Man braucht gar nicht auf die Skorerliste zu schauen, um zu erkennen, wer bisher die grosse Figur dieser Playoffs ist. Keiner hat solch eine Präsenz wie Tanner Richard, der am Donnerstag beim Sieg in Zug (3:2 n.V.) seinen 30. Geburtstag feierte.
«Als ich klein war, habe ich mir zum Geburtstag Pokémon-Karten gewünscht», sagt er. «Heute bin ich ein erwachsener Mann und möchte Playoff-Spiele gewinnen. Dies ist der erste Sieg meiner Karriere an meinem Geburtstag.» Dabei hätte es auch ein «schrecklicher Geburtstag werden können», wie Richard einräumt. In der Verlängerung umarmt er Sven Senteler (30) von hinten und muss auf der Strafbank bangen. «Aber die Jungs haben es perfekt gemacht.» Schelmisch erkundigte sich Richard nach dem Spiel, ob man die Strafe gegen ihn wirklich pfeifen musste. Ja, musste man.
Servette profitiert wenig später von einem Fehler von Christian Djoos (28). Dabei zeigt Richard seine Klasse. Backhand spielt er den Querpass über einen Stock hinweg, den Marc-Antoine Pouliot (37) zum Siegestor verwertet.
Bereits im Viertelfinal gegen Lugano hatte das Schweiz-Kanadier-Duo in der Overtime Lugano den Zahn gezogen.
In der Serie gegen die Tessiner hatte der Mann mit dem losen Mundwerk ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sich mit den Tessiner Spielern und Anhängern («In Lugano benehmen sich die Fans wie Zirkustiere») angelegt und Trashtalk geredet.
«Zug ist ein gefährliches Team»
Der Sohn von Rappi- und ZSC-Legende Mike Richard (56) übernimmt die Rolle des Provokateurs von Herzen gern, das spürt man. Wenn der Druck steigt und es heiss wird, ist er in seinem Element. Er stürzt sich mit dem Messer zwischen den Zähnen in die Zweikämpfe, im Eifer räumt er auch mal einen Teamkollegen ab.
Er spielt zuckersüsse Pässe, wie jenen, den Vincent Praplan (28) im ersten Halbfinal-Spiel nur noch zum 1:1 über die Linie drücken muss. Und beim Jubel zeigt er, dass er es liebt, im Mittelpunkt zu stehen. Er nickt mehrfach, als wollte er sagen: Ja, ich habe diesen Pass gespielt.
Und Richard dominiert bei den Bullys. 57 Prozent der Anspiele hat er bisher für sich entschieden. Es zahlt sich nun aus, dass er während seiner Zeit in der AHL intensiv an Bully-Technik und -Timing gearbeitet hatte, um eine Chance in der NHL bei Tampa Bay, wo er dreimal zum Zug kam, zu kriegen.
Ganz nebenbei bucht Richard auch noch. Mit 11 Punkten ist er der beste Skorer der Playoffs. Seit er 2017 aus Nordamerika zurückkehrte, ist seine Produktion in den Playoffs (0,92 Punkte pro Spiel) höher als in der Quali (0,68). Während sich andere in den Playoffs verkriechen, blüht «Richard Löwenherz» erst so richtig auf.
Noch ein Sieg fehlt zum Final-Einzug. Am Samstag haben die Genfer den ersten von drei Matchpucks. «Wir müssen einfach weiter unser Spiel spielen», sagt Richard. «Die Zuger werden alles geben. Sie haben letztes Jahr im Final einen 0:3-Rückstand aufgeholt. Das ist ein gefährliches Team.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |