Hier checkt Lausannes Gavin Bayreuther den Linesman um
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Neuer Kamerawinkel der Szene:Hier checkt Lausannes Gavin Bayreuther den Linesman um

Verbandsjustiz versagt
Bayreuther kommt wegen Skandal-Urteil ungeschoren davon

Ein Schiedsrichter wird von hinten umgefahren – und nichts passiert. Menschliches Versagen und Lücken im Reglement machen es möglich. Ein Playoff-Skandal um Lausanne-Spieler Gavin Bayreuther.
Publiziert: 21.03.2025 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2025 um 16:20 Uhr
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In den Rücken gefallen: Bayreuther stösst Linesman von hinten um.
Foto: Dino Kessler

Darum gehts

  • Lausanne-Verteidiger Bayreuther streckt Linesman nieder, bleibt aber unbestraft
  • Fehlerkette beginnt auf dem Eis, Refs reagieren nicht auf Vergehen
  • Sounding Board von Swiss Ice Hockey besteht aus drei Personen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Mittwoch, 19. März 2025. Spiel vier zwischen den SCL Tigers und Lausanne. In der 47. Spielminute springt Lausanne-Verteidiger Gavin Bayreuther (30, USA) über die Bande aufs Eis und streckt den rückwärts auf ihn zufahrenden Linesman Dario Fuchs mit dem Ellbogen nieder. Bayreuther reduziert sein Tempo kaum und macht auch keine Anstalten, dem Schiedsrichter auszuweichen. Der Fall ist eigentlich klar: Bayreuther muss mit einer Sperre rechnen.

Zwei Tage später der Skandal: Bayreuther kommt ohne Strafe davon. Ist schon 1. April? Wer ist dafür verantwortlich? Die Fehlerkette beginnt auf dem Eis: Die Refs reagieren nicht auf das Vergehen, das direkt vor den Augen von Headschiedsrichter Stricker geschieht. Hätten die Refs eine Spieldauerstrafe ausgesprochen, wäre der Fall auf dem Schreibtisch des Einzelrichters gelandet, der Bayreuther folgerichtig gesperrt hätte.

Lausanne-Bayreuther mit Ellbogencheck gegen Linesman
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Das wird ein Nachspiel haben:Lausanne-Bayreuther mit Ellbogencheck gegen Linesman

Auch die zweite Instanz versagt

Die zweite Instanz? Das «Sounding Board» von Swiss Ice Hockey. Ein Gremium, das per Mehrheitsentscheid Anträge beim Schiedsrichterwesen oder dem Offiziellen für Spielersicherheit einreichen kann und muss. Es besteht aus Philipp Rytz (Schiedsrichterwesen), Ryan Gardner (Offizieller für Spielersicherheit) und Marc Reichert (Spielervereinigung SIHPU). Dieses Gremium beschäftigt sich mit vorgetäuschten Verletzungen, Schwalben und Vergehen gegen die Schiedsrichter. In diesem Fall entschieden Gardner und Reichert aus unerfindlichen Gründen, dass kein Vergehen vorliegt.

Also konnte auch kein Antrag an den Einzelrichter erfolgen. Schiedsrichtervertreter Rytz stellte gar noch ein Wiedererwägungsgesuch – vergeblich. Gardner und Reichert blieben bei ihrer Meinung. Wie ist das möglich?

Das Regelwerk muss überarbeitet werden

Aufgrund des Regelwerks musste der Fall danach abgeschlossen werden. Also muss das Regelwerk überdacht werden. Braucht es dieses Sounding Board, wenn es offensichtlich den Job nicht macht? Ins Leben gerufen wurde diese Instanz vor zwei Jahren durch die Sportdirektoren der Klubs. Die Motivation? Ehemalige Spieler sollen ihre Expertise bei kniffligen Fällen einbringen. Ein Rohrkrepierer. Das Sounding Board hat grundsätzlich den Auftrag, in Zweifelsfällen einen Antrag zu stellen, damit die nächste Instanz ein Auge darauf werfen kann. Dieser Fall ist aber nicht zweifelhaft, sondern eindeutig. Ein Totalversagen auf dieser Stufe.

Werden die Refs zu Freiwild?

Auch das Regelwerk ist nicht ganz dicht. Wenn die Schiedsrichter und das Sounding Board versagen, müsste immer noch eine weitere Instanz dafür sorgen können, dass dem Recht Rechnung getragen wird. Es muss gewährleistet sein, dass bei Vergehen gegen die Schiedsrichter eine Strafe erfolgt. Wundern werden sich jetzt viele Klubs und Spieler, die in letzter Zeit auch für weniger schwerwiegende Vergehen gegen Schiedsrichter Sperren und Bussen aufgebrummt bekamen. Und die Schiedsrichter müssen sich fragen, ob sie ab jetzt Freiwild sind.

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