Geständnis nach Bieler Final-Märchen
Sportchef Steinegger: «Im letzten Jahr kamen bei mir Zweifel auf»

Er ist als Sportchef der Baumeister des Bieler Hockeymärchens. Musste in der Halbfinal-Serie gegen den ZSC auch zweimal an der Bande aushelfen. Im Blick-Interview ordnet Martin Steinegger (51) den Final-Einzug ein.
Publiziert: 07.04.2023 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2023 um 07:38 Uhr
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Biel-Sportchef Martin Steinegger war während der Halbfinal-Serie an allen Fronten gefordert.
Foto: freshfocus
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Sie sind Bieler. Was bedeutet diese Final-Qualifikation für den Verein?
Martin Steinegger: Jeder Eishockeyspieler träumt von Finals und davon, Titel zu gewinnen. Trotzdem muss man realistisch bleiben, vom Budget her gehören wir nicht zu den Top 4 oder den Top 6. In unserer Situation muss man dann bereit sein, wenn sich ein Fenster öffnet. Genau das ist jetzt passiert. Wir haben eine gute Mannschaft, uns über die ganze Saison viel Selbstvertrauen geholt und jeder hat gemerkt, dass sich dieses Fenster für uns geöffnet hat. Für den EHC Biel ist das natürlich eine tolle Geschichte.

Haben Sie persönlich immer daran geglaubt oder doch auch Zweifel gehabt?
Ich habe schon immer daran geglaubt. Aber dieser Glaube war auch immer mit der Hoffnung und dem Wunsch durchmischt. Ich muss aber zugeben, dass ich an der letztjährigen Viertelfinal-Niederlage gegen die ZSC Lions sehr zu kauen hatte. Ich hatte da das Gefühl, dass wir grandios gespielt haben und ich wusste nicht, was wir hätten besser machen können. Da kamen auch Zweifel auf. Aber als Sportler steht man eben wieder auf.

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Was Ihre Mannschaft in dieser Halbfinal-Serie gegen den ZSC geleistet hat, nachdem unmittelbar zuvor die neuerliche Krebs-Diagnose bei Trainer Antti Törmänen bekannt wurde, muss für Sie unglaublich sein.
Die Reaktion der Jungs war hervorragend. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass sie näher zusammengerückt sind. Aber ich denke schon, dass es mental etwas ausgelöst hat, als alle damit konfrontiert wurden, dass es Wichtigeres gibt, als ein Hockeyspiel zu gewinnen oder zu verlieren. Aber es musste, so hart es sich auch anhört, trotzdem weitergehen. Es hätte so sein können, dass wir alle einfach traurig sind und den Halbfinal weg schenken. Aber die Mannschaft hat sich anders entschieden, wir haben uns anders entschieden und vor allem Antti hat sich anders entschieden. Das war das wichtigste Signal für die Mannschaft.

Der EHC Biel hatte grosse Zeiten, war 1978, 1981 und 1983 jeweils Meister. Welche Erinnerungen haben Sie noch daran?
Ich bin zwar schon langsam alt, aber so alt dann doch noch nicht, dass dies wirklich noch präsent wäre. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich beim letzten Titel 1983 elf Jahre alt war und normalerweise um diese Zeit im Bett hätte sein müssen. Aber mein Vater, der damals der Eismeister war, hat es mir erlaubt, mitzukommen und als der Titel Tatsache war, stand ich auf dem Eis.

Ist das wirklich die einzige Erinnerung?
Die anderen Erinnerungen gingen wohl im Lauf der Jahre durch die eine oder andere Hirnerschütterung, die ich als Spieler hatte, verloren (lacht).

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«Da haben sie mir gesagt, dass ich nicht mehr erwünscht sei»
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Sie mussten in der Halbfinal-Serie für Headcoach Antti Törmänen einspringen, als dieser nach einer Operation ausfiel – und die Stürmer coachen. Und zuletzt auch noch Assistenztrainer Oliver David ersetzen, weil er krank war – und die Verteidiger coachen. Übernehmen Sie im Final dann auch mal noch die Goalies?
Nein. Von Goalies habe ich keine Ahnung – da bin ich froh, dass wir unseren Goalietrainer Marco Streit haben.

Aber wie war es für Sie, erneut in einer anderen Rolle an der Bande zu stehen?
Etwas überraschend. Am Nachmittag kam plötzlich der Anruf, dass sich Oliver krank abgemeldet hat. Dann haben wir uns kurz beraten und entschieden, dass ich seinen Part mit den Verteidigern übernehme. Die Verteidiger zu coachen, ist in der Regel auch einfacher.

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Es gab dann rasch einmal drei Tore für die ZSC Lions. Haben Sie sich da gefragt, ob das wirklich eine gute Idee war?
Oliver ist ja auch für das Boxplay zuständig, das so gut funktioniert hat. Und als wir dann gleich zwei Unterzahl-Treffer kassierten, haben sie mir schon gesagt, dass ich nicht mehr erwünscht sei (lacht). Ich bin dann schon froh, wenn die Coaches alle zurück sind und sie sich zusammen dem Final annehmen.

Ansonsten passt gerade alles zusammen. Mit Damien Brunner hat sich im letzten Halbfinalspiel auch noch der letzte verletzte Spieler zurückgemeldet. Besser könnte es vor dem Final nicht sein.
Es gibt sicher schlimmere Szenarien, das ist so.

Fällt dadurch der vielleicht noch bestehende Unterschied in der Breite zu den eigentlichen Topteams nicht mehr ins Gewicht?
Wir hatten zwischenzeitlich auch ein, zwei oder drei Ausfälle. Dies vermochten wir jeweils gut zu kompensieren. Aber klar, wenn es mehr sind, dann fehlt uns der eine oder andere in der Breite und dann wird es schwieriger. Deshalb bin ich extrem glücklich, dass wir Stand heute den Final komplett vorbereiten können.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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