Verpflichtet ein Team einen neuen Materialwart, sorgt das kaum je für Schlagzeilen. Im Fall von Benny Boquist ist das anders. Als ihn der EV Zug für diese Saison engagiert, macht das in seiner Heimat Schweden rasch die Runde. Denn dort ist der 2,01-Meter-Hüne Kult. Der Grund? Ein Aufstiegstanz.
Boquist arbeitet vor seinem Wechsel in die Schweiz sechs Jahre für den kleinen Klub Oskarshamn, als diesem 2019 im siebten Spiel gegen Timra der Aufstieg in die höchste Liga SHL gelingt. Die Party läuft schon in der Kabine heiss – und da wird der Clip aufgenommen, der den 29-Jährigen berühmt macht. Boquist reisst sich sein Shirt vom Oberkörper, tanzt und schreit «Zigge zagge zigge zagge hoi hoi hoi». Über Nacht wird er zum Star. Medienleute melden sich bei ihm, TV-Stationen auch. Auf der Strasse erkennen ihn die Leute. Oskarshamn druckt T-Shirts mit seinem Gesicht drauf. Seither ist er Kult.
Schon als Schuljunge träumt Boquist davon, Materialwart eines Eishockeyteams zu werden. Die Chance, beim EVZ anzuheuern, lässt er sich nicht entgehen. Sein Ziel ist, den Spielern jeden Wunsch von den Augen ablesen zu können und der beste Materialwart Europas zu sein. In Zug werden ihm dafür optimale Voraussetzungen und Infrastruktur geboten. Doch was Boquist im letzten Jahr noch nicht ahnt: dass sich in Zug sein Leben komplett ändert.
Denn als seine Tanz-Videos viral gehen, wiegt der Schwede rund 150 Kilo. «Zu meinen besten Zeiten waren es sicher auch mal 160 Kilo», gesteht er. Doch bisher hat sich Boquist nie ernsthafte Gedanken gemacht, abzunehmen. Er lebt ungesund. Nach den Partien – die Anspielzeiten in Schweden sind früher als in der Schweiz – gehts in den Ausgang, ein paar Biere werden gekippt. Und im Pro-Kopf-Verzehr von Süssigkeiten sind die Schweden ohnehin Leader. «Schokolade war meine Schwäche.»
Tangnes ermuntert ihn zu gesünderem Leben
Im Leistungszentrum OYM in Cham ZG, der Trainingsbasis des EVZ, ist ungesundes Essen tabu. Dort werden die Mahlzeiten auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Spielers und Sportlers zugeschnitten. Das Glück für Boquist. Doch angetrieben zu einem gesünderen Lebensstil hat ihn Zugs Trainer Dan Tangnes. «Ich riet ihm, sich nicht nur um die Spieler zu kümmern, sondern auch besser um sich selbst. Um seinen Job gut machen zu können, solle er die beste Version von sich selbst werden», erzählt der Norweger.
Doch Tangnes belässt es nicht nur bei Worten. Er hilft seinem neuen Equipment Manager auch mit Taten und begleitet ihn seit September mehrmals wöchentlich auf Spaziergängen. In der Zwischenzeit schafft Boquist rund 25 Kilometer pro Tag. «Am Anfang konnte ich kaum Schritt halten mit Dan», erinnert er sich, «und ging es bergauf, ging es mit mir fast zu Ende.» Mittlerweile läuft er täglich von seiner Wohnung in Cham zur Arbeit, entweder ins OYM oder wie jetzt in den Playoffs sogar rund eine Stunde in die Bossard-Arena nach Zug. Dafür geht er um 6.00 Uhr oder spätestens 6.30 Uhr los. «Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt.»
Härter war die Anpassung des Menüplans. Fünf Monate isst Boquist keinerlei Kohlenhydrate, seit kurzem wieder ab und zu Reis. Seine Ernährung besteht lange Zeit hauptsächlich aus Poulet, Eiern und Hüttenkäse sowie Shakes. «Am Anfang musste ich durchbeissen. Bei der Arbeit habe ich keine Zeit, Hunger zu haben. Aber an freien Tagen hat es mich manchmal fast verrückt gemacht.» Doch die OYM-Köche unterstützen ihn, zaubern auch mal ein gesundes Dessert, das zu seinem Ernährungsplan passt. «Einmal haben sie ein Tiramisu für mich zubereitet, das war richtig lecker.»
Zwölf Kilos purzeln in den ersten drei Wochen
Die Veränderung seines Körpers lässt nicht lange auf sich warten. Sein Startgewicht sind 149 Kilo. «In den ersten drei Wochen nahm ich zwölf Kilo ab.» Neue Klub-Kleider müssen bald bestellt werden. Mittlerweile hat Boquist unfassbare 39 Kilo abgespeckt. «Und ich bin noch nicht fertig», sagt er lachend. Sein Ziel bis zum Saisonende wäre ein Gewicht von 109 Kilo, dazu fehlt ihm nun noch ein Kilo. Doch auch das soll noch nicht das Ende sein. Eine zweistellige Zahl auf der Waage wäre sein Wunsch. Den gesunden Lebensstil will er beibehalten. Denn er fühlt sich viel besser und voller Energie.
Als der Kult-Materialwart über Weihnachten in seine Heimat zurückkehrt, sind seine Freunde in Oskarshamn und seine Mutter in Leksand zunächst geschockt, als sie den neuen, schlankeren Benny sehen. Seither aber fragen sie regelmässig bei ihm nach, wie viele Kilos mittlerweile gepurzelt seien. «Doch die Physios hier in Zug raten mir, nur alle zwei, drei Wochen auf die Waage zu stehen. Denn sonst könnte das Ergebnis auch mal demotivierend sein.» Als grösste Herausforderung steht Boquist nun bald die Sommerpause in der Heimat bevor. «Ich möchte nicht schwerer aus Schweden nach Zug zurückkehren. Das würden die Spieler sofort bemerken.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |