Am Donnerstagabend hatte SCB-Coach Jussi Tapola in Fribourg seinen Goalie Adam Reideborn (33) trotz dessen Fehlgriff beim entscheidenden 1:2 gelobt. Der Schwede habe grossartig gespielt, sagte er. Gleich hatte es beim Finnen schon nach der Overtime-Niederlage (3:4 n.V.) zum Start der Zähringer Derby-Serie geklungen, als Philip Wüthrich (28) bei einem Gegentreffer von Lucas Wallmark nicht glücklich ausgesehen hatte.
In beiden Fällen entpuppte sich das Lob als schlechtes Omen für die Goalies: Tapola setzte im nächsten Spiel auf den Konkurrenten. Für Wüthrich gab es auch nach dem Sieg am Samstag (3:2 n.V.) Blumen vom Chef. Die hatte er sich auch redlich verdient. Vor allem in der Overtime war der Berner, der ab nächster Saison in Ambri spielen wird, einige Male gefordert und verhinderte das Saison-Aus des SCB. «Er hat wirklich grossartig gespielt», sagte Tapola. «Wie er in ein Spiel, wie dieses, gestiegen ist und gespielt hat, zeigt auch seinen Charakter.»
Auf die Bemerkung eines Journalisten, dass es keinen Grund gebe, den Goalie erneut zu wechseln, antwortete der 51-Jährige lachend: «Das sind immer die gleichen Fragen nach den Goalies. Wir erholen uns erst einmal von diesem Spiel und dann schauen wir, wie es um das Kader steht, und entscheiden dann.»
«Es geht weniger um die Goalies als um die gesamte Aufstellung»
Mit der Rückkehr des zuvor verletzten schwedischen Verteidigers Hardy Häman Aktell hatte er am Samstag wieder sechs ausländische Feldspieler zur Verfügung, nachdem Topskorer Austin Czarnik zuletzt dreimal verletzt ausgefallen ist. «Wenn man einen ausländischen Goalie hat, geht es weniger um die Goalies als um die gesamte Aufstellung.»
Wüthrich hatte schon vor einem Jahr seine Nerven- und Charakterstärke unter Beweis gestellt, als er im sechsten Viertelfinal mitten in Tapolas «Goalie-Roulette» vor eigenem Anhang einen EVZ-Matchpuck mit einem Shutout abgewehrt hatte. Darauf setzte Tapola im entscheidenden letzten Spiel in Zug (0:3) wieder auf Reideborn. Damals war der ehemalige Lehrer allerdings mit den ausländischen Alternativen nicht glücklich gewesen.
Dass Wüthrich ein Goalie ist, der in wichtigen Spielen kühlen Kopf bewahrt, hat er in seiner Laufbahn schon gezeigt. Zweimal wurde er mit den U17- und einmal mit den U20-Junioren des SCB Meister, 2019 hexte er Langenthal mit einer grandiosen Abwehrquote von 95,4 Prozent zum Titel in der Swiss League und 2021 stand er im Cupfinal gegen die ZSC Lions im Tor, als der SCB seinen letzten Erfolg feierte. Andererseits kann Reideborn zwei KHL-Titel mit ZSKA Moskau vorweisen. Einen als Ersatzmann und einen als Nummer 1 vor seinem Wechsel nach Bern 2023.
Tapola ist alles zuzutrauen
Tapola hat einen harten Kopf. Ihm ist alles zuzutrauen. Sollte er sich gegen Wüthrich entscheiden und wieder mit Reideborn scheitern, könnte ihn dies allerdings trotz Vertrag bis 2026 den Job kosten.
Solche Gedankenspiele muss sich auf der gegnerischen Seite Lars Leuenberger nicht machen. Reto Berra ist unbestritten und hat das Fernduell gegen Reideborn/Wüthrich bisher für sich entschieden. Fribourg führt 3:2 – und Leuenberger ist seinen Job als Chef nach der Saison ohnehin los, wenn er als Assistent von Roger Rönnberg in die zweite Reihe tritt.