Wenn es an der WM in Prag im Schweizer Team überhaupt Verlierer gab, war Philipp Kurashev (25) einer von ihnen. Der Stürmer der Chicago Blackhawks begann das Turnier in einer bedeutenden Rolle und spielte beim Auftakt-Sieg gegen Norwegen über 17 Minuten. Doch obwohl er in den ersten beiden Partien noch je einen Assist buchte, kam Kurashev offensiv nie richtig auf Touren und hatte nicht den Einfluss aufs Spiel, den man sich von einem NHL-Stammspieler, der eben seine produktivste Saison (54 Punkte) hinter sich hatte, erwartet.
Nati-Coach Patrick Fischer versuchte vieles, fand aber nie einen Platz für den NHL-Star. So spielte der Berner im letzten Gruppenspiel nur noch sechs Minuten und sass dann bei den grossen Auftritten gegen Deutschland (3:1) im Viertelfinal und Kanada (3:2 n.P.) im Halbfinal überzählig auf der Tribüne. Im Final gegen Tschechien (0:2) kam er dann wieder ins Team – als 13. Stürmer, der nur etwas mehr als fünf Minuten auf dem Eis stand.
Zurück in der NHL bekam Kurashev in Chicago eine neue Rolle. Er sollte nicht mehr an der Seite von Wunderknabe Connor Bedard (19), mit dem er ausgezeichnet harmoniert hatte, spielen, sondern die zweite Linie führen, nachdem die Blackhawks letzte Saison 59 Niederlagen eingefahren hatten und das zweitschlechteste Team der Liga gewesen waren.
Doch nach sechs Spielen, von denen vier verloren gingen, stand Kurashev nur mit einem Tor und einer Plus/Minus-Bilanz von -6 da. Und nach der 2:4-Pleite gegen die Buffalo Sabres zog Coach Luke Richardson die Reissleine und verbannte den Schweizer in der Nacht auf Mittwoch gegen die Vancouver Canucks auf die Tribüne.
«Wir erwarten mehr Physis von ihm»
«Er hatte nicht gerade ein gutes Spiel und wir erwarten mehr von ihm», sagte der Kanadier. «Er hat sich in den letzten zwei Jahren gut entwickelt und war letztes Jahr stark. Sein Start war ganz gut, nicht von den Zahlen, aber da haben alle bei uns Nachholbedarf. Ich weiss, dass er keiner für die vierte Reihe ist, der seinen Körper in jeden Zweikampf wirft, aber wir erwarten mehr Physis von ihm, gerade in den Zweikämpfen um den Puck. Er setzt seinen Körper nicht richtig ein und trifft nicht immer die richtige Entscheidung. Deswegen war er im letzten Spiel nicht gut. Es waren nicht nur einzelne Szenen, sondern das komplette Spiel über. Er soll das als Weckruf verstehen und sich steigern.»
Die Niederlage gegen die Sabres, die davor nur einmal gewonnen hatten, machte Richardson sauer. «Daran ist nicht ein Spieler schuld, aber wenn man anschaut, was gut und was schlecht lief, dann fällt auf, wenn ein Spieler wie Kurschy besonders häufig Dinge falsch gemacht hat», wird der 55-Jährige weiter auf nhl.com zitiert.
Die gute Nachricht für Kurashev, dessen 2,25-Millionen-Dollar-Vertrag im Frühling ausläuft: Im Gegensatz zur Nati, die ohne ihn zwei grosse Siege feierte, setzt es für Chicago gegen Vancouver mit Torschütze Pius Suter eine weitere Niederlage (3:6) ab.