Darum gehts
Mit einem Feuerwerk von vier Toren in den letzten sechs Minuten, der aus einer 2:1-Führung noch eine 2:5-Niederlage werden liess, beendeten die ZSC Lions die Saison des EHC Kloten abrupt. Wegen des Drehbuchs der Partie war die Enttäuschung bei den Zürcher Unterländern riesig. Den grossen Favoriten in ein sechstes Viertelfinal-Spiel zu zwingen, war greifbar nah.
Trotzdem konnten die Klotener die Swiss Life Arena erhobenen Hauptes verlassen, sie haben eine starke Saison gespielt. Nach einer chaotischen Spielzeit 2023/24 wurden sie unter der neuen Führung mit Jung-Sportchef Ricardo Schödler (36) und Trainer Lauri Marjamäki (47) zum Überraschungsteam. Dass sie nach einem schwierigen Start in ihre erste Playoff-Serie seit neun Jahren zum Schluss dem ZSC alles abverlangen, darf den Klotenern ein gutes Gefühl geben.
Einige neue Gesichter werden erwartet
Mit dem Tag des Saisonendes beginnt beim EHC Kloten bereits die anspruchsvolle Arbeit der Bestätigung. «Wir wollen auch nächste Saison wieder angreifen und in dieser entscheidenden Phase der Meisterschaft erneut dabei sein, das ist logisch. Aber über konkrete Saisonziele können wir dann später diskutieren», gibt Schödler den Takt vor. Er sagt auch: «Es gibt noch viele kleine Prozesse, wo wir noch nicht dort sind, wo wir gerne wären, um einen Schritt weiterzukommen. Dies betrifft aber nicht nur die nächste Saison.»
Auf die kommende Spielzeit gibt es im Kloten-Kader Veränderungen. Vor allem bei den Ausländern wird man einige neue Gesichter sehen, von den aktuellen Söldnern besitzt bislang einzig der nicht über alle Zweifel erhabene Tyler Morley einen Vertrag für die nächste Saison. Schon klar ist, dass in der Verteidigung Sami Niku (Lausanne) geht und Max Lindroth (Turku) kommt. Kloten will auch in die kommende Saison mit sechs Ausländern starten. Ein fixer siebter Söldner, so wie das mittlerweile viele andere Vereine praktizieren, liegt gemäss Schödler aus finanziellen Gründen nicht drin.
Der «Fall Aaltonen» und die Kloten-Werte
Seine grösste Herausforderung wird es sein, einen neuen Miro Aaltonen zu finden. Der Abgang des Topskorers im Januar nach dessen Kokain-Intermezzo hat eine Lücke hinterlassen, die Kloten im Quali-Endspurt um ein Haar Kopf und Kragen gekostet hätte. Trotzdem würde Schödler den Fall «nochmals genau gleich handhaben». Eine Trennung war für ihn alternativlos: «Bei uns geht es nur übers Kollektiv, die Mannschaft als Ganzes steht im Vordergrund.»
Der EHC Kloten will sich über seine Werte definieren und diese sind für Schödler nicht verhandelbar. Er hat in diesem Bereich einen neuen Wind reingebracht, will beispielsweise, dass jeder den anderen grüsst – von der Teppichetage über den Eismeister, bis zum jüngsten Junior. Am besten per Namen. «Der Umgang miteinander ist zentral und macht uns aus», betont Schödler. Das neue Klotener Wir-Gefühl und der darin gipfelnde Zusammenhalt der Mannschaft haben die Aufbruchstimmung erst möglich gemacht.
Ist Kloten gewappnet für Rückschläge?
Die jungen Spieler sind Klotens Kapital für die Zukunft. Mischa Ramel (21) und Rafael Meier (19) haben schon in dieser Saison für Furore gesorgt, in Zukunft sollen dies auch Meiers Zwillingsbruder Simon und weitere Eigengewächse wie Cyrill Keller (18) tun. Dazu kommen mit Leandro Hausheer (22, Lugano), Noah Delémont (23, Fribourg/Biel) und Goalie Ewan Huet (20) spannende Spieler von Aussen.
«Lauri und ich werden nun vermehrt unsere Ideen einbauen, was zuvor zum Teil nicht möglich war», sagt Schödler. Die Basis für ein gutes Fundament scheint in Kloten gelegt. Entscheidend wird aber auch sein, wie die neue sportliche Führung mit allfälligen grösseren Rückschlägen umgeht. Zum aktuellen Zeitpunkt kann dies nicht beurteilt werden, weil es sie noch nicht gegeben hat.