor Lennström wieder fit war, hatte der Meister aber keine Verwendung mehr für Honka. So kehrte er als Absicherung wieder nach Bern zurück, wo er auch noch einen Vertrag für nächste Saison besitzt. Dass er auch noch nächste Saison unter Tapola spielen wird, scheint aber eher unwahrscheinlich.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |