Alles für Drei-Monats-Vertrag
Nyffeler gab für Mini-Comeback bei Lugano den Job auf

Dominic Nyffeler hatte mit seiner Hockey-Karriere abgeschlossen. Bis ein Anruf aus Lugano kam. Für einen dreimonatigen Vertrag änderte der 31-jährige Goalie sein ganzes Leben wieder.
Publiziert: 07.12.2024 um 08:53 Uhr
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Beim HC Lugano wurde Aushilfsgoalie Dominic Nyffeler schon zweimal eingewechselt.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Dominic Nyffeler kehrt überraschend ins Profi-Eishockey zurück
  • Lugano holt den zurückgetretenen Goalie für drei Monate
  • Der 31-Jährige gab seinen neuen Job dafür auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Er hatte sich auf dem Eis verabschiedet, Mitte März nach dem letzten Playoff-Spiel mit dem EHC Olten. Von den Fans – und von der Hockeybühne. Weil der Klub ihn mit der Neuausrichtung überraschte und die Option in seinem Vertrag nicht zog, beendete Dominic Nyffeler mit 31 Jahren seine Karriere als Torhüter. Nach zwölf Saisons in der Swiss League und mit 13 Einsätzen in der National League. Der Vater von drei Kindern tauchte in das «normale» Leben ein – und nur sieben Monate später auf der Hockeybühne wieder auf. Wie das?

Es ist ein Anruf Anfang Oktober, der seinen Alltag wieder auf den Kopf stellt. «Ich war auf dem Heimweg von meiner Arbeit in Bern ins Zürcher Oberland», erinnert er sich. Am anderen Ende der Leitung: Luganos Sportchef Hnat Domenichelli. Er hat ein Goalie-Problem, weil Niklas Schlegel (30) und Joren van Pottelberghe (27) gleichzeitig verletzt ausfallen. Domenichelli möchte für ein paar Monate nebst Adam Huska (27, Slk) einen Schweizer Torhüter im Kader zur Absicherung.

Er fragt Nyffeler, ob er sich fit gehalten hat über die Sommermonate. Hat er nicht, zumindest nicht, wie es ein Profisportler würde. «Ich war nur regelmässig Joggen mit meiner Frau», so Nyffeler, «deshalb sagte ich im ersten Moment Nein.» Nein zur Frage, ob er sich eine Rückkehr vorstellen könnte.

Erst im September hat Nyffeler seine Stelle im Bereich Vermarktung/Verkauf in einer Immobilien-Firma angetreten und dort betont, dass Hockey für ihn abgeschlossen sei. Auch seiner Frau Valentina (33) gibt er sein Wort, dass er mit dem Thema durch ist und sie sowie die Kids Hailey (7), Myles (6) und Zayn (2) nicht mehr im Stich lassen werde. Die Familie ist im Sommer nach Russikon ZH gezogen, in die Nähe der Grosseltern.

Nyffeler geniesst diese Zusatzrunde

Als er seiner Frau von Domenichellis Anruf und dem Grund dafür erzählt, sprechen sie offen darüber. Sie ermuntert ihn, den Sportchef gleich nochmals anzurufen und es zu versuchen, in zwei Wochen in Spielform zu kommen. Ein Tryout dieser Dauer ist ihm von Domenichelli angeboten worden. Nyffeler überlegt es sich – und wagt das Abenteuer, das hektisch beginnt.

Denn Nyffeler muss sich zuerst eine Ausrüstung zusammensuchen, vieles davon hat er nicht mehr. Sein jüngerer Bruder Melvin (29), der bei den Lakers im Kasten steht, hilft ihm mit Brustpanzer und Hosen aus. Er ruft den Ausrüster an, organisiert sich den Rest. Seine letzte Maske hat er noch behalten. Beim neuen Arbeitgeber bittet er um Aufschub, «ich war noch in der Probezeit, doch der Chef hatte Verständnis», und gibt ihm einfach die zwei Wochen Zeit fürs Tryout. In der Familie organisiert er Hilfe für seine in Teilzeit arbeitende Frau, die voll hinter ihm steht, und die Betreuung der Kinder.

Bevor er in Lugano antrabt, steht er in der Goalie-Schule PGS in Kloten in den Kasten und stellt sich den Schüssen von Bruder Melvin. Zudem geht er mit dem EHC Wetzikon aufs Eis. «Ich wusste wirklich nicht, ob es funktioniert», gesteht Dominic Nyffeler. Doch sieben Monate nach seinem Rücktritt gibt er das Comeback, er gibt seinen Job auf und angelt sich einen Vertrag beim kriselnden Lugano bis Ende Januar. «Jetzt fühlt es sich an, als hätte ich nie aufgehört.» Nyffeler geniesst diese Zusatzrunde, selbst wenn er in der aktuell angespannten Situation nicht zu allzu vielen Einsätzen kommen wird.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
27
32
58
2
HC Davos
HC Davos
31
26
57
3
Lausanne HC
Lausanne HC
30
9
56
4
EHC Kloten
EHC Kloten
31
0
53
5
SC Bern
SC Bern
30
17
52
6
EV Zug
EV Zug
29
16
46
7
SCL Tigers
SCL Tigers
29
3
41
8
EHC Biel
EHC Biel
29
1
40
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
30
-8
39
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
30
-19
39
11
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
31
-15
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
27
0
36
13
HC Lugano
HC Lugano
29
-22
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
29
-40
26
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