Im Leben geschieht nichts ohne Grund. Dieser Überzeugung ist Kristian Näkyvä. Weil es in seinem Leben sowohl sportlich als auch privat Einschneidendes gegeben hat. Dass er offen darüber redet, dazu hat sich der neue HCD-Verteidiger bewusst entschieden – als ihn vor drei Jahren die Schock-Diagnose Hodenkrebs trifft.
«Meine ersten Gedanken damals? Leben? Oder Tod?», erinnert sich der 32-Jährige. «Wenn jemand den Befund Krebs bekommt, kann das tausend verschiedene Dinge bedeuten. Für mich bedeutete es eine Operation und drei oder vier Monate Chemotherapie. Für andere lebenslange Beschwerden oder den Tod.»
Es ist Februar 2020, seine Saison mit dem schwedischen SHL-Klub Örebro neigt sich dem Ende – für Näkyvä dagegen beginnt der Kampf ums Leben. «Natürlich beschäftigten mich Fragen. Werde ich je wieder Hockey spielen? Ein normales Leben haben?» Er ist erleichtert, als er erfährt, dass er nur einen Chemotherapie-Zyklus benötigt und 96 Prozent der Hodenkrebs-Patienten gut durchkommen.
Törmänen Mut gemacht
Näkyvä verliert seine Haare, die Muskeln. In den Wochen mit täglicher Chemo plagen ihn Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit. «Doch zum Glück ging alles relativ schnell.» Als der Hockey-Profi mit einem persönlichen Coach wieder langsam mit dem Training beginnt, reagiert sein Körper gut. «Das war ein tolles Gefühl und meine Motivation, baldmöglichst aufs Eis zurückzukehren.» Im November 2020 spielt er erstmals wieder für Örebro.
Rückblickend sieht er den Krebs einfach als Teil seines Lebens, «der mich stärker gemacht hat, um auch harte Phasen überstehen zu können». Dass nicht alle dieses Glück haben, wird ihm ein Jahr nach seiner Genesung bewusst, als eine junge finnische Sportlerin an der Krankheit stirbt. Ihr Tod hat ihn erschüttert. «Wir hatten losen Kontakt, machten uns immer wieder Mut. Aufbauende Worte können so viel bewirken, wie es die meiner Teamkollegen bei mir taten.»
Oder jene von Antti Törmänen. 2020 Trainer des EHC Biel, meldet er sich sofort bei Näkyvä, als er in den Zeitungen von dessen Schicksal liest. Die Finnen kennen sich, Törmänen ist von 2007 bis 2009 dessen U20-Coach bei den Espoo Blues. Was Törmänen da noch nicht weiss: Nur wenige Monate später trifft auch ihn die Diagnose brutal. Er erkundigt sich bei Näkyvä, was er von einer Chemotherapie zu erwarten hat. In diesem Sommer treffen sie sich zufällig auf einem Heimflug aus der Schweiz. Näkyvä als Geheilter, Törmänen als erneut Erkrankter.
Sein Glück ist in Davos perfekt
Der HCD-Spieler ist daher dankbar. Für seine Karriere, seine junge Familie. Im Mai sind er und seine Freundin Maija (32) Eltern von Töchterchen Olivia geworden. «Das haben wir uns so sehr gewünscht.» Und ja, er hat sich bei seiner Hodenkrebs-Diagnose die Frage gestellt, ob er je Vater werden kann. Doch die Beratung der Ärzte sei damals sehr gut gewesen. «Man empfahl mir, zur Sicherheit etwas Sperma einzufrieren.» Falls bei der Entfernung des Tumors oder der Operation etwas schiefgehen würde.
Dass er nun mit seiner jungen Familie in Davos gelandet ist, auch das sieht Näkyvä irgendwie als vorbestimmt. In der Altjahreswoche 2022 spielt er mit Örebro den Spengler Cup, seine Freundin begleitet ihn in die Bündner Berge und fühlt sich sofort wohl im Ort. Das hat das Eingewöhnen fern der Heimat für Maija, die er erst nach der Krankheit kennengelernt hat, einfacher gemacht.
Sein Glück ist nach sieben Saisons in Schweden (Örebro, Linköping) in Davos nun perfekt. Dass er als überzähliger Ausländer auch mal auf der Tribüne sitzen muss, damit hadert er nicht allzu sehr. Er versucht, das Positive zu sehen. Die Pause für seinen Körper zum Beispiel, dem er seit dieser Saison wieder zu hundert Prozent vertraut. Aber natürlich, «keiner will derjenige Ausländer sein, der nicht spielen darf, es ist nicht schön, das zu hören».
Doch Näkyvä hat auch diesen Kampf angenommen – mit etwas mehr Gelassenheit seit der Genesung. Denn die Krebs-Erfahrung habe ihm die mentalen Werkzeuge gegeben, um mit solchen Situationen umgehen zu können. «Und auch das Vatersein bringt eine schöne Balance ins Leben. Wenn Olivia mich anlächelt, da kann ich gar nicht traurig sein.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |