Die Zuger kennen diese schwierige Lage. Im letztjährigen Playoff-Final standen sie mit einem 0:3-Rückstand in der Serie gegen die ZSC Lions mit dem Rücken zur Wand und hatten das Scheitern vor Augen, das sie in ein Titel-Märchen verwandelten. Jetzt ist es ein 1:3 gegen Servette im Halbfinal. Einen markanten Unterschied gibt es aber: das Selbstvertrauen. In der letzten Saison ist der EVZ durch die Qualifikation marschiert mit einer Leichtigkeit und Dominanz, die er heuer nicht annähernd erreicht hat.
Bezahlt der Titelverteidiger nun den Preis für eine verkorkste Regular Season? Fern von jeglicher Konstanz, mussten sich die Zuger immer irgendwie durchbeissen. Erst mit einem Steigerungslauf in der Endphase mit sieben Siegen aus den letzten neun Spielen qualifizierte sich der Meister noch direkt für den Viertelfinal. Immer wieder musste davor der Fokus geschärft werden, es war ein mentaler Abnützungskampf, den es so in den zwei, drei Jahren zuvor nicht gegeben hat.
«Unterschätze nie das Herz eines Champions»
Reflexartig reitet man nun darauf herum, dass dem Meister das Out schon im Halbfinal droht. Dabei geht bereits Erreichtes leicht vergessen. Zum Beispiel die bemerkenswerte Bilanz von Trainer Dan Tangnes (44). Als er 2018 als neuer EVZ-Coach vorgestellt wurde, kannte den Norweger niemand. In seiner Trainer-Laufbahn hatte er bis da noch keine einzige Playoff-Serie gewonnen. Das änderte sich in Zug schlagartig. Seit seinem Amtsantritt hat Tangnes ausnahmslos den Playoff-Final erreicht (2020 fielen die Playoffs aus). Unvergessen bleibt sein Titel-Versprechen unter Tränen 2019 nach dem verlorenen Final (1:4) gegen den SCB. Er löste es 2021 und 2022 gleich doppelt ein.
Darauf angesprochen, dass er an der EVZ-Bande noch keinen Halbfinal verloren hat, grätscht Tangnes mit der Antwort rein: «Das habe ich auch jetzt noch nicht. Wir sind mittendrin.» Er traut seinem Team die Wende zu, obwohl es seinen Flow noch nicht gefunden hat. Und auch er als Trainer in Zug erstmals mit Krisen konfrontiert ist. «Unterschätze nie das Herz eines Champions. Das macht die Schönheit der Playoffs aus.»
Das Mentale ist die wichtigste Stärke
Seine Halbfinal-Siegesserie macht Tangnes zwar stolz, doch vor dem wichtigen Spiel fünf gegen Genf tut er sie als Zahlenspielerei ab, die einfach eine gute Schlagzeile liefert. «Ich bleibe lieber in der Gegenwart. So viel geht jetzt hier ab», betont der Meistercoach und tippt sich dabei an den Kopf. «Das Mentale ist nun die wichtigste Stärke, die wir managen müssen.»
Er selbst muss an der perfekten Aufstellung tüfteln. Tangnes weiss: «Bis jetzt haben wir unser bestes Spiel nicht gefunden. Weder als Team noch die einzelnen Spieler. Warum also nicht am Samstag?» Der vorhandene Frust müsse nun richtig kanalisiert und in Energie umgewandelt werden. Leader müssten vorangehen, das übertrage sich auf die ganze Linie.
Und dahinter steht einer, der ebenfalls mit einer grossartigen Serie beeindruckt: Leonardo Genoni (35). Seit 2018 hat der siebenfache Meistergoalie keine Playoff-Serie mehr verloren. Er duelliert sich allerdings mit einem Torhüter, dessen Fangquote im Halbfinal besser als die eigene ist: Genfs Robert Mayer (33) brilliert mit 94,7 Prozent, Genonis Quote liegt bei 93,9 Prozent. Aber was sind schon Zahlen in den Playoffs?
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |